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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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zum Beispiel.«
    »Den Rest unseres Lebens«, sagte Franny befriedigt. »Okay«, flüsterte sie. »Wenn Lilly das Drehbuch schreiben kann«, sagte Franny, »dann werd ich ja wohl den verfickten Anruf schaffen.«
    »Dann laßt mich jetzt alle allein«, sagte Lilly. »Ich muß mich an die Arbeit machen«, sagte sie besorgt.
    Wir gingen alle in Franks Wohnung zu einer Party mit Vater. »Kein Wort von all dem gegenüber Vater«, sagte Franny. »Halten wir Vater da raus.«
    Meistens hielt sich ja Vater selbst heraus, aber als wir in Franks Wohnung kamen, hatte Vater eine kleine Entscheidung getroffen. Obwohl unzählige Möglichkeiten vor ihm lagen, hatte es Vater nicht geschafft, das zu entwickeln, was Iowa-Bob eine Spieltaktik genannt hätte; er wußte immer noch nicht, was er tun wollte. Eine glückliche Zukunft gehörte nicht zu den Möglichkeiten, mit denen mein Vater vertraut war. Aber als wir in Partystimmung in die Wohnung kamen, hatte Vater immerhin eine winzig kleine Entscheidung getroffen.
    »Ich will einen dieser Blindenhunde haben« sagte Vater.
    »Aber du hast doch uns, Pop«, sagte Frank zu ihm.
    »Es ist immer jemand da, um dich zu begleiten, ganz gleich, wo du hin willst«, sagte ich ihm.
    »Es geht nicht allein darum«, sagte Vater. »Ich brauche
    ein Tier in meiner Nähe«, sagte er.
    »O Mann«, sagte Franny. »Warum stellst du nicht Susie an?«
    »Susie muß aufhören, den Bären zu spielen«, sagte Vater. »Wir sollten sie nicht mehr darin bestärken.« Wir blickten alle ein wenig schuldig drein, und Susie strahlte - Vater konnte unsere Gesichter natürlich nicht sehen. »Und außerdem«, sagte Vater, »ist New York kaum zum Aushalten für einen Bären. Ich fürchte, die Bärentage sind vorbei«, seufzte er. »Aber ein guter alter Blindenhund«, sagte Vater, »also wißt ihr«, sagte er, und es war ihm fast ein bißchen peinlich, seine Einsamkeit zuzugeben, »das wäre für mich jemand, mit dem ich reden könnte. Ich meine, ihr habt euer eigenes Leben - oder ihr werdet es bald haben«, sagte Vater. »Ich möchte wirklich nur einen Hund. Daß es ein Blindenhund ist, darauf kommt es gar nicht so sehr an. Ich möchte einfach einen netten Hund. Geht das?« fragte er.
    »Klar, Pop«, sagte Frank.
    Franny gab Vater einen Kuß und sagte ihm, wir würden ihm zu Weihnachten einen Hund besorgen.
    »So bald schon?« fragte Vater. »Ich glaube, bei einem Blindenhund darf man nichts überstürzen«, sagte Vater. »Ich meine, mit einem schlecht ausgebildeten Hund gäbe es nur Probleme.«
    »Alles ist möglich, Pop«, sagte Frank. »Ich werde mich darum kümmern.«
    »Herrgott nochmal, Frank«, sagte Franny. »Wir alle werden ihm einen Hund besorgen, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Eins noch«, sagte Vater. Susie der Bär legte die Pfote auf meine Hand, als wisse selbst Susie, was jetzt kam. »Nur eins noch«, sagte Vater. Wir warteten alle ganz still darauf. »Er darf nicht wie Kummer aussehen«, sagte Vater. »Und ihr habt die Augen, also müßt ihr den Hund für mich aussuchen. Achtet bloß darauf, daß er nicht die geringste Ähnlichkeit mit Kummer hat.«
    Und Lilly schrieb das notwendige Märchen, und jeder von uns spielte seine Rolle. Lillys Märchen zufolge waren wir allesamt vollkommen. Am letzten Werktag vor Weihnachten 1964 holte Franny tief Luft und rief Chipper Dove in seiner »Firma« an.
    »Tag, ich bin's«, begrüßte sie ihn munter. »Ich muß dringend mit dir essen gehen, ganz unbedingt«, sagte Franny zu Chipper Dove. »Ja, du sprichst mit Franny Berry - und du kannst mich jederzeit abholen«, sagte Franny. »Ja, im Stanhope - Suite Nummer vierzehn-null-eins.«
    Dann nahm ihr Lilly den Hörer aus der Hand und sagte mit kratzbürstiger Krankenschwesterstimme - und so laut, daß Chipper Dove sie mühelos hören konnte - zu Franny: »Mit wem telefonieren Sie jetzt schon wieder? Sie wissen doch genau, daß Sie nicht telefonieren sollen!« Dann legte Lilly den Hörer auf, und wir warteten.
    Franny ging ins Bad und übergab sich. Als sie zurückkam, ging es ihr schon wieder besser. Sie sah zwar furchtbar aus, aber sie sollte furchtbar aussehen. Die zwei Frauen vom West Village Workshop hatten Franny das Make-up verpaßt; diese Frauen können Wunder wirken. Sie nahmen eine wunderschöne Frau, und sie verwüsteten sie. Sie gaben Franny ein Gesicht, das so leblos wirkte wie Kreide; sie gaben ihr einen Mund wie eine klaffende Wunde, sie gaben meiner Schwester Nadeln als Augen. Und sie kleideten sie ganz in

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