Das Hotel (German Edition)
schon gedacht, dass dieser Arsch von Exmann nicht allzu raffiniert vorgegangen sein konnte. Männer seines Alters hielten sich bereits für schlau, wenn sie ein paar Konten auf den Caymans und in Liechtenstein zwischenschalteten!
Aber Freaks wie ihr konnte er damit keinen Sand in die Augen streuen. Sie hatte sich inzwischen fast überall da reingehackt, wo er seine Spur zu verwischen versucht hatte, und nun war sie beinahe am Ziel. Sie musste nur noch den Code knacken, mit dem sie darüber verfügen konnte. Dann würde sie das Spielchen andersherum wiederholen. Ein siegessicheres Grinsen glitt über ihr Gesicht, als sie sich vorstellte, wie Veronika reagieren würde, wenn sie ihr mitteilte, das Geld sicher zurückgebucht zu haben. Natürlich unter Abzweigung eines Finderlohns …
«Hey, gibt es in diesem Laden was zu trinken?» Die männliche Stimme ließ Jenny wie von der Tarantel gestochen hochfahren und die Augen aufreißen. Etwa zwei Meter vom Fußende der Sonnenliege entfernt stand ein lässig gekleideter Mann und musterte sie interessiert. Hinter der Sonnenbrille konnte sie die Augen nicht erkennen, aber sein Lächeln genügte, Jenny über und über erröten und stammeln zu lassen: «Wie sind Sie denn hier hereingekommen? Und wer sind Sie?»
Er nahm die dunkle Brille ab, steckte sie beiläufig in die Brusttasche seines Polohemds und sagte: «Ich kam zufällig vorbei und dachte, du hättest vielleicht nichts gegen ein wenig Gesellschaft. Was hörst du denn da?»
Jenny wurde bewusst, dass sie immer noch die Ohrhörer trug, riss sie heraus und hantierte hektisch mit der Bedienung des iPods. Das blöde Ding hatte einige Funktionen, die sie noch nicht gewöhnt war, und nervös, wie sie war, kam sie auf einmal nicht mehr damit zurecht.
«Darf ich mal? Ich glaube, ich habe das gleiche Modell», meinte der Mann und streckte gebieterisch eine Hand aus. «Nicht schlecht. Neu?»
«Ja», hauchte Jenny atemlos, weil ihre Hände sich berührt hatten. Es hatte sich angefühlt, als seien elektrische Funken zwischen ihnen übergesprungen. Auf einmal war es ihr vollkommen egal, wer dieser Kerl war und wie er in Veronikas Garten gelangt war.
«He, das ist mein Lieblingsstück», stellte er erfreut fest und drehte den Lautstärkenregler bis zum Anschlag auf. «Wie findest du das?»
«Toll», sagte Jenny begeistert und hatte es doch vor einigen Minuten noch gerade mal erträglich gefunden. «Was möchtest du trinken?»
«Was habt ihr denn da?», fragte er zurück, während er verzückt lauschte und sein geschmeidiger Körper im Rhythmus des Songs zuckte.
Ob er Tänzer ist?, fragte Jenny sich. Jedenfalls hatte er einen tollen Körper. Normalerweise achtete sie gar nicht auf solche Dinge. «Alles, was es in einem guten Lokal auch gibt», erwiderte sie. «Von Wasser bis zu Champagner.»
«Echten französischen, ehrlich?» Er hob ungläubig die Augenbrauen.
«Natürlich.» Die zehn Flaschen, die Veronika nach längerem Hin und Her angeschafft hatte, waren zwar für besondere Anlässe reserviert, aber das kümmerte Jenny im Augenblick nicht die Bohne.
«Na, dann nichts wie her damit!» Er warf einen anerkennenden Blick in die Runde. «Ein perfekter Nachmittag: Champagner, nette Gesellschaft und gute Musik. Wie heißt du eigentlich?»
«Jenny. Und du?», fragte sie schüchtern.
«Nenn mich Lou. Wie Lou Bega.» Er lächelte breit und zeigte dabei schneeweiße Zähne. «Soll ich dir helfen, Jenny? Sonst stell ich mir derweil schon mal die zweite Liege hin.»
«Nein, nein, bin gleich wieder da», lehnte sie das Angebot ab und rannte fast ins Haus. Glücklicherweise stand eine Flasche im Kühlfach bereit. Sie hielt sich nicht damit auf, die Flasche durch eine neue zu ersetzen. Das konnte sie später noch tun. Zwei Gläser, eine von den Leinenservietten, um die Veronika immer so ein Aufhebens machte, und sie war schon wieder auf dem Weg zurück zu Lou.
Um ein Haar hätte sie alles fallen lassen! Lou hatte sich eine zweite Sonnenliege neben ihre geschoben und darauf ausgestreckt. Und er trug jetzt nichts als eine geradezu lachhaft winzige dunkelrote Badehose. Jenny schluckte krampfhaft, während ihre Blicke über seinen völlig entspannt daliegenden Körper glitten. Er war gut gebaut.
Sehr gut gebaut sogar.
Seine leicht gebräunten Glieder wiesen genau die richtige Menge an Muskeln auf. Bis auf die Beine und einen schmalen Streifen dunklen Haars, der vom Nabel ausging und sich zur Badehose hin verbreiternd darunter
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