Das Horror-Restaurant
wissen ja, wo Sie sich hier befinden. Außerdem hat die Chefin von einigen Überraschungen gesprochen.«
»Auf solche können wir verzichten.«
»Das verstehe ich natürlich. Ich werde in der Küche nachfragen und vor allen Dingen prüfen…«
»Eine Küche haben Sie auch?« fragte Bill.
»Natürlich. Was denken Sie denn?«
»Wo?«
»Hier auf dem Schiff.«
»Die kann man nicht besichtigen?«
Er drehte sich um und ging, ohne eine Antwort gegeben zu haben. Mein Blick glitt zum Nebentisch, wo Jessica steif auf ihrem Knochenstuhl hockte und die Hände völlig verkrampft gefaltet hatte.
»Dieses Lokal«, sagte Fred, »werden wir nicht mehr betreten. Irgendwo hört der Spaß auf, nicht wahr?«
Wir gaben ihm recht. Bill meinte dann: »Es wird meiner Ansicht nach erst der harmlose Beginn einiger Überraschungen sein, die uns noch bevorstehen.«
»Schlimmer kann es nicht kommen«, behauptete Fred.
Ich enthielt mich einer Antwort, weil ich ihn nicht unnötig schocken wollte.
Jessica griff zu ihrem schlanken Glas, in dem der Champagner perlte. Das mit Rotwein halb gefüllte zweite Glas wollte sie nicht anrühren. Wahrscheinlich erinnerte sie die Farbe des Weins zu sehr an Blut. Sie kippte den Champagner in die Kehle.
Irgendwo im Hintergrund des Raumes lachte dröhnend ein Mann, als er sich erhob und sein Glas in die Höhe hielt. »Freunde!« rief er seinen Begleitern zu. »Wir wollen doch mal auf dieses Restaurant und seine ungewöhnliche Chefin Vanity Raise einen Toast aussprechen. Ich glaube, das hat diese Frau verdient — oder?« Er schaute in die Runde und war erst zufrieden, als die meisten Gäste klatschten.
Bill und ich hielten uns zurück, auch Jessica traute sich nicht, und Fred bewegte seine Hände nur sehr schwach.
»Also denn, Freunde. Auf Vanity Raise und ihr Horror-Restaurant!«
Wer immer ein Glas zur Hand hatte, umfaßte es und stemmte es in die Höhe.
Jessica, Bill und ich schauten nur zu. Anders Fred. Er rutschte unruhig auf seinem Sarg hin und her, schüttelte den Kopf und begann zu wachsen.
Nicht freiwillig, wie er bemerkte und ich auch sehen konnte, denn aus dem Innern der schwarzen Totenkiste drückte etwas gegen den Deckel und hob ihn ab.
Zusammen mit Fred wurde er in die Höhe gestemmt, so daß ein Spalt zwischen ihm und dem Unterteil entstand.
Diese Lücke war groß genug, um das hindurchzulassen, was in dem Sarg lauerte.
Einen langen, schleimigen Arm, der nur zu einem Ghoul gehören konnte!
***
Suko freute sich darüber, wie lautlos und auch leicht das schwere Schott aufglitt. Er mußte es sogar anhalten, sonst wäre es auf der gesamten Breitseite aufgegangen.
Der Inspektor blieb noch stehen. Er hatte damit gerechnet, hinter dem Schott Leben zu finden, leider ballte sich dort auch die Dunkelheit zusammen.
Aber der Raum war nicht leer. Zwar konnte Suko keine Gegenstände erkennen, es war einfach sein Gefühl, das ihn warnte. Er trat nicht in eine völlige Leere und Dunkelheit hinein. Mit irgend etwas mußte der Stauraum ausgefüllt sein.
Suko ging das Risiko bewußt ein. Er holte die Leuchte hervor, lockerte die Beretta in dem Halfter und schaute sich im Strahl des dünnen, aberstarken Scheinwerfers genauer um.
Was er sah, ließ ihn zufrieden nicken. Außerdem hätte er damit rechnen müssen, einen Lagerraum zu betreten, wo Kisten und Kästen an den Wänden gestapelt waren.
Suko entdeckte Weinflaschen in den entsprechenden Regalen, er sah Gemüse in Dosen und frisches Obst in den Kisten, die man übereinandergestapelt hatte.
Leicht verderbliche Lebensmittel waren nicht zu erkennen, aber er sah zwei Türen, die den Durchlaß zu einem weiteren Schott bildeten, über dessen graue Metallfarbe der Lampenschein glitt. Sukos Neugierde war geweckt. Er entschied sich dafür, die linke Tür zu öffnen und mußte abermals einen Hebel umlegen.
Sie stand kaum einen Spalt offen, als dem Inspektor ein eisiger Hauch ins Gesicht wehte.
Sofort bekam er eine Gänsehaut, fröstelte und hob die Schultern hoch. Er wußte auch, wo er sich befand. Suko stand am Eingang zu einer Kühlkammer oder einem Kältehaus, wo die frischen Dinge aufbewahrt wurden, und er rechnete damit, daß er dort ebenfalls keinen Menschen vorfinden würde. Die Kälte hatte einen Reif auf die Wände gelegt. Kühlschlangen liefen an den Wänden und unter der Decke her. Die langen Fleischstücke hingen an Haken, die wie übergroße Fragezeichen aussahen. Das Fleisch hatte manchmal skurrile Formen angenommen, so daß Suko
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