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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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sagte sie und blickte hinaus in die wachsende Helligkeit. »Dieses Schwein!« schrie sie plötzlich. »Ich will
    ihn umbringen!«
    In den nächsten paar Tagen wechselten wir uns ab, so daß immer jemand bei ihr war. Vater erzählten wir einfach, Franny habe eine Grippe, und sie bleibe im Bett, um rechtzeitig bis Weihnachten wieder gesund zu werden. Wir fanden, das war eine vertretbare Lüge. Franny hatte im Zusammenhang mit Chipper Dove Vater ja schon einmal beschwindelt; sie hatte ihm erzählt, sie sei nur »verprügelt« worden.
    Wir hatten nicht mal einen Plan - wenn Chipper Dove tatsächlich noch einmal anrief, hatten wir keine Ahnung, wie sich Franny verhalten wollte.
    »Ihn umbringen«, sagte sie immer wieder.
    Und Frank, der mit mir in der Lobby des Stanhope auf den Aufzug wartete, sagte: »Vielleicht sollten wir ihn umbringen. Dann wäre der Fall erledigt.«
    Franny war unsere Anführerin; wenn sie nicht weiter wußte, wußten wir alle nicht weiter. Wir brauchten ihr Urteil, bevor wir einen Plan fassen konnten.
    »Vielleicht ruft er nie wieder an«, sagte Lilly.
    »Du bist eine Schriftstellerin, Lilly«, sagte Frank. »Du solltest es besser wissen. Natürlich wird er anrufen.« Frank gab wieder mal eine seiner Anti-Welt-Erklärungen ab - und drückte darin eine seiner perversen Theorien aus, nach der genau das eintreffen wird, was man nicht haben will. Als Schriftstellerin würde Lilly eines Tages Franks Weltanschauung teilen.
    Aber mit Chipper Dove hatte Frank recht; er rief wieder an. Es war Frank, der ans Telefon ging. Mit Franks kühlem Kopf war es sofort vorbei; als er Chipper Doves eiskalte Stimme hörte, zuckte er zusammen - er wurde auf der Couch von einem so heftigen Krampf geschüttelt, daß er gegen die Stehlampe stieß und den Lampenschirm herunterschlug, und da wußte Franny sofort, wer am
    Apparat war. Sie fing an zu schreien, sie lief aus dem Wohnzimmer der Suite in Lillys Schlafzimmer (es war das am nächsten liegende Versteck), und Susie der Bär und ich mußten hinter ihr herlaufen und sie auf Lillys Bett festhalten und versuchen, sie zu beruhigen.
    »Äh, nein, sie ist im Augenblick nicht da«, sagte Frank zu Chipper Dove. »Willst du eine Nummer hinterlassen, wo sie dich erreichen kann?« Chipper Dove gab Frank seine Nummer - das heißt, es waren zwei Nummern: eine private und eine geschäftliche. Die Vorstellung, daß er einen Job hatte, schien Franny plötzlich wieder zu sich zu bringen.
    »Was tut er denn?« fragte sie Frank.
    »Na ja«, sagte Frank. »Er sagte nur, er sei in der Firma seines Onkels. Du weißt doch, wie denen gleich einer abgeht, wenn sie ›Firma‹ sagen können - die verfickte Firma, was immer das sein mag«, sagte Frank.
    »Es kann alles sein, Franny«, sagte ich. »Eine Anwaltsfirma, eine Handelsfirma.«
    »Vielleicht ist es eine Vergewaltigungsfirma«, sagte Lilly, und wir erlebten das erste gute Zeichen seit Tagen: Franny lachte.
    »So ist's gut, Franny«, machte Frank ihr Mut.
    »Dieser Super-Scheißhaufen von einem Menschen!« brüllte Franny.
    »So ist's gut, Franny«, sagte Susie der Bär.
    »Dieser Arschficker in der verfickten Firma seines Onkels!« sagte Franny.
    »So ist es recht«, sagte ich.
    Und schließlich sagte Franny: »Mir liegt nichts dran, ihn umzubringen. Ich will ihm nur einen Schrecken einjagen«, sagte sie. »Ich will ihm angst machen«, sagte sie und zitterte plötzlich; sie fing an zu weinen. »Er hat mir wirklich angst gemacht!« heulte sie. »Ich hab immer noch Angst vor ihm, Herrgott nochmal«, sagte sie. »Ich will diesem Dreckskerl einen Schrecken einjagen, ich will ihm die Angst zurückgeben!« sagte Franny.
    »Das läßt sich hören«, sagte Susie der Bär. »Jetzt setzt du dich endlich damit auseinander.«
    »Vergewaltigen wir ihn doch!« sagte Frank.
    »Wer hat dazu schon Lust?« fragte Lilly.
    »Ich würde es tun - der Sache wegen«, sagte Susie. »Aber selbst mit mir hätte der seinen Spaß daran. Männer sind in dem Punkt richtig fies«, sagte Susie. »Sie können dich vielleicht nicht ausstehen, aber ihr Pimmel mag dich trotzdem.«
    »Wir können ihn nicht vergewaltigen«, sagte Franny. Sie war also wieder auf dem Damm, dachte ich. Franny war wieder unsere Anführerin.
    »Wir können alles tun, was wir wollen«, erklärte Frank - Frank der Agent, Frank der Organisator.
    »Selbst wenn wir eine Möglichkeit fänden, ihn zu vergewaltigen«, sagte Susie, »selbst wenn wir den perfekten Vergewaltiger für ihn auftreiben könnten,

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