Das Horror-Restaurant
regelrechte Feuertaufen zu schicken.
So auch bei diesem neuen Fall. Ein Horror-Restaurant in London. Das konnte chic sein, aber auch brandgefährlich und tödlich. Zum letzteren tendierte John mit seiner Ansicht hin.
Sir James hatte ihm zugestimmt und von Sinclair und Suko Nachrichten erwartet, sobald sich etwas tat. Gegen 20.00 Uhr hatte der Superintendent sein Büro verlassen und war in den Club gefahren, um sich dort zu entspannen. Dieser Club gehörte zu den ältesten in London. Er lag nicht weit von der Themse entfernt. Von den nach hinten liegenden Salonräumen konnte man auf den Fluß sehen. Dort hielt sich Sir James auch auf und wartete auf eine Nachricht. Entweder von seinen Leuten oder von der Yard-Zentrale, die ebenfalls informiert war.
Sir James schaute auf das dunkel dahinströmende Wasser der Themse. Auch er gönnte sich die Zeit, seine Gedanken treiben zu lassen. Ein Fall kam ihm in den Sinn, der hier seinen Anfang genommen hatte. Sir James war entführt und auf ein U-Boot geschleppt worden, das plötzlich aus der Themse erschienen war. Ein von dämonischen Kräften besetztes Boot, dessen Besatzung Angst und Schrecken verbreitet hatte. [1]
Das war vorbei, aber dieser neue Fall hatte auch wieder mit dem Fluß zu tun. Das Horror-Restaurant befand sich auf einem Schiff, das am Ufer vertäut lag und über einen Steg erreicht werden konnte. In London galt es als kleine Sensation. Was wirklich dahintersteckte, wollten John Sinclair und Bill Conolly herausfinden. Schließlich waren einige der Gäste nicht mehr aufgetaucht.
Ein Butler erschien und servierte Sir James den abendlichen Whisky. Der Mann wußte genau Bescheid. Auf dem Tablett stand das Glas, die kleine Flasche mit dem Sodawasser, es lag auch eine Zeitung dazwischen.
»Danke, George.«
»Sir!« George deutete eine knappe Verbeugung an und empfahl sich ebenfalls auf leisen Sohlen.
In diesem Club herrschte nun mal eine völlig andere Atmosphäre als draußen in der Hektik. Hier galt der Mann noch als Gentleman, auch wenn er sich außerhalb der Clubmauern oftmals nicht so benahm. Sir James verdünnte seinen abendlichen Whisky nicht. Er grinste nur still vor sich hin. Wenn die anderen wüßten, daß er sich am Abend einen Whisky gönnte, würde für sie eine Welt zusammenbrechen. Sie kannten den Superintendent nur als Menschen, der kohlensäurefreies Wasser in Mengen trank. Einen Whisky traute man ihm kaum zu. Deshalb bereitete es ihm auch einen diebischen Spaß, sich am Abend den Doppelten zu gönnen und erst anschließend etwas Wasser zu trinken. Auf keinen Fall wollte er das edle Getränk verdünnen.
Und doch fand er nicht die Ruhe, die er aus dem Club kannte und die er sich gern gewünscht hätte. Es existierte etwas, das ihn mächtig störte. Nichts, das man an ihn herangetragen hätte, er litt unter seiner inneren Unruhe. Da tickte die Uhr nicht mehr gleichmäßig, sie übersprang einfach die Sekunden. Das machte Sir James nervös, obwohl ihm rein äußerlich nichts anzumerken war. Die Augen hinter den dicken Brillengläsern bewegten sich unruhig. Immer wieder schaute er zum Wasser hin, als hätte seine Unruhe damit etwas zu tun.
Das Personal war darauf getrimmt worden, sich lautlos zu bewegen. Im Club mußte Ruhe herrschen, und so erschien auch George, ohne daß er gehört wurde.
Erst durch sein Räuspern wurde Sir James aufmerksam und schaute in die Höhe.
»Sie entschuldigen, Sir, aber ich habe einen Anruf für Sie angenommen. Man wollte Sie unbedingt sprechen. Es ist zudem rein dienstlich, Sir.«
»Ja, danke, George.«
Sir James bekam das Telefon auf den kleinen Beistelltisch neben dem Sessel gestellt. Sofort zog sich der Butler zurück, damit Sir James ungestört telefonieren konnte.
Er meldete sich und wunderte sich nicht einmal über die winzigen Schweißperlen auf seiner Stirn. Dieser Anruf war für ihn einfach die Bestätigung, daß etwas im Gange sein mußte.
»Sir, mein Name ist Sergeant Murray. Ich bin normalerweise auf einem Boot der River Police. Wir hatten den Auftrag, von der anderen Flußseite her das schwimmende Restaurant zu beobachten, in dem Inspektor Suko Nachforschungen anstellen sollte.«
»Ja, ich bin informiert, Sergeant.« Sir James hatte herausgehört, daß die Stimme des Anrufers ungemein zittrig klang.
»Das Boot ist verschwunden!« platzte Murray heraus.
Sir James sagte zunächst nichts. Er lauschte dem heftigen Atmen und fragte dann: »Hat es abgelegt?«
Murray lachte kratzig. »Wenn es das mal
Weitere Kostenlose Bücher