Das Hohelied des Todes
belastendes Material zurückgelassen hat.«
»Wer behauptet denn, daß er ein Snuff-Händler ist? Der Zuhälter, mit dem Sie gesprochen haben?«
»Nicht nur der, ich habe auch noch eine andere Quelle dafür.«
»Wen?«
Decker rieb sich die Augen und unterdrückte ein Gähnen.
»Eine Nutte. Ihr Künstlername ist Kiki. Sie will anscheinend runter von der Straße.«
Morrison überlegte einen Moment, dann sagte er: »Wir machen es folgendermaßen. Wir versuchen, auf Grund von Truscotts Aussage Durchsuchungsbefehle für Podes Haus und Studio zu bekommen. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, daß wir sie ohne konkretere Anhaltspunkte kriegen. Wenn wir wenigstens ein Foto oder einen Film hätten oder von mir aus auch einen Zeugen, der Lindsey Bates am Tag ihres Verschwindens zusammen mit Pode gesehen hat.«
»Marge Dunn will noch einmal das Einkaufszentrum abklappern und sich in den Geschäften umhören. Vielleicht haben wir Glück.«
»Vielleicht«, sagte der Captain.
»Was ist mit der Observierung?« fragte Decker.
»Dustin Pode ist ein unbescholtener Bürger, der weder in unserem Zuständigkeitsbereich wohnt noch arbeitet. Es liegt nichts gegen ihn vor …«
»Noch nicht.«
»Aber vielleicht auch nie. Sie haben keine stichhaltigen Beweise gegen Cecil Pode, und gegen Dustin Pode haben Sie überhaupt nichts in der Hand. Eine Observierung kommt nicht in Frage. Ich kann die Leute dafür nicht entbehren.«
»Ich werde das dumpfe Gefühl nicht los, daß Dustin Pode in die Sache verwickelt ist.«
»Sie haben einen guten Riecher, Pete, aber nur aufgrund einer Vermutung kann ich keine Leute auf ihn ansetzen.«
»Sie könnten wenigstens Hollander zu Dustin Pode schicken, damit er ihn nach seinem Vater befragt. Vielleicht hängt Dustin seinem Daddy ja etwas Häßliches an«, sagte Decker. »Mike hätte heute vormittag Zeit dafür.«
»Reden Sie ruhig selber mit Dustin Pode«, sagte Morrison. »Dagegen habe ich nichts einzuwenden.«
Decker zögerte einen Augenblick. Er wollte Morrison noch nicht verraten, daß er Jack Cohens Namen als Tarnung benutzte. »Ich möchte es lieber Hollander überlassen. Er kann mit solchen Maklertypen gut umgehen. Er stellt sich gerne dumm.«
»Na, schön. Hollander gibt ein einmaliges Gastspiel bei ihm. Aber die Observierung können Sie sich abschminken.« Morrison steckte sich eine Zigarette an. »Bis jetzt haben Sie gute Arbeit geleistet, Pete. Sie haben einen toten Fall wiederbelebt. Aber übertreiben Sie es nicht. Und leisten Sie sich keine Dummheiten mit Dustin Pode. Ich will nicht, daß uns eine Beschwerde wegen polizeilicher Willkür ins Haus flattert. Die Zeitungen hängen der Polizei von L.A. schon genug Horrorgeschichten an. Wir müssen ihnen nicht noch zusätzliche Munition liefern.«
Decker nickte.
»Kommen wir zu etwas anderem. Wie ich erfahren habe, wollen Sie mal wieder eine Jugendliche in Donaldsons Übergangsheim unterbringen?«
»Ich schulde ihr einen Gefallen.«
Morrison hakte nicht weiter nach.
»Okay«, sagte er. »Nehmen Sie den Papierkram in Angriff.«
»Danke, Captain.«
»Wann machen Sie eigentlich die Prüfung zum Lieutenant?«
»Nächstes Jahr vielleicht.«
»Warum nicht in diesem Jahr?«
»Ich habe nicht genug Zeit zum Lernen.«
»Sie sind Anwalt, Pete. Nach dem Juraexamen müßte doch unsere Prüfung ein Klacks für Sie sein.«
Decker zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Zeit zum Lernen, weil der Jeschiwaunterricht jede seiner wenigen freien Minuten beanspruchte. Aber das konnte er dem Captain nicht sagen.
Morrison machte ein enttäuschtes Gesicht, sagte aber nichts. Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus. Decker rieb sich die Augen.
Mann, was war er müde.
Das Telefon klingelte.
»Hier spricht die unvergleichliche Patsy Lee Newford, besser bekannt als die rothaarige Superspionin.«
»Patsy Lee Newford?«
»He, Decker, in Indiana ist das ein ganz berühmter Name.« Sie lachte, dabei klang sie wie ein Preßlufthammer, der sich im Sopran versucht.
»Was hast du Neues für mich, Kiki?«
»Pode hat sich verdünnisiert.«
»Weißt du, wo er hin ist?«
»Nein. Aber er war einer der größten Snuff-Händler in unserer Gegend.«
»Ja«, sagte Decker. »Das habe ich auch schon herausgefunden.«
Ein bißchen zu spät.
»Hast du noch Namen von anderen Snuff-Händlern?« fragte er.
»Nein. Aber vielleicht kriege ich noch welche raus.«
»Halt dich bedeckt, Kiki. Die Sache wird langsam ungemütlich. Du hast genug getan. Ich habe schon
Weitere Kostenlose Bücher