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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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es?« rief die Studienleiterin für die Mädchen aus dem Badezimmer, als Lenny Metz in das Wohnzimmer der Studienleiter getragen und vor dem offenen Kamin auf den Boden gelegt wurde; sein gebrochenes Schlüsselbein tat höllisch weh, und als er das Feuer sah, muß er geglaubt haben, es sei für ihn bestimmt.
    »Ich gestehe!« schrie er.
    »Das will ich meinen«, sagte Junior Jones.
    »Ich hab's getan!« schrie Lenny Metz.
    »Allerdings«, sagte Junior Jones.
    »Ich hab's auch getan!« schrie Chester Pulaski.
    »Und wer war der erste?« fragte Junior Jones.
    »Chipper Dove!« sangen die Rückraumspieler. »Dove war der erste!«
    »Da haben Sie's«, sagte Junior Jones zum Studienleiter. »Sehen Sie's vor sich?«
    »Was haben sie getan - und wem?« fragte der Studienleiter für die Jungen.
    »Es war ein Bandenstich an Franny Berry«, sagte Junior Jones just in dem Augenblick, als die Studienleiterin für die Mädchen aus dem Badezimmer kam; sie sah die schwarzen Sportler in der Tür stehen, sich wiegend wie eine Singgruppe aus einem afrikanischen Land, und sie ließ erneut einen Schrei los; sie schloß sich sofort wieder im Badezimmer ein.
    »Jetzt bringen wir noch Dove«, sagte Junior Jones.
    »Sachte, Junior!« rief der Studienleiter. »Um Gottes willen, sachte!«
    Ich blieb bei Franny; Mutter und Vater brachten ihre Kleider in die Krankenstation. Coach Bob war als Babysitter bei Lilly und Egg geblieben - wie in den alten Zeiten, dachte ich. Aber wo war Frank?
    Frank sei mit einem »Auftrag« unterwegs, sagte Vater geheimnisvoll. Als Vater gehört hatte, daß Franny »verprügelt« worden war, hatte er ohne Zögern das Schlimmste angenommen. Und er wußte, wenn sie erst zuhause im eigenen Bett lag, würde sie als erstes nach Kummer fragen. »Ich möchte nach Hause«, würde sie sagen; und dann: »Ich möchte, daß Kummer bei mir schläft.«
    »Vielleicht ist es noch nicht zu spät«, hatte Vater gesagt; er hatte Kummer noch vor dem Footballspiel zum Tierarzt gebracht. Falls der Tierarzt an dem Tag viel zu tun gehabt hatte, lebte der alte Furzer vielleicht noch in irgendeinem Käfig. Frank hatte den Auftrag übernommen, beim Tierarzt nachzusehen.
    Aber es war wie die Rettungsaktion von Junior Jones: Frank kam zu spät. Er trommelte an die Tür, bis der Tierarzt aufwachte. »Ich hasse Halloween«, sagte der Tierarzt wahrscheinlich, aber seine Frau berichtete ihm, daß es einer der Berry-Jungs sei und daß er nach Kummer frage. »O-o«, sagte der Tierarzt. »Tut mir leid, mein Sohn«, sagte der Tierarzt dann zu Frank, »aber dein Hund ist heute nachmittag eingeschlafen.«
    »Ich will ihn sehen«, sagte Frank.
    »O-o«, sagte der Tierarzt. »Der Hund ist tot, mein Sohn.«
    »Haben Sie ihn begraben?« fragte Frank.
    »Nein, wie süß«, sagte die Frau des Tierarztes zu ihrem Mann. »Laß doch den Jungen seinen Hund begraben, wenn er das will.«
    »O-o«, sagte der Tierarzt, aber er ging mit Frank in den hintersten Raum des Zwingers und präsentierte ihm den Anblick dreier toter Hunde auf einem Haufen, unmittelbar neben einem Haufen mit drei toten Katzen. »An Wochenenden begraben wir nichts«, erklärte der Tierarzt. »Welcher ist Kummer?«
    Frank hatte den alten Stinker mit einem Blick erkannt; Kummer war schon ziemlich steif, aber es gelang Frank dennoch, den toten schwarzen Labrador in einen großen Müllsack zu stopfen. Der Tierarzt und seine Frau konnten nicht ahnen, daß Frank weit davon entfernt war, Kummer zu begraben.
    »Zu spät«, flüsterte Frank Vater zu, als Mutter und Vater und Franny und ich zuhause - im Hotel New Hampshire - ankamen.
    »Jessas Gott, ich kann wirklich alleine gehen«, sagte Franny, weil wir alle versuchten, unmittelbar neben ihr zu gehen. »Hierher, Kummer!« rief sie. »Komm schon, alter Junge!«
    Mutter begann zu weinen, und Franny griff nach ihrem Arm. »Ich bin okay, Mutter«, sagte sie. »Wirklich. In mir drin hab ich immer noch mich, soviel ich weiß.« Vater fing an zu weinen, und Franny griff auch nach seinem Arm. Mir selbst war, als heulte ich schon den ganzen Abend, und nun hatte ich mich irgendwie leer geweint.
    Frank zog mich beiseite.
    »Verfickt nochmal, Frank, was ist denn?« sagte ich.
    »Komm, sieh selber«, sagte er.
    Kummer - immer noch in dem Müllsack - lag unter dem Bett in Franks Zimmer.
    »Jessas Gott, Frank!« sagte ich.
    »Ich werde ihn herrichten für Franny«, sagte er. »Bis Weihnachten schaff ich das!«
    » Weihnachten, Frank?« sagte ich. »Ihn

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