Das Horror-Telefon
schade«, murmelte Suko.
»Was denn?«
»Daß Sie so wenig wissen.«
Angela holte tief Luft. Ihr Busen hob sich. »Der Chef hier ist eben Ed.«
Sie schaute Suko an und schob dabei ihr Kinn vor. »So, ist noch was?«
»Im Prinzip nicht.«
»Dann werde ich jetzt gehen.«
Bevor Suko eine Antwort geben und Angela sich abwenden konnte, geschah etwas, womit beide nie im Leben gerechnet hatten.
Das Telefon schrillte!
Es war ein altmodischer Klang, der durch den Raum hämmerte. Als hätten zwei Wecker zur selben Zeit angeschlagen, wobei ihre Klöppel mit unterschiedlicher Stärke gegen die Glocke hämmerten.
Angela della Casa hatte sich so tief erschreckt, daß sie erbleichte und gleichzeitig schluckte.
Auch Suko war leicht zusammengezuckt und wandte sich mit einer Frage an die Blonde. »Ist das normal?«
»Weiß nicht.«
»Dann wissen Sie auch nicht, wer es sein könnte.«
»Woher denn?«
Es klingelte bereits zum drittenmal, als sich Suko dem Apparat näherte und den Hörer abnahm. Sehr langsam bewegte er ihn auf seine rechte Kopfseite zu. Er wollte und durfte hier nichts überstürzen, und er rechnete eigentlich damit, daß es Ed Edson war, der sich aus einem fernen Reich meldete.
Suko hielt sich zurück.
Die Leitung war nicht tot. Atmosphärische Störungen durchschwangen sie, was normal war und nicht darauf schließen ließ, daß der Anruf aus einer anderen Dimension erfolgte.
»Warum melden Sie sich nicht?« zischelte Angela.
Suko nickte ihr beruhigend zu. Dann sagte er die ersten beiden Worte.
»Ja, bitte…«
Nichts.
»Mit wem spreche ich?«
Der Klang der Störungen veränderte sich. Er drückte sich zusammen, so daß sich etwas herauszuformen schien, und Suko bekam plötzlich wenn auch schwach – eine Antwort.
»Ich werde kommen…«
»Wie schön. Und mit wem spreche ich?«
»Abwarten, Ed. Ich komme zu dir, ich bin schon da. Du weißt, daß die Toten stärker sind als die Lebenden. Denke immer daran. Vor allen Dingen in der nächsten Zeit. Die Toten sind stärker als die Lebenden«, das letzte Wort ging ein in das scharfe Rauschen, dann war auch dieses verschwunden.
Nichts mehr…
Suko starrte den Hörer an. Ihm fiel eine irrsinnige Last vom Herzen, denn er war schon davon ausgegangen, daß es ihn ebenso hätte erwischen können wie Ed Edson und John Sinclair.
Angela stand steif wie ein Brett vor der Apparatur. In dieser Beleuchtung wirkte sie wie aus Marmor gehauen. Ihre Lippen bewegten sich wie ein Fischmaul, als sie fragte: »Wer… wer war das denn, verdammt?«
»Keine Ahnung.«
»Ein Mann?«
Suko wollte schon nicken, als er es sich noch einmal überlegte. War es tatsächlich ein Mann? Hätte es nicht ebensogut eine Frau sein können?
Die Stimme hatte einfach zu neutral geklungen, und es war auch sehr schwer für ihn gewesen, bestimmte Worte zu verstehen.
»Sie sagen nichts, Inspektor?«
Der Chinese senkte den Kopf und schüttelte ihn. »Ich sage nichts, weil ich nicht Bescheid weiß. Ich bin mir nicht sicher, um wen es sich gehandelt hat.«
»Wenn die Stimme nicht identifizierbar ist, kann sie auch einem Toten gehört haben. Ich weiß das von Ed. Er hat ja mit mir darüber gesprochen, ich habe die Stimmen auch gehört. Sie hat doch so gezischelt, nicht wahr?«
»Das schon.«
»Dann muß sie einem Toten gehört haben, Inspektor. Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir haben einen Anruf aus dem Jenseits bekommen. Alles andere können Sie vergessen.«
»Und wer könnte uns da angerufen haben?«
Angela winkte ab. »Da gibt es unzählige Seelen, die gefangen sind oder danach trachten, ihre Stufe zu überwinden, um in die nächst höhere zu gelangen.« Durch entsprechende Handbewegungen zeigte das Mädchen, was es meinte.
»Ja, ich verstehe.«
»Was wollen Sie jetzt machen?« Angela nickte Richtung Telefon.
»Wollen Sie warten, bis es sich wieder meldet, wobei Sie dann hoffen, daß es Ihr Kollege ist oder vielleicht Ed?«
»Wäre das so falsch?«
»Glaube ich nicht. Aber auch nicht sinnvoll. Man kann die Seelen ja nicht zählen, die durch die einzelnen Stufen irren. Das ist einfach ungeheuerlich.«
»Aber dieser Anrufer wollte etwas von Ed. Er war sogar bereit, ihn zu töten.«
Angela nickte. Dabei kaute sie an ihrem linken Zeigefinger. »Da haben Sie recht. Sehr recht, sogar.«
»Und wer haßt Ed so, daß er ihn töten will?«
»Kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Hatte Ed Feinde?«
»Keine Ahnung. Hat die nicht jeder? Ed war bei einigen Leuten nicht beliebt, das
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