Das Horror-Telefon
stimmt.«
»Bei welchen denn?«
»Es gibt viele, die ihn für einen Scharlatan halten. Er hat oft Ärger bekommen. Er ist nicht unumstritten. Viele Medien wollten ihn fertigmachen. Seine Sendungen hat man einfach verschwiegen, aber genau das Gegenteil wurde erreicht.«
»Wieso?«
»Die Leute hörten ihm zu. Die Hörerschaft stieg um zweistellige Prozentzahlen.«
»Das ist viel.«
»Wo Fans sind, gibt es auch Neider.« Angela holte Luft. »Ich jedenfalls kann nicht mehr viel für Sie tun, Inspektor. Sie können ja hier warten. Es wird bestimmt wieder Anrufe geben.«
»Das könnte ich mir vorstellen.«
»Gut.« Angela della Casa lächelte verkrampft, hob die Hand und winkte Suko zu, als sie sich in Bewegung setzte und auf die Tür zuging. Sie nahm die Sache locker und vergaß nicht, den richtigen Hüftschwung einzusetzen, weil sie davon überzeugt war, daß ihr der Inspektor nachschaute und sie ja wußte, wie sie auf Männer wirkte.
Angela kam nicht bis zur Tür.
Urplötzlich blieb sie stehen, und Suko hörte ihren leisen Ruf. Dann drehte sie sich um.
Auch der Inspektor war auf sie zugegangen. Er sah ihr Gesicht jetzt deutlicher. Es zeigte Spuren von Angst, und in den großen Augen stand die Furcht.
»Haben Sie was, Angela?«
Ein heftiges Nicken war die Antwort. Danach flüsterte sie: »Und ob ich etwas habe. Mir ist so kalt geworden. Die Temperatur hier hat abgenommen, glaube ich.«
»Tatsächlich?«
»Kommen Sie her.«
Suko brauchte nicht bis zu Angela zu gehen. Er spürte es auch schon vorher. Es war kälter geworden!
Er sagte nichts. Seine Hände allerdings hatten sich zu Fäusten geballt.
Langsam drehte er den Kopf, schaute nach rechts, dann gegen die Decke und bekam dabei den Eindruck, als hätte sich die Kälte dort konzentriert und würde allmählich wie ein dünnes Tuch in seine Richtung nach unten rieseln. Jetzt rann das Frösteln auch über seinen Rücken.
Neben ihm schüttelte sich Angela. »Was sollen wir denn machen?«
»Was Sie machen, ist klar. Kommen Sie.« Er faßte sie an und schob sie auf die Tür zu.
Angela protestierte nicht. Suko wollte ihr die Tür öffnen – und merkte, daß sich die Klinke nicht bewegte.
Sie klemmte fest!
Noch ein Versuch, diesmal härter und hektischer.
Es tat sich nichts.
»Ich habe nicht abgeschlossen«, flüsterte Angela.
»Das weiß ich, Mädchen.«
»O Gott, jetzt sitzen wir fest.« Ihr Blick begann zu flackern. »Sie haben mir von der Stimme erzählt. Der Mörder aus dem Jenseits, der versprochen hat, Ed zu töten.« Sie holte Luft, dann schluckte sie.
»Sagen Sie bitte, Inspektor…«
Suko ließ sie nicht zu Ende reden. »Ja, Angela, es kann durchaus sein, daß er seinen Plan geändert hat.«
Sie zeigte auf sich, dann auf Suko. »Meinen Sie uns beide?«
»Leider.«
Angela wurde bleich wie eine Leiche…
***
Und ebenso bleich sah auch eine andere Frau aus, die auf den Namen Madge Winter hörte.
Sie saß im Wohnraum der Freundin und kam sich vor wie ein künstliches Gebilde, in dem kein Blut mehr floß. Sie konnte nicht einmal fühlen oder denken, bei ihr war alles verkarstet und verkrustet. Die Furcht nagelte sie fest, denn das, was sie in den letzten Minuten erlebt hatte, konnte sie nicht fassen.
Tom Wade hatte die Wohnung betreten!
Ein Toter war gekommen!
Zusammen mit Yvette. Sie hatte sich an seinen Hals gehängt, sie hatte gelacht, geweint, und sie hatte sich nicht gescheut, diesen Mann zu küssen.
Eine Leiche küssen…
Wenn Madge daran dachte, drehte sich ihr der Magen um, und sie hatte Mühe, nicht den Mund so weit wie möglich aufzureißen und einfach loszuschreien.
So aber schluckte sie das Grauen hinunter und konzentrierte sich allein auf den dumpfen Druck hinter ihrer Stirn. Es waren keine Schmerzen, mehr ein Klopfen, als hätten sich die Babies von Liliputanern in ihrem Kopf eingenistet, um dort alles zu bearbeiten.
Obwohl einige Lampen brannten, kam sie sich vor, als wäre sie von dichten Schatten eingehüllt. Sie zogen sich immer enger um sie, und auch die Kälte nahm zu.
Was tun?
Nur nicht bewegen, nicht daß Tom aufmerksam wurde. Sie beobachtete ihn. Er sah aus wie immer. Sehr locker, braungebrannt, ein Siegertyp, der eigentlich nie verloren hatte und fast jede Frau hätte haben können.
Auch Madge.
Ja, er hatte gewonnen, denn es war ihm gelungen, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.
Sie konnte es nicht fassen, und sie wußte noch immer nicht, ob sie es nun mit einem Menschen oder einem Zombie zu tun hatte,
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