Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
erhalten Sie ein Upgrade – umsonst, versteht sich.«
    » Das reicht mir nicht. Morgen ist mein Briefing, da muss ich früh aufstehen.«
    Deb spielte mit dem Gedanken, ihren Behindertenausweis zu zücken, aber ehe sie sich dazu herabließ, verbrachte sie die Nacht lieber im Auto. Verdammt, sie würde auf der Straße mit einer Zeitung als Decke schlafen, ehe sie irgendwelche Begünstigungen annehmen würde.
    » Ich wünschte, ich könnte Ihnen behilflich sein. Es tut mir wirklich leid.«
    » Ich möchte den Manager sprechen.«
    » Miss Novachek, ich bin der Manager und werde Ihnen morgen nicht nur eine Suite zur Verfügung stellen, sondern wir werden auch sämtliche Kosten übernehmen.«
    » Das hilft mir heute Nacht auch nicht weiter.«
    Deb wollte beinahe die Arme vor der Brust verschränken, entschied sich dann aber dagegen, da sie dadurch ihr Gleichgewicht verlieren konnte.
    » Diese Situation erleben wir leider Jahr für Jahr, wenn der Triathlon stattfindet. Sämtliche Hotels und Motels sind völlig ausgebucht.«
    Deb runzelte die Stirn. » Könnte ich nicht ein Zimmer mit einer anderen Teilnehmerin teilen?«
    Franklin griff nach dem Telefon. » Erzwingen kann ich es nicht. Aber wenn Sie mir einen Namen nennen, werde ich Sie verbinden.«
    » Ich kenne niemanden hier. Es ist das erste Mal, dass ich beim Ironwoman mitmache.«
    » Dann tut es mir leid, aber ich kann nicht wahllos irgendeinen Gast anrufen.« Er legte den Hörer wieder auf und hielt die rechte Hand ans Kinn, als ob er überlegen würde. » Wissen Sie was? Es gibt ungefähr sechzig Kilometer von hier eine kleine Pension. Sie liegt ziemlich weit ab vom Schuss, und es ist durchaus möglich, dass die noch ein Zimmer frei haben. Darf ich es für Sie versuchen?«
    Deb holte tief Luft und atmete dann langsam aus. » Wenn es nicht anders geht …«
    » Ich muss nur kurz die Nummer heraussuchen. Einen Augenblick, bitte.«
    Franklin ging nach hinten. Deb drehte der Rezeption den Rücken zu und blickte in die Lobby. Sie war voller Leute, unter ihnen auch Zuschauer und Journalisten mit Kameras und Mikrofonen. Aber es gab auch eine ganze Menge Athletinnen, und Deb erwog, einfach auf eine ihrer Konkurrentinnen zuzugehen und sie zu fragen, ob sie bereit wäre, das Zimmer mit ihr zu teilen. Aber sie bewegte sich nicht vom Fleck.
    Deb schätzte Privatsphäre. Soziale Situationen waren ihr stets äußerst unangenehm.
    Deshalb drehte sie sich rasch wieder um, als sie bemerkte, dass ein Mann sie anstarrte.
    Männer starrten sie ständig an. Frauen auch. Und Kinder. Selbst Tiere konnten ihre Augen nicht von ihr lassen. Sie schienen zu spüren, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte.
    Aber dieser Mann hatte sie nicht nur dumpf angeglotzt, sondern ein spielerisches Lächeln auf den Lippen gehabt. Und seine Augen hatten gefunkelt, als sie Debs Blick trafen.
    Der Mann hatte sie nicht angegafft, sondern mit ihr geflirtet.
    Deb bevorzugte die Glotzer. Unbewusst senkte sie ihren Blick auf ihre Prothesen. Sie trug eine Jogginghose, und selbst bei genauer Betrachtung war es beinahe unmöglich, sie von einer normalen Frau zu unterscheiden, sogar wenn sie sich bewegte.
    » Hallo.«
    Überrascht drehte sie sich um. Mr. Flirt befand sich kaum dreißig Zentimeter von ihr entfernt in ihrem Individualrevier und lächelte sie frech an. Deb konnte seinen Atem riechen. Zimt. Aus der Nähe sah er sogar noch besser aus: markantes Kinn, Dreitagebart, römische Nase, gut geschnittene dunkle Haare mit Seitenscheitel. Er wirkte ein bisschen wie der junge George Clooney.
    » Kann ich Ihnen helfen?« Debs Stimme klang gepresst.
    » Sind Sie Deborah Novacheck?«
    » Wer will das wissen?«
    » Mal Deiter. Sporting Digest . Mein Büro hat mit Ihnen bereits Kontakt aufgenommen.«
    Er reichte ihr die Hand.
    Er will gar nicht flirten, er ist ein Reporter. Dann weiß er auch über meine Beine Bescheid.
    Deb war sich nicht sicher, ob das die Situation weniger heikel oder noch schwieriger machte. Irgendwie war sie immer davon ausgegangen, dass man ihr eine Frau schicken würde oder einen alten Mann – aber nicht einen solchen Hingucker.
    Der Mann sah so gut aus, dass sie nervös wurde.
    » Angenehm, Mr. Deiter.« Sie nahm seine Hand, schüttelte sie herzhaft und zog sie dann rasch zurück. » Es scheint, als ob man mir hier kein Zimmer geben kann.«
    » Oh, das tut mir leid.«
    » Wenn es Ihnen so leidtut, können Sie mir ja Ihres überlassen.«
    » Das würde ich, Ms. Novachek, wenn es mir möglich

Weitere Kostenlose Bücher