Das Hotel (German Edition)
ihrem Vater in der Nachttischschublade lagen. Zuerst hatte Jenny es ausgesprochen albern gefunden, wie Nadine sich auf ihrem Bett hin und her gewälzt, die Beine weit gespreizt und den Kopf so in den Nacken geworfen hatte, dass es fast aussah wie im Sportunterricht, wenn sie sich zur Brücke hochstemmen sollten. Allerdings waren sie da nicht halb nackt und mussten auch keine der anderen komischen Stellungen, die Nadine ihr vormachte, einnehmen.
Nadine hatte schon reichlich Schambehaarung, und Jenny war es etwas peinlich gewesen, dass sie noch ziemlich spärlich behaart war. Aber Nadine hatte ihr versichert, dass das keinen Unterschied mache. Sie würde ihr alles vormachen, und Jenny müsse nur gut aufpassen und nachher alles genau so nachmachen.
Also hatte Jenny gut aufgepasst, auch wenn ihr manches befremdlich vorgekommen war. Vielleicht hatte Nadine ja nicht alles genau behalten, was sie in den Heften gesehen hatte?
Jedenfalls verstand sie nicht, wieso es nötig sein sollte, sich auf dem Bett zu winden, als hätte man entsetzliche Bauchschmerzen, und dabei das Gesicht zu schrecklichen Grimassen zu verziehen. Auch das Massieren von Nadines kleinen Brüsten hatte lächerlich ausgesehen. Nadine hatte ihr zwar erklärt, dass die Frauen auf den Fotos ihre Brüste hochheben und an den eigenen Brustwarzen nuckeln würden, aber trotzdem fand sie das albern. Jedenfalls brauchte man dafür deutlich größere Brüste.
Dann hatte Nadine Jenny zwischen ihre Schenkel schauen lassen, die Schamlippen auseinandergezogen und ihr eine Stelle ziemlich weit oben gezeigt, wo der Vibrator die tollen Gefühle auslösen sollte. «Wie beim Seilklettern», hatte Nadine sie beschrieben. Jeder wusste, dass bei dieser Übung äußerst angenehme Empfindungen im Bauch auftreten konnten, weshalb sie auch sehr beliebt bei den Schülern war.
Neugierig hatte Jenny dann verfolgt, wie Nadine diesen Vibrator eingeschaltet und mit ihm die ominöse Stelle berührt hatte. Es kam fast überraschend schnell, dass Nadine, die eben noch das Gesicht wie unter großer Anstrengung verzogen hatte, plötzlich aufkeuchte und unkontrolliert zu zucken begann. Das sollte ein Orgasmus sein?
Selbst als Nadine die Augen wieder aufschlug und erklärte, es sei ein unbeschreiblich tolles Gefühl gewesen, «viel, viel stärker als am Seil», hielt Jenny es für eine von Nadines üblichen Übertreibungen.
Jennys Skepsis verflog, als sie an der Reihe war. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Halse, als sie den summenden Vibrator ansetzte. Tatsächlich drangen augenblicklich pulsierende Wellen in sie: Je nachdem, wie sie das Gerät bewegte, gingen sie tiefer oder blieben mehr an der Oberfläche. Nach einigem Herumprobieren fand sie endlich die Stelle, an der ihr etwas zu befehlen schien, dort zu verharren. Obwohl ein Teil von ihr es unheimlich fand, wie sich eine fremdartige Spannung in ihrem Inneren ausbreitete, von ihr Besitz zu nehmen schien, brachte sie es nicht fertig, das summende Gerät wegzuziehen. Das körperlose Versprechen, dass ihr etwas Wunderbares widerfahren würde, sobald sie den Gipfel dieser Spannung erreichte, hielt sie fest in seinem Bann und ihre Hand mit dem Vibrator an Ort und Stelle. Sie schloss die Augen, um sich ganz auf das Anschwellen in ihrem Inneren zu konzentrieren. In ihren Ohren rauschte das Meer, und sie ließ sich mitreißen, wie ein Korken auf dem Wellenkamm. Sie wurde nur noch von einem einzigen Gefühl beherrscht: um jeden Preis dorthin zu gelangen, wo die Erlösung auf sie wartete. Sämtliche Muskeln ihres Körpers verkrampften sich in einer gewaltigen letzten Anstrengung. Sie begann zu schwitzen, und dann war es plötzlich und viel zu schnell vorbei.
Die Anspannung hatte sich entladen, und ein bisher unbekanntes Wohlgefühl durchdrang sie bis in die letzte Pore ihres Körpers.
«Na, wie war es?» Die Neugier in Nadines Stimme drängte sie dazu, die Augen zu öffnen, obwohl sie sie lieber noch geschlossen gehalten hätte, um das Erlebnis voll und ganz auszukosten.
«Gut», erwiderte sie kurz und bündig und gab widerwillig den Vibrator zurück.
Nach dieser Erfahrung, der weitere ähnlicher Art gefolgt waren, war ihr erstes intimes Erlebnis eine herbe Enttäuschung gewesen. Während der Junge und sie sich küssten, hatte es angefangen, dieses inzwischen vertraute Anschwellen in ihr. Aber dann hatte er sie auf sein Bett gedrängt, ihr die Jeans ausgezogen und war in sie eingedrungen, bevor sie ganz begriffen hatte, was er vorhatte. Nun ja,
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