Das Horror-Restaurant
verschiedenen Seiten hin schräg gegen die Decke.
Ich fing einen Blick der rothaarigen Jessica auf. Sie kniete geduckt am Boden, hatte die Hände zu Fäusten geballt, als wollte sie uns allen die Daumen drücken.
Mein knappes Lächeln galt ihr, wobei ich hoffte, daß es sie etwas aufmunterte.
Ihr Partner Fred flüsterte irgendwelche unverständlichen Worte. Andere Gäste bibberten. Jemand fing an, laut zu beten.
Die Atmosphäre war geladen. Fast fühlbar lag die Angst über unseren Köpfen.
Das Programm hieß Mord. Aber Bill und ich wollten dagegen halten. Mein Freund wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine Lippen zuckten, er schluckte und bewegte leicht die Waffe. Plötzlich verstummte die Stimme des Betenden. Er hatte das Monstrum zuerst entdeckt.
»Das Jüngste Gericht!« rief er laut, »wird über uns kommen und mit den Sündern abrechnen. Der Racheengel hat die Sphären der Unterwelt verlassen, um uns, den Sündern, den Tod zu bringen. Das Grauen haben wir Sünder uns selbst zuzuschreiben.«
»Achtung, John!« Auch Bill hatte seinen Gegner, ich den meinen ebenfalls.
Er hatte sich nahe der Bar aufgehalten. Von dort schwebte er heran. Zunächst war nur das gekrümmte Blatt der Sense zu erkennen. Es glänzte wie ein stählerner Halbmond. Während des Flugs schwang die Waffe hin und her und wurde gesenkt.
Ich schoß.
Knapp über die Sense hielt ich, weil ich dort den Schädel vermutete. Meine Kugel traf, jedenfalls nahm ich das an, weil ich genau gezielt hatte.
Die Schreckensgestalt stoppte. Ich wollte schon aufatmen, als sie weiterschwebte.
War sie immun gegen geweihte Silberkugeln?
Das war der Schwarze Tod damals auch gewesen. Ihn hatte ich mit meinem Bumerang vernichtet, aber der lag bei mir zu Hause. Verdammt auch.
Ich schnellte hoch, hörte noch Bills erstaunte Frage und kümmerte mich nicht darum. Ich wollte das verfluchte Skelett von den übrigen Gästen weglocken und auf mich ziehen.
An der Bordwand huschte ich entlang in Richtung Vorhang, als das Skelett zum erstenmal zuschlug. Die Sense schnitt durch die Luft. Sie rasierte über eine Tischplatte hinweg und holte mit ihrer scharfen Innenseite einen normalen Stuhl vom Boden hoch, den sie zerteilte, so daß die einzelnen Stücke durch die Luft wirbelten.
Ich lief geduckt auf den Knochenmann im dunklen Umhang zu. Bill sah es und schrie: »Bist du wahnsinnig, John?«
Ich war weder wahnsinnig noch lebensmüde, ich wußte genau, was ich tun wollte.
Wenn das Skelett geweihte Silberkugeln verdaute, vorausgesetzt, ich hatte es überhaupt getroffen, würde es meinem Kreuz wohl nichts entgegensetzen können. Vorausgesetzt, ich kam überhaupt an den verfluchten Knochenmann heran.
Während des Laufs packte ich einen der Knochenstühle, ein Sarg wäre mir zu schwer gewesen, und schleuderte ihn in die Schlagrichtung der Sense. Es wurde ein Volltreffer.
Die Sense spaltete den Stuhl, die Knochenteile umwirbelten mich, und es traf das ein, was ich hatte haben wollen.
Der Knöcherne konzentrierte sich auf mich. Er segelte sogar tiefer, um mich mit einem Rundschlag seiner Waffe auszuschalten — für immer. Was ich tat, grenzte an Wahnsinn. Die Sense fegte in Kniehöhe auf mich zu.
Genau im richtigen Augenblick sprang ich in die Höhe, so daß sie unter mir hinwegwischte und noch über den Boden kratzte. Dann war ich an der Reihe.
Ich sprang die Horror-Gestalt an und drückte mein Kreuz dorthin, wo unter der wallenden Kleidung ein häßlicher Totenschädel schimmerte. Diesmal wurde es ein Volltreffer.
Vor meinen Augen strahlte es auf. Der Schädel und das gesamte Skelett wurden regelrecht zerblitzt. Mich umgab das Fauchen wie ein Trommelwirbel, gleichzeitig sprühte mir mehliger Staub ins Gesicht, dann war die Gestalt verschwunden.
Ausgelöscht durch die Kraft des Kreuzes, als hätte sie es nie zuvor gegeben.
Mir fiel der berühmte Stein vom Herzen, den ich fast schon poltern hörte. Irgendwo rutschte die Sense über den Boden, die den Angriff überstanden hatte.
Ebenso wie die Kleidung. Sie flatterte wie eine schwere Fahne dem Boden entgegen.
Ich wich ihr aus und drehte mich herum, weil ich sehen wollte, was Bill getan hatte.
Im Gegensatz zu allen anderen Gästen lag der Reporter nicht am Boden. Er hockte auch nicht hinter dem umgekippten Tisch. Aufrecht hatte er sich hingestellt und kam mir vor wie jemand, der auf dem Schießstand sein Ziel anvisierte.
Er hielt die goldene Pistole in der rechten Hand und visierte das zweite Skelett
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