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Das höllische Ich

Das höllische Ich

Titel: Das höllische Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesehen.«
    Normalerweise gab ich meine Identität nicht so schnell bekannt. Hier machte ich eine Ausnahme. Den Grund kannte ich selbst nicht. Ich musste es einfach tun. Es erwischte mich irgendwie ein Zwang. Und so erklärte ich ihm, wer wir waren.
    »Polizei?«, vergewisserte er sich.
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Wollen wir das nicht in der Wohnung besprechen?«, fragte ich einladend und gab ihm den Weg frei.
    Er bedankte sich mit einem Nicken und ging an Suko und mir vorbei. Mein Freund schien mit ihm seine Probleme zu haben, denn er schaute ihn sehr skeptisch an.
    Ruben ging durch den Flur. Er benahm sich dabei nicht wie jemand, der die Wohnung zum ersten Mal betrat. Zielstrebig bewegte er sich auf das Wohnzimmer zu, dessen Tür wir nicht geschlossen hatten. Er schaute weder nach links noch nach rechts. Die verkohlten Bilder schienen ihn gar nicht zu interessieren. Erst in der Mitte des Wohnzimmers blieb er stehen und schaute sich um.
    Etwa eine halbe Minute verging, ohne dass jemand von uns auch nur ein Wort sprach. Bruder Ruben zeigte äußerlich keine Reaktion, und als er genug gesehen hatte, nickte er.
    »Was meinen Sie?«, fragte ich.
    Mit einer Drehung nach rechts wandte er sich mir zu. »Das kann ich euch gern sagen. Lou weilt nicht mehr unter den Lebenden.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Suko.
    Rüben streckte die Hand aus und bewegte sie im Kreis. »Seine Bilder, auf die er so stolz war, wurden vernichtet. Sie alle sind verbrannt. Er braucht sie nicht mehr. Er muss nicht noch weiterhin Kraft schöpfen. Es liegt hinter ihm.«
    »Was?«
    »Sein Leben, Suko«, half ich meinem Freund auf die Sprünge.
    »Ah ja, das stimmt.«
    »Er war ein Mörder«, sagte mein Partner.
    Rüben schaute ihn aus seinen hellen Augen an. »Ja, das ist mir bekannt. Er hat sich schuldig gemacht. An seinen Händen klebte Blut. Ich konnte es nicht verhindern.«
    »Hätten Sie es denn gekonnt?«, fragte ich.
    Bruder Rüben senkte den Blick. »Ich bin mir nicht sicher. Hätte ich früh genug Bescheid gewusst, bei Gott, ich hätte alles versucht, das müssen Sie mir glauben.«
    »Woher wussten Sie, dass er tot ist?«
    Rüben schaute mich an. »Manchmal weiß man, was passiert. Man spürt es, man fühlt es. Können Sie das begreifen? Geht es Ihnen nicht auch so, John?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete ich und fragte mich, wieso er mich mit Vornamen ansprach.
    Rüben nickte vor sich hin. »Ich war mit Lou verbunden. Er war ein guter Mensch...«
    »Und ein Doppelmörder«, erinnerte ich ihn. Ich rechnete damit, dass Rüben zusammenzucken würde, aber das tat er nicht.
    Er stand da und schaute mich ruhig an. »Und Sie haben ihn nicht retten können, obwohl Sie bei seinem Ableben dabei gewesen sind.«
    Die Überraschungen rissen nicht ab. Suko und ich schauten uns an und schüttelten dabei die Köpfe, wobei wir beinahe zugleich erklärten, dass Rüben gut informiert war.
    »Ich streite es nicht ab.« Er breitete die Arme aus. »Man weiß vieles, und man bemerkt dabei seine eigene Schwäche, die man leider nicht besiegen kann. Es gibt immer wieder Feinde und Gegner, auch dagegen kann man sich nicht wappnen.« Er schaute uns fast bittend in die Augen. »Lou ist kein Mörder gewesen, das müssen Sie mir glauben, obwohl er die beiden Menschen so grausam umbrachte. Das war er nicht wirklich.«
    »Wer war es dann?«, fragte ich.
    Bruder Rüben runzelte die Stirn. »Es ist schwer, darauf eine gute Antwort zu geben.«
    Die hatte ich, obwohl ich sie in eine Frage kleidete. »Vielleicht das höllische Ich?«
    Rüben dachte nach und sagte schließlich: »Das ist eine sehr interessante Formulierung. Sie sagen nicht, dass es sein zweites Ich gewesen sein könnte, sondern sein höllisches.«
    »Ja! Und ich gehe noch einen Schritt weiter. Das höllische Ich ist erst später zu ihm gekommen und hat ihn nicht von Geburt an begleitet. Es drang in ihm ein. Es war, das kann ich behaupten, das Böse.«
    Ruben wiederholte meine letzten beiden Worte flüsternd. Seine Augen verdunkelten sich dabei.
    »Und Sie wissen, dass es existiert«, behauptete ich.
    »Sicher. Sie doch auch. Haben wir hier nicht den Beweis bekommen? Sie brauchen sich nur die Bilder an den Wänden anzuschauen. Sie sind nicht normal. Sie waren es einmal. Ich kenne jedes Motiv. Nun aber ist es dahin und verbrannt. Zurück blieb Asche.«
    »Diese andere Kraft muss Engel und Heilige sehr hassen. Sie wollte alles zerstören, nicht nur den Menschen Ganzaro. Wir gehen davon aus, dass diese Macht Lou

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