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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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heißt, zur Tat. Ein wenig Zahnkontakt, aber nichts Ungehöriges; das Vordringen der Zunge durch die Zähne, aber nur eine kurze Andeutung weiterer Möglichkeiten; und dann die Zähne unter die Oberlippe gleiten lassen. Da waren Bitty Tucks wundersame, vielzitierte Brüste, die wie weiche Fäuste meine Brust wegschoben, aber ich behielt meine Hände in den Taschen, wollte nichts erzwingen; es stand ihr jederzeit frei, sich von mir zu lösen, aber sie war nicht geneigt, den Kontakt abreißen zu lassen.
    »Heiliger Strohsack«, bemerkte Junior Jones und störte damit vorübergehend Bitty Tucks Konzentration.
    »Tittie!« sagte Franny. »Was stellst du mit meinem Bruder an?« Aber ich hielt Tittie Tuck noch ein bißchen länger auf Tuchfühlung, widmete mich ihrer Unterlippe und knabberte an ihrer Zunge, von der sie mir, plötzlich, zuviel gegeben hatte. Mit einer gewissen Verlegenheit nahm ich schließlich die Hände aus den Taschen, weil Bitty beschlossen hatte, daß sich ›Tryin' to Get to You‹ zum engen Tanzen eignete.
    »Wo hast du das bloß gelernt?« flüsterte sie, und ihre Brüste schmiegten sich wie zwei warme Kätzchen an meine Brust. Wir verließen die Tanzfläche, bevor Hurricane Doris das Tempo wechseln konnte.
    In der Eingangshalle zog es, weil Frank die Tür zum Lieferanteneingang offenstehen hatte; wir hörten ihn draußen im dunklen Schneematsch, wo er - mit gewaltigem Druck - gegen eine Mülltonne urinierte. Der Boden unter dem Flaschenöffner an der Schnur war mit Verschlußkapseln von Bierflaschen übersät. Als ich mir Bitty Tucks Gepäck unter die Arme klemmte, sagte sie: »Willst du das nicht auf zweimal machen?« Ich hörte Franks kräftiges Rülpsen, einen primitiven Gong, der verkündete, daß die Jahreswende hinter uns lag, und ich umklammerte die Gepäckstücke noch fester und stieg die Treppen hoch - drei Stockwerke, Bitty unmittelbar hinter mir.
    »Mein Gott«, sagte sie. »Daß du stark bist, wußte ich ja, John-John, aber du hättest beim Fernsehen Chancen - so wie du küßt.« Ich wußte nicht recht, was sie sich vorstellte: meinen Mund als Reklame, wie er, volles Rohr, eine Kamera abknutschte?
    So lenkte ich mich von dem Schmerz in meinem Kreuz ab, war froh, daß ich mir an diesem Morgen das Bankdrücken und die einarmigen Gewichtübungen geschenkt hatte, und brachte Bitty Tucks Gepäck auf 3 A. Die Fenster standen offen, aber ich konnte dieses Geräusch wie von strömender Luft, das Stunden vorher über die Sprechanlage gekommen war, jetzt nicht mehr hören; ich nahm an, daß der Wind abgeflaut war. Die Koffer fielen explosionsartig aus meinen Armen, die mir gleich ein paar Pfund leichter vorkamen, und Bitty Tuck bugsierte mich zu ihrem Bett.
    »Mach's nochmal«, sagte sie. »Ich wette, du schaffst es nicht. Ich wette, das war Anfängerglück.« Und so küßte ich sie wieder, ermunterte sie zu etwas mehr Zahnkontakt und zu neuen schelmischen Zungenspielen.
    »O mein Gott«, murmelte Bitty Tuck und faßte mich an. »Nimm die Hände aus den Taschen!« sagte sie. »Halt, warte, ich muß mal ins Badezimmer.« Und als sie im Bad das Licht angemacht hatte, sagte sie: »Wie nett von Franny, mir ihren Haartrockner zu überlassen!« Und zum erstenmal bemerkte ich den Geruch im Zimmer - sumpfartig, aber ausgeprägter: es roch verbrannt, aber auch etwas muffig Feuchtes war dabei, so als hätten sich Feuer und Wasser unliebsam vermischt. Mir war klar, daß das LuftstromGeräusch, das ich über die Sprechanlage gehört hatte, von dem Haartrockner gekommen war, doch bevor ich ins Bad gehen und verhindern konnte, daß Bitty Tuck noch mehr entdeckte, sagte sie: »Was ist denn da in den Duschvorhang gewickelt? Gaaaaaaaaa!« Ihr Schrei ließ mich erstarren, auf halbem Weg zwischen ihrem Bett und der Badezimmertür. Selbst Doris Wales, die sich drei Stockwerke tiefer gerade durch ›You're a Heartbreaker‹ heulte, mußte es gehört haben. Sabrina Jones erzählte mir später, das Buch sei ihr aus den Händen geflogen. Ronda Ray fuhr hoch und saß mindestens eine Sekunde lang kerzengerade auf ihrem Barhocker; Sleazy Wales dachte, wie Junior Jones mir erzählte, der Schrei sei aus seinem Verstärker gekommen, aber sonst ließ sich niemand täuschen.
    »Tittie!« schrie Franny.
    »Jessas Gott!« sagte Vater.
    »Heiliger Strohsack!« sagte Junior Jones.
    Ich holte Bitty erst einmal aus dem Bad. Sie war neben der Kindertoilette ohnmächtig zu Boden gesunken und lag nun unter dem Kinderwaschbecken

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