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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Möglichkeiten. Wenn ich noch länger in dieser Stadt bleibe, gehe ich vor die Hunde.«
    Er trat ans Wohnzimmerfenster und starrte in die Dunkelheit hinaus.
    »War es nicht das, was du wolltest?« fragte sie und ging zu ihm hinüber. »Deine Freiheit?«
    »Ich habe nie gesagt, daß ich …« Er war verwirrt. »Ich wollte doch nur ein bißchen mehr Bewegungsfreiheit, verdammt noch mal. In der Jeschiwa hat man nicht genug Luft zum Atmen. Ich hatte ja keine Ahnung, daß du einfach die Koffer packst und mich verläßt.«
    »Ich verlasse dich nicht.«
    »Wie würdest du es denn sonst nennen?«
    »Ich gebe dir mehr Freiraum. Du wolltest doch Distanz, oder etwa nicht? Eine Denkpause, das hast du selbst gesagt.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was willst du dann?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte er.
    »Was?«
    »Ich weiß es nicht«, brüllte er. Er rieb sich das Gesicht. »Herrgott, ich glaub’ es nicht. Wie kannst du mich einfach so verlassen? Bedeute ich dir denn gar nichts?«
    »Was verlangst du von mir?«
    »Ich will, daß du um unser Glück kämpfst, verdammt noch mal. Nicht … daß du einfach aufgibst und wegziehst.«
    »Es wäre hilfreich gewesen, wenn du wenigstens auf meine Anrufe reagiert hättest.«
    Er sah sie an. »Du machst das aus reiner Gehässigkeit, stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Du bist sauer auf mich, weil ich dich enttäuscht habe. Aber statt es ehrlich zuzugeben, läßt du mich zur Strafe einfach sitzen. Herzlichen Glückwunsch, Rina. Du hast mich kleingekriegt.«
    Sie trat hinter ihn, schlang ihm die Arme um die Taille und schmiegte sich an seinen Rücken.
    »Ich will dich nicht bestrafen, Peter. Wir können beide nichts für unsere Überzeugungen. Ich will nur aus einer unerträglichen Situation das Beste machen. Wenn wir getrennt sind, können wir uns vielleicht leichter über alles klar werden.«
    Sie klang längst nicht mehr kühl und beherrscht. Ihre Stimme zitterte. Sie ließ die eine Hand ein Stück nach oben wandern und griff ihm in den offenen Bademantel. Er spürte, wie sie seine Brustwarze spielerisch mit den Fingerspitzen berührte. Gegen seinen Willen erregte sie ihn. Er stieß ihre Hand weg.
    »Laß das.«
    »Ich möchte heute nacht mit dir schlafen«, platzte sie heraus.
    Mit einem bitteren Lachen drehte er sich zu ihr um. »Was du nicht sagst. Noch ein schneller Fick vor dem dramatischen Abgang?«
    Sie prallte zurück, als hätte er ihr mit der Hand ins Gesicht geschlagen, und wollte weglaufen, aber er hielt ihren Arm fest.
    »Es tut mir leid.«
    Krampfhaft wandte sie das Gesicht von ihm ab, damit er ihre Tränen nicht sah. Als er sie in die Arme nahm und an sich drückte, wollte sie sich von ihm losreißen. »Es tut mir wirklich leid, Rina. Ich weiß doch, wieviel Überwindung dich dieses Geständnis gekostet hat. Es kam nur so überraschend, das ist alles.«
    Sie fing an zu schluchzen. Als sie sich wieder beruhigt hatte, sagte sie: »Du hast nicht ganz unrecht.«
    Decker wartete.
    »Ich bin tatsächlich ein bißchen wütend auf dich.«
    »Ein bißchen?«
    »Na, gut, ziemlich wütend.« Sie wischte sich über die Augen. »Vielleicht wollte ich es dir wirklich heimzahlen. Aber das war nicht der einzige Grund für meinen Entschluß. Ich habe es mir reiflich überlegt. Was bleibt mir denn anderes übrig, Peter? Soll ich etwa hierbleiben und zusehen, wie du mit anderen Frauen ausgehst?«
    »Das wäre wohl etwas zu viel verlangt«, gab er zu.
    »Ja.«
    Schmunzelnd sagte er: »Du müßtest es ja nicht unbedingt merken.«
    Sie boxte ihn in die Seite.
    Er räusperte sich. »Aber wenn ich auf dein … freundliches Angebot von eben eingehe, hätte ich doch sowieso keinen Grund mehr, mich mit anderen Frauen zu treffen, richtig?«
    »Ich bleibe jedenfalls nicht hier, um mit dir in einer außerehelichen sexuellen Beziehung zusammenzuleben.«
    »Wie wäre es dann mit einer ehelichen sexuellen Beziehung?«
    »Hat sich deine Einstellung zur Religion geändert?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Dann haben wir das alles schon einmal durchgekaut.«
    »Ja, das stimmt.« Plötzlich war seine Kehle wie zugeschnürt. »Rina, bitte verlaß mich nicht.«
    »Ich werde nur körperlich nicht mehr bei dir sein, Peter«, sagte sie. »Ich verlasse dich doch nicht, um mir einen anderen Mann zu suchen. Ich liebe dich aus tiefstem Herzen, und so wird es auch immer bleiben. Wenn du eines Tages zum Glauben gefunden hast, warte ich auf dich. Wenn nicht, läßt es sich auch nicht ändern. Es

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