Das Horror-Restaurant
bewußtlos wurde Landru nicht.
Statt dessen klammerte er sich mit einer Hand an Suko fest. Die Finger der anderen suchten nach dem Gesicht des Inspektors und auch nach dessen Augen, um sich dort hineinbohren zu können.
Suko zog blitzschnell den Kopf ein, so daß die Hand an seiner Stirn abrutschte und über das Haar glitt. Er rammte sein Knie hoch, traf eine weiche, nachgiebige Masse und hörte über sich das widerliche Schmatzen, bevor ihn der Ghoul zu Boden drückte.
Er hatte es leicht, denn Suko rutschte auf einer vom Dämon hinterlassenen Schleimspur aus. Mit dem Hinterkopf fiel er auf die Fliesen. In seinem Schädel explodierte einiges. Er sah sogar Sterne und hatte das Gefühl, von einer Welle fortgetragen zu werden. Nur nicht bewußtlos werden, hämmerte er sich ein, wollte sich herumrollen, doch der Ghoul hockte fett wie ein Koloß auf ihm und starrte ihn aus den kalten, gnadenlosen Augen an.
Als Suko seine Beretta ziehen wollte und er auch wieder einigermaßen klar sehen konnte, mußte er feststellen, daß ihn Landru in eine Falle gelockt hatte.
Zuerst traf ihn die Kälte. Ein Zeichen, daß die Tür zum eigentlichen Kühlraum geöffnet worden war. Nicht von Landru, dafür zeigten sich andere verantwortlich.
Suko hatte die Köche und Helfer gesucht und nicht genau genug nachgesehen. Im Kühlraum hatten sie sich versteckt gehalten. Da die Tür nun offen war, hatten sie den Raum verlassen.
Gestalten in normaler weißer Küchenkleidung, mit Mützen und Hauben auf den Schädeln.
Aber mit Gesichtern ausgestattet, die ihre wahre Existenz nicht mehr verleugnen konnten, denn bei ihnen befand sich so einiges in Bewegung. Da vibrierten und flössen Schleim und Haut ineinander, so daß sie wie Gummimasken wirkten, an deren Rändern Hände und Finger zupften und ihnen ständig neue Formen gaben. Die wirkten in ihrer Kleidung grotesk. Die hellen Jakken und die engen Hosen mit dem schwarzweißen Würfelmuster paßten überhaupt nicht zu ihren Gestalten. Es gab keinen Zweifel. In der Küche hatten Ghouls die Mahlzeiten gekocht.
Als Suko dies klar wurde, überkam ihn eine Gänsehaut. Und es lag nicht nur an der Kälte, sondern auch an den Gegenständen, die die Ghouls in ihren widerlichen Pranken hielten.
Es waren die langen Messer und Beile, mit denen Köche und Metzger das Fleisch teilten…
***
Fred konnte es nicht fassen. Er saß auf dem Sargdeckel wie eine Puppe, die jemand in die Höhe schob. Sein Gesicht sah aus, als sei die Haut mit Betonstaub eingepudert worden.
Stumm schickte er mir eine Frage durch seine Blicke entgegen. Was ist das?
Nur ich konnte sehen, was geschah. Mein Freund Bill saß zu ungünstig, Jessica ebenfalls. Sie bemerkten wohl, daß der Mann unfreiwillig in die Höhe glitt.
Ich schob meine rechte Hand unter die Jacke, wo auch der Dolch in der Scheide steckte. »Bleiben Sie ruhig, Fred!« flüsterte ich ihm zu.
»Bewegen Sie sich jetzt. Stehen Sie auf!«
Er hörte nicht, glitt jedoch weiter in die Höhe und auch nach hinten weg, weil der Sargdeckel eine schräge Position erreicht hatte.
»Steh doch auf!« keuchte Jessica.
Erst die Stimme seiner Begleiterin riß Fred aus der Erstarrung. Nun schnellte er hoch, blieb neben dem Sarg für einen Moment stehen und ging dann zitternd zurück.
Den ›Nebentischen‹ nahm der Sargdeckel die Sicht. Ich erhob mich von meinem Platz, zog gleichzeitig den Silberdolch aus der Scheide und konnte diese eklige Gestalt sehen, die das gesamte Innere der Totenkiste ausfüllte. Sie zitterte darin wie ein Berg aus Schleim, in dem der Kopf und das Gesicht kaum auffielen. Auf mich machte dieser Ghoul den Eindruck von eingefärbtem Glas. Als er den Schädel anhob, war ich da und stieß zu. Die Klinge verschwand in der weichen Masse. Wieder hörte ich das Zischen, zog die Waffe hervor und glaubte, einen leisen verwehenden Schrei zu vernehmen. Genau dort, wo sich der Kopf befand, fiel die Masse wieder zurück und zog sich zusammen. Auch der Arm rutschte vom Rand weg. Der Ghoul war erledigt, er würde seine schrecklichen Taten nicht mehr vollbringen können, und ich hieb den Sargdeckel blitzschnell wieder zu. Es sollte keiner Zeuge seines Endes werden.
»Sie können sich wieder setzen, Fred!« sagte Bill.
Das tat der Mann wie ein Schlafwandler. Er hatte wohl nicht begriffen, was da vor sich gegangen war, schaffte es nicht, uns Fragen zu stellen. Das übernahm Jessica. »Ich glaube, John, Sie müssen uns etwas erklären.«
»Allerdings. Wie Sie gesehen
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