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Das Horror-Telefon

Das Horror-Telefon

Titel: Das Horror-Telefon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr bleich, sondern das Gegenteil davon. Im Gesicht malten sich hektische rote Flecken ab. Sie tanzten wie Farbtupfer auf den Wangen, und Yvi machte sich ernsthaft Sorgen um die Freundin.
    Madge stand am Fenster. Ihr Spiegelbild zeichnete einen schwachen Umriß gegen die Scheibe. In der rechten Hand hielt sie das Glas, setzte es an und kippte den Cognac mit einem Ruck in die Kehle. Dann schüttelte sie sich. »Das ist es dann wohl gewesen«, flüsterte sie. »Ich danke dir, Yvi.«
    »Bitte.«
    »Ich würde dich ja noch gern fragen, ob du mit mir gehst, aber das hat wohl keinen Sinn, oder?«
    »So ist es. Ich werde hier in meiner Wohnung bleiben. Ach ja, Madge, kannst du mir noch einen Gefallen tun?«
    »Jeden. Sofern du nicht verlangst, daß ich mich um deinen toten Verlobten kümmern soll.« Sie schüttelte sich, als sie daran dachte.
    »Nein, nein, keine Sorge, das geht schon in Ordnung. Ich übernehme das. Manchmal sagt man, Liebe sei stärker als der Tod. In diesem Fall hast du es bewiesen bekommen. Aber das wollte ich dir nicht sagen, sondern dir nur das Versprechen abnehmen, daß du mit keinem darüber redest, was du hier erlebt hast.«
    Madge lachte die Freundin scharf an. »Für wen hältst du mich? Glaubst du denn, daß ich mich lächerlich machen will? Nein, das kommt nicht in Frage. Ich werde einen Teufel tun und mit niemandem darüber sprechen. Die stecken mich ja in eine Anstalt.«
    »Das ist lieb.«
    »Was meinst du? Daß sie mich in eine Anstalt stecken sollen?«
    Madge hatte einen Teil ihrer Burschikosität und ihres Humors schon wiedergefunden.
    »So bestimmt nicht.«
    »Okay, ich lasse dich allein, Yvi. Und du kannst mir glauben, daß ich es nicht gerne tue.«
    »Das verstehe ich sehr gut.« Sie lächelte und streichelte Madges Arm.
    »Zur Tür darf ich dich doch noch bringen – oder?«
    »Darum bitte ich. Aber auf dein vereistes Bad kann ich gut und gern verzichten.«
    Yvette Taylor sagte nichts. Sie senkte den Kopf und ging vor. Im Prinzip war sie froh darüber, daß Madge sie jetzt verlassen wollte. Wenn sie allein war, konnte sie sich mehr um ihren toten Verlobten kümmern, der, so schien es, nicht richtig tot war und noch die Verbindung zum Reich der Lebenden gehalten hatte. Sie ging auch davon aus, daß er etwas von ihr wollte. Was es jedoch genau war, das wußte sie nicht. Er würde es ihr bestimmt mitteilen.
    Schon nach zwei Schritten wurden ihre Gedanken durch das Summen der Türklingel unterbrochen.
    Beide Frauen blieben stehen. Sie schauten sich dabei an, als wäre es ihnen befohlen worden.
    »Wer kann das sein?« fragte Madge. Sie hatte eine Gänsehaut am gesamten Körper bekommen.
    »Keine Ahnung.«
    »Du erwartest keinen weiteren Besuch?«
    »Nein.«
    »Willst du denn öffnen?« flüsterte Madge.
    »Sicher.« Es schellte zum zweitenmal, als sich Yvette in Bewegung setzte. Madge hielt sie an der Schulter zurück.
    »Ich werde zurück ins Wohnzimmer gehen. Ich… ich möchte nicht mit an die Tür.«
    »Wie du willst.«
    Madge zog sich mit klopfendem Herzen zurück. Sie ärgerte sich selbst, daß sie die letzten Minuten so überaus nervös gemacht hatten, aber sie kam dagegen auch nicht an. Für sie war es einfach unfaßbar, was hier geschah. Da fehlte ihr jede rationale Erklärung.
    Sie blieb an einer freien Stelle der Wand stehen und drückte ihren Rücken dagegen. Wenn jemand ins Zimmer trat, mußte er sich erst herumdrehen, um sie zu sehen.
    Yvette öffnete die Tür.
    Madge horchte.
    Sie hörte Yvis Stimme und verstand sehr genau, was die Freundin sagte.
    Es war unglaublich, es war verrückt, es war nicht möglich, aber es stimmte trotzdem.
    Sie sagte laut und deutlich, dabei mit fest klingender Stimme: »Komm bitte rein, Tom.«
    Madge Winter aber wünschte sich, in einen Abgrund zu versinken. So tief, daß sie von keinem mehr gesehen wurde…
    ***
    Suko umschlich das Telefon wie ein Kater sein Futter. Eds und Johns Verschwinden hatten ihn durcheinander gebracht. Er war nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Er konnte sich auch nicht vorstellen, wo sich die beiden aufhielten, obwohl er schon darüber nachgedacht und ihr Verschwinden mit Ed Edsons Tätigkeit in einen bestimmten Zusammenhang gebracht hatte.
    Ed hatte mit den loten gesprochen. Er bezeichnete sich selbst gern als den Heißen Draht zum Jenseits. Er hatte auch Erfolge gehabt und den Leuten bewiesen, daß die Verstorbenen zumindest als Geister noch vorhanden waren. Sie befanden sich in einer anderen

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