Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
und Opfer von Mordanschlägen werden, zumindest während der etwa drei Monate langen Pause, bis sie den aktiven Dienst wieder aufnahmen. Es war sogar möglich, dass einige der Prinzen, denen ich in meiner Kaserne lauschte, bereits planten, mich oder andere Klassenkameraden zu beseitigen. Haddad hatte mir erzählt, es sei nicht unüblich, dass Dutzende Duelle und Mordversuche schon auf dem ersten Shuttleflug von Kwanantil Neun nach Kwanantil Vier stattfanden.
Tyrtho wusste das offenbar, was nicht ganz unerwartet kam. Fasziniert fand ich heraus, dass sie sich nicht nur bereits fürden Fortgeschrittenenkurs eingeschrieben hatte und weiter auf die Akademie gehen würde, sondern dass sie sich irgendwie einen Job für die dreimonatige Ferienzeit organisiert hatte. Sie würde einem Korvettenkapitän assistieren, der das Verteidigungssystem der Basis neu strukturierte, und daher die Akademie gar nicht verlassen, so dass sie nicht von Duellen oder Mordanschlägen bedroht war.
Ich machte mir nicht die Mühe zu fragen, wie sie das geschafft hatte. Wie Tyrtho gehörte der fragliche Kapitänleutnant Haus Tivand an, ebenso wie der Kommandant. Aber ich war beeindruckt, dass sie so weit vorausdachte. Ich hätte vielleicht etwas Ähnliches versucht, doch mein Wunsch, hinaus in die Weiten der Galaxie zu kommen, war viel stärker als meine Angst vor Mordanschlägen oder Duellen.
Möglicherweise, weil ich schon wieder zu selbstbewusst geworden war. Ich war bereits einmal getötet worden und ins Leben zurückgekehrt, und das war gar nicht so schlimm gewesen …
Aliadh und Calzik hatten sich freiwillig zum Schiffsdienst gemeldet und um dasselbe Schiff gebeten. Sie hatten Haus Jerrazis verlassen, und Aliadh sagte, sie würden ihr eigenes Haus gründen, sobald sie weit genug aufgestiegen waren. Sie waren – vollkommen ungewöhnlich für Prinzen – von Anfang an einander treu ergeben, obwohl ihre Beziehung natürlich nicht sexueller Natur war. Uns Prinzen sind nicht nur sexuelle Verhältnisse unter unseresgleichen verboten, wir sind auch so programmiert, dass wir gar nicht sündigen können. Wir haben unsere programmierten Kurtisanen oder andere normale Menschen, die sich darum kümmern.
Damals dachte ich wohl nie darüber nach, ob zwischen Aliadh und Calzik Liebe im Spiel sein könnte. Ich hatte keinerlei Erfahrung mit dem, was normale Menschen Liebe nennen.Weder hatte ich sie jemals gesehen, noch war ich von den Priestern meines Kindheitstempels über diesen Begriff aufgeklärt worden. Natürlich gab es Sex, der mit Untergebenen zum Zwecke des Vergnügens stattfand. Es gab wechselseitige Hilfspakte, etwa zwischen Prinzen aus demselben Haus. Es gab Beziehungen aus Verbindlichkeiten und Dienstverpflichtungen, wie sie etwa ein Assassinenmeister seinem Prinzen schuldig war und dieser in schwächerem Maße auch ihm. Es gab Loyalität, etwa dem Imperium gegenüber, denn alles andere war undenkbar.
Aber Liebe?
Damals wusste ich nicht, was Liebe ist, aber ich glaube, dass Aliadh und Calzik etwas Ähnliches füreinander empfunden haben mögen – ein tiefes Gefühl, das sie die Sorge um den anderen über das eigene Wohlergehen stellen ließ. Irgendwie hatte ein kleiner Rest elementarer Menschlichkeit ihre Kandidatenschaft überdauert: Sie hatten eine instinktive Fähigkeit zu lieben, so dass sie, als sie einander begegneten, auf eine Art und Weise zusammenpassten, die aus ihnen beiden zusammen mehr machte, als sie jeder für sich gewesen wären.
Zu der Zeit dachte jeder, dass sie Sonderlinge waren. Einige der anderen meinten sogar, dass es eine Art psychologisches Spielchen wäre, das sie spielten, nur um alle anderen wahnsinnig zu machen und sich am Ende einen Vorteil zu verschaffen.
»Und was werdet Ihr tun, Khemri?«, fragte Tyrtho. »Ihr könnt die Entscheidung nicht länger hinausschieben.«
Ich erwiderte nichts. Stattdessen sandte ich eine weitere Botschaft an den Imperialen Geist.
:Wann werde ich eine Sondermission bekommen?:
Ich hatte das übliche »Lernt fleißig und haltet die Klappe« erwartet. Aber diesmal erhielt ich etwas anderes zur Antwort.
:Prinz Khemri «Kennung» zum Kapitänleutnant der Imperi a len Flotte befördert mit sofortiger Wirkung ab dem Akademieabschluss. Sofortige Versetzung Imperialer Versorgungsposten Arokh-Pipadh «Kennung» persönlicher Referent Flotillenadmiral Prinz Elzweko III . «Kennung» an Bord der IFS Morgendämmerung von Zwaktuzh «Kennung» ankommend Kwanantil Neun voraussichtlich
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