Das Hotel New Hampshire
Eingangshalle auf, wo Frank am Empfangspult einen Flaschenöffner mit einem Stück Schnur aufgehängt hatte; damit öffnete er immer seine Pepsi-Colas, wenn er Telefondienst hatte. Beim ungeschickten Versuch, mich neben Sabrina zu setzen, auf den Überseekoffer mit Juniors Wintersachen, goß ich etwas Bier über Bitty Tucks Gepäck.
»Du kannst sie vielleicht für dich einnehmen«, sagte Sabrina, »wenn du ihr anbietest, all diese Koffer in ihr Zimmer zu bringen.«
»Und wo sind deine Koffer?« fragte ich Sabrina.
»Für eine Nacht«, sagte Sabrina, »packe ich keinen Koffer. Und es ist nicht nötig, daß du mir mein Zimmer zeigst. Ich finde es auch so.«
»Ich könnte es dir trotzdem zeigen«, sagte ich.
»Dann tu's«, sagte sie. »Ich hab ein Buch zum Lesen dabei. Auf die Party kann ich gut verzichten«, fügte sie hinzu. »Ich will mich lieber schon mal vorbereiten auf eine lange Rückfahrt nach Philadelphia.«
Ich ging mit ihr zu ihrem Zimmer im ersten Stock. Ich dachte nicht im Traum daran, mich an sie ranzumachen, wie sie das nennen würde; ich hätte gar nicht den Mut dazu gehabt. »Gute Nacht«, murmelte ich vor ihrer Tür und ließ sie entwischen. Sie blieb nicht lange weg.
»He«, sagte sie; sie hatte die Tür wieder aufgemacht, noch ehe ich am Ende des Ganges war. »Du kommst nirgendwohin, wenn du's nicht mal versuchst. Du hast nicht mal versucht, mich zu küssen«, fügte sie hinzu.
»Tut mir leid«, sagte ich.
»Entschuldige dich nie!« sagte Sabrina. Sie stellte sich im Gang dicht vor mich hin und ließ sich küssen. »Zuerst das Wichtigste«, sagte sie. »Dein Atem riecht angenehm - das ist schon mal was. Aber hör auf zu zittern, und du solltest nicht gleich am Anfang auf Zahnkontakt gehen; und versuch nicht, deine Zunge in mich reinzustopfen.« Wir machten einen neuen Versuch. »Laß die Hände in den Taschen«, wies sie mich an. »Paß auf mit dem Zahnkontakt. Schon besser«, sagte sie, während sie rückwärts in ihr Zimmer ging; sie bedeutete mir, ihr zu folgen. »Aber nicht frech werden«, sagte sie. »Die Hände bleiben unter allen Umständen in den Taschen; und beide Füße bleiben am Boden.« Ich stolperte auf sie zu. Es kam zu einem ziemlich heftigen Zahnkontakt; sie riß den Kopf zurück, weg von mir, und als ich sie anblickte, sah ich ungläubig, daß sie ihre oberen Schneidezähne in der Hand hielt. »Scheiße!« rief sie. »Paß doch auf mit dem Zahnkontakt!« Einen schrecklichen Augenblick lang dachte ich, ich hätte ihr die Zähne ausgeschlagen, aber sie kehrte mir den Rücken zu und sagte: »Guck mich nicht an. Falsche Zähne. Mach das Licht aus.« Ich machte das Licht aus, und es war dunkel in ihrem Zimmer.
»Tut mir leid«, sagte ich, verzweifelt.
»Entschuldige dich nie«, murmelte sie. »Man hat mich vergewaltigt.«
»Ja«, sagte ich und hatte die ganze Zeit gewußt, daß das noch kommen würde. »Franny auch.«
»Das hab ich gehört«, sagte Sabrina. »Aber ihr haben sie nicht mit einem Leitungsrohr die Zähne eingeschlagen. Hab ich recht?«
»Ja«, sagte ich.
»Immer beim Küssen erwischt es mich, verfickt nochmal«, sagte Sabrina. »Immer wenn's gut wird, lockern sich die oberen Zähne - oder irgendein Trampel übertreibt den Zahnkontakt.«
Ich entschuldigte mich nicht; ich streckte die Hand nach ihr aus, aber sie sagte: »Laß die Hände in den Taschen.« Dann kam sie ganz dicht heran und sagte: »Ich helfe dir, wenn du mir hilfst. Ich bringe dir alles übers Küssen bei«, sagte sie, »aber du mußt mir etwas sagen, was ich immer schon wissen wollte. Ich war noch mit keinem zusammen, bei dem ich mich getraut hätte, zu fragen. Ich möchte es möglichst geheimhalten.«
»Einverstanden«, sagte ich und hatte fürchterliche Angst - denn ich wußte ja nicht, womit ich einverstanden war.
»Ich möchte wissen, ob es ohne meine verdammten Zähne nicht besser ist«, sagte sie. »Ich dachte immer, es wäre unappetitlich, drum hab ich's noch nie probiert.« Sie ging ins Badezimmer, und ich wartete auf sie, im Dunkeln, den Blick auf den Lichtstreifen gerichtet, der die Badezimmertür einrahmte - bis das Licht ausging und Sabrina wieder neben mir stand.
Ihr Mund, warm und beweglich, war eine Höhle im Herzen der Welt. Ihre Zunge war lang und rund, und ihr Zahnfleisch war fest, doch ihre kleinen Bisse taten nicht weh. »Ein bißchen weniger Lippe«, murmelte sie, »ein bißchen mehr Zunge. Nein, so viel doch nicht. Das ist widerlich! Ja, ein bißchen Beißen ist gut. So
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