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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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diesen Blade finden?«
    »Ich hab’s doch schon gesagt, Mann. Ich hab’ keinen Schimmer.«
    »Kennt Cecil ihn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Schon mal etwas von einer Lindsey Bates gehört?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher, daß du noch nie …?«
    »Du hast es doch gehört, ich kenn’ sie nicht«, fiel Clementine ihm ins Wort. »Du hast genug gekriegt für dein Geld, Bulle. Ich kann dich sehen, Decker. Du hast das Eisen in der rechten Hand und die Kippe in der linken. Ich habe Augen wie ein Luchs, Cop, ich sehe drinnen so gut wie draußen. Ich hab’ dir auch nicht über den Weg getraut, und deshalb hab’ ich mein Eisen auch dabei. Wenn du frech wirst, bist du tot. Und jetzt verpiß dich, so lange du noch Eier hast.«
    »Halt dich zur Verfügung, Clementine. Vielleicht brauch ich dich noch mal.«
    »Du kannst mich mal. Los, schieb ab.«
    Decker drückte sich rückwärts aus dem schwarzen Tunnel, hinaus in den silbrigen Dunst der Straßenlaternen. Plötzlich wurde ihm heiß. Er wischte sich mit dem Handrücken die Stirn ab, blieb einen Moment stehen, um wieder zu Atem zu kommen, und zog sich die Jacke aus. Als er in den Plymouth stieg, war er klitschnaß.
     
    Pode wohnte in Mar Vista, in einem vorwiegend weißen Arbeiterviertel, in das bereits die ersten Latino-Einwanderer eingesickert waren. Das Holzhaus hätte mal wieder einen neuen Anstrich vertragen können, auf dem Rasen wucherte Unkraut.
    Die Verandatreppe war halb vermodert, und der gepflasterte Weg bestand zu gleich großen Teilen aus Lehm und Platten. Falls Pode Geld hatte, gab er es offensichtlich nicht für Heim und Herd aus.
    Das Haus war dunkel, die Vorhänge zugezogen. Nachdem Decker sich davon überzeugt hatte, daß niemand daheim war, setzte er sich wieder in den Wagen und wartete. Es lohnte sich nicht, den großen Helden zu spielen und einen Einbruch zu riskieren. Cecil saß sowieso in der Falle. Marge stand vor dem Studio, er selbst bewachte das Haus. Früher oder später kehrten alle guten Brieftauben wieder in den heimischen Schlag zurück.
    Er trank einen Schluck Kaffee aus einem Styroporbecher und hörte sich die abgehackten Meldungen aus dem Funkgerät an: Einbrüche, Raubüberfälle, Autodiebstähle. Der Jetzer hara war gesund und munter. Mehr als munter. Verdammt robust.
    Teufelsanbetung, Menschenopfer, Sadomaso. Wie, zum Teufel, paßte Lindsey da hinein? Angenommen, sie und die Gräfin wären bei den Dreharbeiten zu einem Snuff-Film umgebracht worden. Wie sollte die Gräfin überhaupt an sie rangekommen sein? Hatte sie sie in einem belebten Einkaufszentrum einfach mit vorgehaltener Waffe in ihren Wagen gezerrt? So etwas kam vor, aber er hielt das für unwahrscheinlich. Und wieso war die Gräfin mit ihr zusammen getötet worden? Vielleicht führte Lindsey Bates ein Doppelleben als Satanistin und war schon von Anfang an in die Sache verwickelt gewesen.
    Nein. Es paßte einfach nichts zusammen.
    Die Stunden vergingen. Deckers Hoffnungen auf einen raschen Fang verflüchtigten sich allmählich. Er hatte Pode zu hart angefaßt, der Fotograf hatte die Stadt mit der heißen Ware längst verlassen.
    Decker meldete sich über Funk bei Marge.
    »Tut sich bei dir was?« fragte er.
    »Alles wie ausgestorben.«
    »Womöglich ist Pode verreist.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir haben ja noch einen Sohn, den Finanzmakler und Filmproduzenten.«
    »Wie kommst du darauf, daß er auch Dreck am Stecken hat, Pete?«
    »Von mir aus kann er ruhig eine blütenweiße Weste haben. Ich will ihm bloß mal ein bißchen auf den Zahn fühlen. Wir haben uns gegenseitig Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, hatten bis jetzt aber noch keinen direkten Kontakt.«
    »Ziehst du wieder die alte Jack-Cohen-Nummer ab?« fragte Marge.
    »Jack ist immer für eine Intrige zu haben.«
    Sie fragte: »Wie lange willst du noch warten?«
    »Fahr ruhig nach Hause, Marge. Wenn er sich überhaupt noch blicken läßt, dann wahrscheinlich sowieso eher hier als im Studio.«
    »Es sei denn, er hätte noch Spuren zu beseitigen.«
    Er schwieg.
    »Hängen wir noch eine Stunde dran?« schlug Marge vor.
    »Okay.«
    Um vier Uhr morgens gaben sie auf.
     
    Als er in die Auffahrt zur Ranch einbog, hatte er plötzlich eine Eingebung. Er wendete, fuhr nach Santa Monica und erreichte das Apartmenthaus eine halbe Stunde vor Tagesanbruch. Die Kälte und Feuchtigkeit der Nacht waren ihm in den Nacken gekrochen, und er schlug den Jackenkragen hoch. Er blieb vor der Wohnung Nummer dreizehn stehen

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