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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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innezuhalten; dann rissen sie jeweils eine Bitech-Vertäfelung ab und begaben sich in die Verteidigungsnischen dahinter.
    Ich versuchte, es ihnen gleichzutun, aber entweder hatte ich kein Händchen dafür, oder ich probierte es an der falschen Stelle. Alles, was dabei herauskam, war eine Handvoll zerbröselndes Material und blanker Fels dahinter.
    Abgesehen von den Nischen, die die Soldaten schon besetzten, gab es keine Deckung im Korridor. Es gab nur das Schott am anderen Ende, das ich nicht öffnen und das der Feind nicht passieren durfte.
    »Verteidigt euch«, sagte ich zu den Soldaten. »Der Feind darf hier nicht durchbrechen.«
    Dann legte ich mich auf den Boden und brachte mein Gewehr in Anschlag, während die nächste Welle hirnloser Marionetten um die Ecke getobt kam.
    Ich kann nicht sagen, dass ich mich wirklich an das erinnern würde, was als Nächstes geschah, auch wenn ich meine internen visuellen und akustischen Aufzeichnungen noch einmal abgespielt habe. Der Feind ging nicht nach irgendeiner Taktik vor. Er tat nichts, was vernünftig gewesen wäre, etwa um die Ecke herum ferngesteuerte Projektile abzuschießen oder Granaten zu werfen. Sie stürmten einfach vor, Welle um Welle. Die meisten von ihnen hatten nicht einmal Distanzwaffen – die großen Projektile waren offenbar von einem Gefechtsturm abgefeuert worden oder waren auf den Bohrer montiert. Es waren Äxte, die man beim Angriff schwang, und Elektrodegen und all das andere Zeug, das man bei Gladiatorendarbietungen sieht, nicht aber im modernen Kampf.
    Vielleicht war es das auch für das Triefauge, das sie alle kontrollierte: eine Gladiatorenshow.
    Etwas mehr als drei Minuten, nachdem wir um die Ecke gebogen waren, waren nur noch der gute alte 95 E 6711 AD 19 und ich übrig; der Mechbi-Soldat war nur noch auf einem Bein unterwegs und mit einer Filamentklinge, da er die Hand verloren hatte, die einen Energieprojektor hielt.
    Ich war auch nicht viel besser dran. Ich schoss aus der Bauchlage, bis eine brüllende, bärenartige Kreatur das vordere Ende meines Gewehrs mit etwas abhackte, das nur als Plasmafleischerbeil beschrieben werden konnte. Während ich zurücksprang, feuerte ich meinen Bitech-Phagenemitter auf das Bärenwesen und seine nächsten Kameraden ab, aber es war nicht flink genug. Doch selbst als ihm schon Pelz und Fleisch schmolzen, pfiff sein Beil noch durch die Luft. Ich hob die Hand, um es abzublocken, da blinkten in jedem meiner internen Systeme die Warnlampen auf, und ich sah meinen Arm vom Ellbogen abwärts durch den Korridor segeln.
    Als Nächstes weiß ich wieder, dass ich mich drei Meterweiter hinten befand, den Desintegrationsstab in der rechten Hand, den Stumpf meines linken Arms an die Seite geklemmt. Das Plasma hatte die Wunde ausgebrannt, meine eigenen Systeme hatten die Blutzufuhr gekappt, und ich spürte keinen Schmerz. Aber es war doch verstörend.
    Vor allem, als ich nur noch drei Schüsse im Desintegrationsstab hatte, mein Mechbi-Kamerad eben zu Boden gegangen war, weil ihm Kopf und sämtliche Glieder fehlten, und eine neue Angriffswelle um die Ecke brandete und mit glühenden, pulsierenden, Funken sprühenden Handwaffen von großer Zerstörungskraft herumfuchtelte.
    Wenn man sich in einer Situation wie dieser befand – in der man eigentlich kurz vor dem Tode stand –, war es nicht gerade hilfreich, plötzlich zu begreifen, dass man ohne eine Verbindung zum Imperialen Geist wirklich und wahrhaftig sterben würde, und zwar endgültig .
    Die Priester vom Aspekt der Erkennenden Hand würden meine Leistungen nicht abwägen, es würde keine Wiedergeburt geben.
    Am Ende würde ich doch niemand Besonderes sein.
    Und genau da entdeckte ich, dass ich wirklich, wirklich, wirklich nicht sterben wollte. Es war ja schön und gut, abstrakt über den Tod nachzudenken – in dem sicheren Wissen, dass ich im Falle eines sehr unwahrscheinlichen tödlichen Unfalls fast sicher zurückkehren würde –, verglichen mit der Endgültigkeit, die alles bekam, wenn es tatsächlich passierte.
    Aber über diesen plötzlichen Schrecken der Sterblichkeit klammerte ich mich an einen kleinen Hoffnungsschimmer. Vielleicht war das steuernde Triefauge von den Priestern des Tempels abgeschottet worden. Vielleicht konnte ich mich doch mit dem Imperialen Geist verbinden. Ich musste nur in den paar Sekunden, bevor die Horde sich auf mich stürzenwürde, die Kapuze meines Psitech-Abwehranzugs herunterziehen.
    Da mir die linke Hand fehlte, stellte sich

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