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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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dreihundert Triefaugen-Wirte und fünfzehn- oder sechzehntausend Marionetten umfassten. Überfälle und überraschende Angriffe waren der Modus Operandi der Triefaugen, nicht die gewaltigen Flottenschlachten, die zum Standardverfahren gegen die suizidalen Töder oder in geringerem Ausmaß gegen die Naknuk-Rebellen und ihre Bitech-Horden gehörten.
    Aber ich glaubte nicht, dass ich auf der Akademie bleiben wollte. Ich wollte noch immer allein losziehen. Bis zur Randzone des Imperiums vorstoßen, ein Schiff befehligen und mein Glück suchen.
    Aber das behielt ich für mich. Und verheimlichte es vor allem den dienstälteren Prinzen, die in den letzten paar Tagen vor unserem Abschluss – als wir Kadetten uns für unseren künftigen Weg entscheiden mussten – kamen, um mit mir zu sprechen.
    Es gab mehr Besucher, als ich erwartet hatte; den Anfang machte der Schiffsgarnisonskommandant, Prinz Glemri. Sie schaute vorbei, als ich mit den Mechbi-Wachposten bei Station sieben herumhing, als Bestrafung für meine wahrscheinlich letzte Verspätung.
    »Kadett Khemri, ich bin froh, Euch hier zu finden«, sagte sie. »Ich wollte mit Euch reden.«
    »Ja, Sir«, sagte ich steif, während ich weiter in Habachtstellung auf einer Linie mit den reglosen Soldaten stand.
    »Steht bequem«, sagte sie. »Dies ist nur eine informelle Unterhaltung. Ich wollte mit Euch über die Möglichkeit reden, ein Training bei der Infanterie zu absolvieren. Wie sehen Eure Pläne aus?«
    Ich war im Laufe des Jahres klüger geworden, deshalb spuckte ich nicht vor ihr aus und erklärte, ich würde niemals ein Infanterist werden oder etwas ähnlich Dämliches. Stattdessen runzelte ich nachdenklich die Stirn, bevor ich antwortete.
    »Ich bin mir nicht sicher, Sir. Ich wäge noch alle Möglichkeiten ab.«
    »Ihr habt euch wacker gegen die Triefaugen geschlagen. Und ich weiß, dass Ihr die Soldaten verstehen könnt.«
    »Äh, ja, Sir, das kann ich«, erwiderte ich.
    »Das ist nicht allzu häufig – vielleicht nur ein Prinz von zehn kann das«, sagte Glemri. »Und es ist eine der Grundvoraussetzungen für die Infanterie. Damit und dank Eures frühen Starts im Kampf wette ich, dass Ihr in zehn Jahren Oberst seid. Und ein eigenes Regiment habt.«
    »Ich werde ernsthaft darüber nachdenken, Sir«, gab ich zurück.
    Ich würde darüber nachdenken, aber ich bezweifelte wirklich, dass ich das Angebot annehmen würde. Ich mochte die Mechbi-Soldaten; sie waren geradeheraus, und es tat irgendwie gut, sie um sich zu haben. Aber Glemri und die paar anderen Infanterieoffiziere, die ich bisher getroffen hatte, waren ein bisschen sehr todernst. Sie schienen vom anderen Ende des prinzlichen Spektrums zu kommen, wo man für seinen Beruf lebte und nichts anderes als gleichrangig betrachtete. Ich wollte kein unnützer, fauler Prinz vom entgegengesetzten Ende des Spektrums werden, aber ich war auch nicht bereit für die Hingabe der Infanteristen.
    Ich konnte mich allerdings ebenso wenig für Bodenkämpfe begeistern. Ich wachte noch immer manchmal nachts mit einem plötzlichen Phantomschmerz im Ellbogen auf, und auch die Bilder von dem blutigen Kampf im Korridor bekam ich nicht aus dem Kopf.
    Nein. Ich würde natürlich kämpfen, wo es nötig war, aber ich würde bestimmt nicht jener Imperialen Truppe beitreten, die am meisten in diese Art von Kampf verwickelt und in nicht unerheblichem Maße sogar darauf aus war.
    Kommandant Kothrez kam nicht zu mir, aber sie bestellte mich zu einem Gespräch über meine weitere Laufbahn in ihr Amtszimmer. Sie fand, ich hätte eine aussichtsreiche Zukunft in der Flotte, und ermunterte mich, zu den Fortgeschrittenenkursen zu bleiben. Die Bronzeepauletten eines Offiziers lagen vor ihr auf dem Schreibtisch; sie gehörten mir, falls ich einwilligte.
    Abermals erwies sich, dass ich ein wenig Takt gelernt hatte. Ich drückte mein Interesse aus und zögerte meine Entscheidung bis zum letztmöglichen Zeitpunkt hinaus, dem Abend nach unserer Graduiertenparade.
    Am Morgen vor dieser Parade saßen wir alle in unserer Galauniform, aber ohne Stiefel und Pelzmützen auf unseren Betten und sprachen über die Entscheidungen, die wir getroffen hatten. Unausgesprochen, aber in unser aller Köpfen präsent war das Wissen, dass wir, sobald wir die Akademie verließen, wieder in die Friss-oder-stirb-Welt der Imperialen Prinzen zurückkehrten. Selbst die Prinzen, die wieder in die Akademie oder an Bord eines Schiffs gehen würden, konnten zum Duell herausgefordert

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