Das Horror-Restaurant
dir Miß Vanity Raise vorstellen?«
Die Frau drehte den Kopf, tauchte ein in das schwache Licht, ich konnte die Besitzerin des Lokals nun besser sehen und hatte das Gefühl, von einer Eiswelle überrollt zu werden.
Diese Frau wirkte auf mich wie der Tod persönlich!
***
Suko ließ das Glas sinken. Er reichte es seinem uniformierten Kollegen mit einem Drink zurück.
»Nichts zu danken, Inspektor. Ich wollte sie nur fragen, ob Sie tatsächlich bei diesem Entschluß geblieben sind?«
»Ja, ich werde das Boot nehmen.«
»Soll ich nicht lieber mit Ihnen…?«
»Nein, Mr. Murray, das ist gut gemeint. Lassen Sie mal. Ich kenne mich schon ein wenig aus. Es ist nicht das erste Mal, daß ich mit einem Boot über die Themse rudere.«
»Sie wissen, daß die Strömung…«
»Auch dagegen komme ich an. Haben Sie nicht von einem Außenborder gesprochen?«
»Sehen Sie. Da wird mich die Strömung schon nicht abtreiben, wenn ich achtgebe.«
»Das stimmt.«
Die beiden Männer verließen die Kabine, die im Prinzip nicht mehr war als ein etwas größeres Cockpit. Suko zog den Reißverschluß seiner gefütterten Jacke halbhoch, so konnte er sich etwas mehr vor dem steifen Wind schützen.
Der zweite Mann stand am Heck und hatte das kleine Beiboot mit dem Außenborder bereits zu Wasser gelassen. Noch war es vertäut. Der Mann hielt das eine Tauende fest.
Suko kletterte geschickt in das Boot und winkte. Erst als er den Motor angelassen hatte, ließ sein Helfer das Tau los. Suko fing es auf. Es ringelte sich im Boot zusammen, wo auch die beiden Ruder lagen, die Suko später einsetzen würde.
Er hockte am Heck auf der schmalen Bank und hielt die Ruderpinne fest, um das Boot zu lenken, wenn es die Strömung zu stark abtreiben wollte. Auf dem Wasser herrschten andere Verhältnisse als an Deck des geschützten Polizeibootes.
Hier wehte kälterer Wind Suko ins Gesicht. Der Inspektor schützte sich davor, indem er sich duckte.
Das Boot besaß eine grüngraue Tarnfarbe. Er würde sich optisch kaum von der Wasserfläche abheben. Der Außenborder kämpfte gegen die Strömung an. Mit Muskelkraft hätte Suko sie kaum überwinden können. Kein Schiff kreuzte seinen Weg, so konnte sich der Inspektor auf zwei Dinge konzentrieren.
Einmal auf das ungewöhnliches Restaurant, zum anderen auf die Wasserfläche. Er hatte nicht vergessen, was ihm John Sinclair über den Ghoul erzählt hatte. Der war aus der Themse gestiegen. Wo sich ein Ghoul aufhielt, konnte auch ein zweiter oder dritter zu finden sein. Ghouls in einem Restaurant! Diese Tatsache ließ die fürchterlichsten Spekulationen zu.
Der Motor tuckerte ruhig. Querwellen schlugen gegen die Bordwand, krabbelten dran hoch und krochen auch über den Rand des Bootes hinweg. Auf den Planken blieben Pfützen zurück.
Laut Untersuchungen sollte die Themse in den letzten Jahren sauberer geworden sein. Bestätigen konnte Suko das in der herrschenden Finsternis nicht.
Das Wasser wirkte auch weiterhin wie ein grauer Teppich mit fließenden Schaumstreifen darauf. Die kleinen Wellenberge wirkten so, als wollte einer den anderen einholen.
Die Hälfte der Strecke hatte Suko relativ schnell hinter sich gelassen. Er befand sich etwa in der Strommitte. Nun kam ihm erst zu Bewußtsein, wie breit die Themse doch war. Aus seiner Perspektive kam sie ihm vor wie ein kleines Meer.
Noch immer blieb die Backbordseite des schwimmenden Restaurants im Dunkeln. Vom Polizeiboot aus hatte Suko keine erleuchteten Fenster gesehen. Sie lagen zur anderen Seite hin. Auch das Foyer war backbordseitig verdunkelt worden. Das andere Gesicht des Schiffes, das grausame und düstere. Die Wellen ließen das Boot schaukeln. Suko hielt auch weiterhin die Ruderpinne fest. Er hätte den Außenborder am liebsten gestoppt. Wegen der in der Strommitte auftretenden Strudel ließ er es bleiben. Mit einigem Geschick überwand er sie.
Dann griff er zu den Rudern. Der kleine Motor verstummt mit einem letzten Blubbern. Der Inspektor hakte sie fest, tauchte sie ein und stemmte sich in die Riemen.
Kraftvoll zog er die Blätter durch. Die Strömung zerrte, wollte stärker sein als er, doch Suko hielt dagegen. Er war ein durchtrainierter Mann, was sich nun auszahlte. Die schäumende Flut trieb ihn nicht ab!
Suko näherte sich dem Boot.
Es lag dort wie ein stummer Zeuge, der aus der Tiefe des Stromes gewachsen war. Kein Licht, keine Musik, keine Stimmen. Eine tiefe Stille hielt das Boot umfangen.
Das Wasser floß normal. Sosehr Suko die
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