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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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von seiner Frau in Ehren hält.«
    »Vielleicht war er nicht sentimental«, meinte Decker und schob die letzte Schublade des Schreibsekretärs wieder zu.
    »Aber komisch ist es doch.« Marge nahm den Raum noch einmal gründlich in Augenschein und sagte: »Sieh dir mal die Wände an. Die viereckigen, weißen Stellen. Pete, da haben Bilder gehangen.«
    »Na, und? Dann hat sie eben jemand weggeräumt. Vielleicht waren sie wertvoll. Außerdem interessieren uns seine Familienbilder nicht, und ich glaube kaum, daß Pode sich Pornos an die Schlafzimmerwand gehängt hat.«
    Marge ließ es sich durch den Kopf gehen, ging aber nicht weiter darauf ein. Sie setzte sich auf das leere Ehebett. »Jetzt haben wir die Wohnung schon zweimal auf den Kopf gestellt und nichts gefunden«, sagte sie. »Sollen wir uns nicht lieber mal das Studio vorknöpfen?«
    »Doch«, sagte Decker. Er hatte sich damit abgefunden, daß sie nichts mehr zutage fördern würden.
    »Hast du auch Hunger, Pete?«
    »Ein bißchen. Wir halten unterwegs bei McDonald’s.«
    »He, mittlerweile kenn’ ich dich, Rabbi. Ich hab’ mir was zu essen mitgebracht. Ich müßte mir bloß noch irgendwo was zu trinken holen.«
    »Aber ich hab’ heute nichts mit, Marge«, sagte er schnell. »Ein Big Mac tut es auch.«
    Marge sah ihn merkwürdig an.
    »Jetzt bringst du dir seit vier Monaten ein koscheres Lunchpaket mit, und heute darf es plötzlich McDonald’s sein?«
    »Ich will nicht darüber reden, Marge«, antwortete er brüsk.
    »Je schneller wir mit der Arbeit fertig werden, desto früher sind wir wieder zu Hause.«
     
    In dem engen, mit Requisiten vollgestopften Hinterzimmer von Podes Studio sah es chaotisch aus. Mitten im Raum war eine Kamera aufgebaut, in einer Ecke standen eine Bank und ein paar Stühle. Daneben stapelten sich Kisten mit fotografischem Zubehör. Auf dem Fußboden lagen Sonnenschirme, Seidenblumensträuße, Krawatten, Jacketts, falsche Kragen und meterlange Bahnen Samt verstreut. Die Umkleidekabinen waren offen, die Vorhänge heruntergerissen. Ein Aktenschrank war nirgends zu sehen. In Podes Haus hatten sie ebenfalls keinen gefunden.
    »Entweder hat schon einer den Laden gefilzt, oder Cecil war ein unglaublicher Chaot«, meinte Decker.
    »Räum mal das Stativ weg«, sagte Marge, die bereits angefangen hatte, mit den Füßen den Ramsch aus dem Weg zu befördern. »Wir brauchen mehr Platz.«
    Decker klappte das Stativ zusammen und lehnte es an die Wand. Er kam wieder zurück, doch dann drehte er sich um und ging noch einmal quer durch das Zimmer. Das Ganze wiederholte er ein drittes Mal.
    »Brauchst du sportliche Betätigung?« fragte Marge verwundert. Aber sie ahnte, daß er einen ganz bestimmten Zweck verfolgte. Decker stellte sich mitten ins Zimmer und federte auf den Fußballen auf und ab. Der Boden gab nach. Er bückte sich und betastete die Linoleumfliesen.
    »Hier ist eine Geheimtür«, sagte er. »Sieh mal nach, vielleicht findest du was, womit wir sie aufhebeln können.«
    Es dauerte nicht lange und Marge hatte einen Schraubenzieher aufgestöbert.
    »Der ist nicht stabil genug«, knurrte Decker. »Damit schaffe ich es nicht. Das verdammte Ding rührt sich nicht vom Fleck.«
    »Könnte abgeschlossen sein«, sagte Marge.
    »Ich wußte doch gleich, daß ich dich nicht umsonst mitgenommen habe.«
    Marge boxte ihn in die Seite.
    »Ein Schnappschloß«, sagte er. »Aber wo, zum Teufel, ist der Schalter?«
    Marge suchte die Wände ab. Sie fand nichts Verdächtiges, und daß es ein Lichtschalter gewesen sein sollte, hielt sie für eher unwahrscheinlich. Man hätte nur einmal aus Versehen auf den falschen Knopf zu drücken brauchen, und schon wäre das Kamerastativ in die Luft geflogen. Aber sie probierte die Schalter trotzdem der Reihe nach durch. Nichts geschah.
    »Versuch es mal mit dem Deckenventilator«, schlug sie vor.
    Decker zog an der Kordel, und der Ventilator bewegte sich. Er zog noch einmal, und der Ventilator blieb stehen.
    »Laß ihn an«, sagte Marge. »Dann kommt wenigstens ein bißchen Luft in die miefige Bude.«
    Nachdem Decker den Ventilator wieder eingeschaltet hatte, sah er sich in den Umkleidekabinen um. Die Wände waren nackt.
    »Wir könnten die Tür auch aufsägen«, meinte er.
    »Wo ist denn dein detektivischer Ehrgeiz geblieben?« fragte sie.
    »Ich bin müde.«
    »Gehen wir doch mal logisch an die Sache ran«, sagte sie. »Wenn Pode da unten sein Versteck hatte, mußte es schnell zugänglich sein. Ich kann mir nicht

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