Das höllische Ich
wie Saladin und Glenda ?«
»So ungefähr. Nur eben auf einer anderen Basis. Da kann man nichts machen.« Ich ging wieder zurück in die Wohnung, »So wie ich ihn einschätze, ist er kein normaler Mensch. Aber das habe ich schon bei der ersten Begegnung gespürt.«
»Eben.«
»Es ist viel von Engeln gesprochen worden, und ich kann mir vorstellen, das Bruder Rüben so etwas ist«, überlegte ich laut. »Ein Engel, jedoch ein besonderer und in einer besonderen Funktion. Da bin ich mir ziemlich sicher.«
Suko stimmte mir zu, wobei er davon sprach, dass sich Rüben auf der Verliererstraße befand.
»Auch Engel haben Feinde, könnte man sagen. Ich denke mir, dass sie es gut gemeint haben, was immer sie auch vorhatten. Aber da gibt es eine Macht, die sich dagegenstellt und die das nicht akzeptieren will. Für mich kommt nur die Hölle in Betracht, so allgemein ich das auch ausdrücken muss. Siehst du es anders?«
»Nein, Satan versucht mal wieder alles. Engel erstarken zu lassen und damit vielleicht auch Menschen ist nicht in seinem Sinne. Könnte sein, dass Lou erst der Anfang gewesen ist.«
Ich zog ein nachdenkliches Gesicht. »Das befürchte ich leider auch. Nur stehen wir draußen. Wir kennen nur einen aus dieser Union, und der ist tot. Wobei ich Bruder Rüben außen vorlasse. Ich weiß nicht mal, wer er genau ist, aber belassen wir es mal bei dem Engel. Sie sehen ja nicht alle gleich aus.«
»Er will Gutes tun.«
»Das denke ich auch. In dem Fall könnte er die Menschen um sich geschart haben, um sie auf den richtigen Weg zu führen, was dem Teufel und seinen Vasallen nicht passt. Sie kämpfen dagegen an und haben dabei Erfolg.«
»Was tun wir?«, fragte Suko.
»Rüben suchen.«
»In seinem Tempel!«
»Ich denke schon.«
Es gab keine Diskussion mehr. Hier hatten wir wirklich nichts mehr zu erwarten...
***
Die Staatsanwältin Purdy Prentiss hatte zwar in zwei Tagen einen anstrengenden Prozess vor sich, aber das an diesem Montag Erlebte wollte ihr nicht aus dem Kopf. Zwar wusste sie den Fall bei ihren Freunden in guten Händen, trotzdem wollte sie selbst etwas tun und versuchen, einen Teil zur Aufklärung beizutragen.
Lou Ganzaro war nicht weiter aufgefallen. Vor seinen Taten nicht. Da konnte sie eben nicht nachhaken, aber im Zeitalter der modernen Kommunikation blieb immer etwas von einem Menschen zurück. Es sei denn, er setzte sich auf eine einsame Insel in der Südsee ab und blieb dort den Rest seines Lebens.
Lou Ganzaro’s Eltern befanden sich ja auf einer Kreuzfahrt und tuckerten irgendwo in der Karibik herum. Purdy überlegte, ob sie mit den Schiffen Kontakt aufnehmen sollte, die dort momentan fuhren. Dass es nicht wenige waren, wusste sie, aber sie ging davon aus, dass die Ganzaros mit einem britischen Schiff fuhren.
Jeder Passagier, der eine Kreuzfahrt antrat, musste seine Daten angeben. Sie wurden gesammelt, zuvor überprüft, und auch auf dem Schiff wurden sie noch mal durchgecheckt.
Nach einer Weile des intensiven Forschens war sie auf die bekannteste Reisegesellschaft gestoßen, die diese Touren durchführte. Caribic Dream, hieß die Gesellschaft, für die gleich fünf Kreuzfahrtschiffe fuhren.
»Dann wollen wir mal sehen«, sagte die Staatsanwältin und fing an zu telefonieren. Es meldete sich ein Mann mit einer noch jungen Stimme. Ihm trug Purdy ihren Wunsch vor.
Sie wurde beinahe ausgelacht. »Hören Sie mal, wenn kein Notfall vorliegt, kann ich für Sie nichts tun.«
Der Staatsanwältin stieg das Blut in den Kopf. Plötzlich wurde sie dienstlich. Sie erklärte mit scharfer Stimme, wer sie war, und der Typ am anderen Ende der Leitung bekam das große Herzflattern.
»Ich verbinde Sie sofort weiter«, sagte er.
»Mit wem?«
»Julia Miller ist unsere Organisatorin. Sie befindet sich zufällig im Haus.«
»Verfügt sie auch über die Passagierlisten?«, hakte Purdy nach.
»Das müssen Sie Julia schon selbst fragen.«
»Danke.«
Purdy Prentiss musste eine Weile warten, während flotte mittelamerikanische Rhythmen ihr Ohr erreichten.
Schließlich meldete sich eine Frauenstimme. »Julia Miller hier.«
»Guten Tag, mein Name ist...«
»Moment noch. Sind Sie tatsächlich Staatsanwältin?«
»Das bin ich, warum?«
»Hier wird oft unter manch scheinheiligem Vorwand angerufen, um irgendwelche Informationen zu bekommen.«
»Verstehe, Mrs. Miller. Manchen wir es einfach so. Sie rufen mich am besten zurück.«
»Einverstanden.«
Purdy gab ihre Telefonnummer durch, hängte ein und
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