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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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lassen?«
    Das waren nun natürlich Raines Optionen, da ich ihr nicht anbot mitzukommen. Aber sie hatte eine andere Idee.
    »Hilf mir, die Rakete abzufeuern«, sagte sie.
    Ich starrte in diese dunkelblauen Augen hinunter und fragte mich, wie der Symbiont ihre Hirnchemie so aus dem Gleichgewicht hatte bringen können.
    »Die Fusionsfackel?«, fragte ich. »Sie würde nie irgendetwas treffen, jedenfalls nichts, was ausweichen kann.«
    »Sie kann den Wurmlochausstieg treffen«, sagte Raine. »Dafür ist sie ja da.«
    Ich dachte darüber nach und neigte den Kopf zur Seite, zumindest so weit, wie Eckies ziemlich große Helminnenschale es erlaubte. Der Wurmlochausstieg war nichts, was man treffen konnte, jedenfalls nicht physisch. Er war eine Art Möglichkeitspunkt zwischen Raum und Nullraum, der keine Bedeutung hatte, bis bestimmte Energien hinzukamen, die ihn mit einer anderen, ähnlichen Potenzialität verbanden.
    Aber ich wusste, dass Raine es nicht wörtlich meinte. Offenbar hatte ich mich geirrt, was den Sprengkopf der Rakete anging. Es handelte sich dabei wohl um etwas, das umgangssprachlich als »Stopper« bezeichnet wurde, und musste nicht zwingend den Wurmlochausstieg als solchen treffen. Er musste nur die ihm innewohnende Energieladung innerhalb eines bestimmten Radius um das Wurmloch freisetzen, das sich gerade in der Öffnungsphase befand.
    Wenn das geschah, verlor das Wurmloch seine Potenzialität, zumindest für eine Weile. Mit anderen Worten: Es schloss sich, und in den Wochen oder manchmal Monaten, die der Effekt brauchte, um zu verpuffen, kam niemand mehr hier durch.
    Es war keine Waffe, die das Imperium sehr oft einsetzte, wenn es das überhaupt tat, und die Strategie dahinter war zweifelhaft. Wenn man ein Wurmloch verschloss, schnitt man potenzielle Hilfstruppen ebenso ab wie Feinde; außerdem besaßen die meisten Systeme im Normalfall mehr als einen Wurmlocheinstieg. Aber ich fand, dass es in diesem Fall sinnvoll war, da die gesamte Flotte des Systems ausgelöscht war und das Erscheinen des Feindes durch eben dieses Wurmloch gewiss unmittelbar bevorstand.
    »Es ist also ein Stopper«, sagte ich.
    »Du sagst es. Und ich habe die Startcodes.«
    »Er müsste rasch abgefeuert werden«, sagte ich, während ich noch alles bedachte. »Keine Zeit, ihn aus dem Schiff zu holen. Seine Fackel wird das Werk der Imperialen Waffe beenden. Und es wird jeden umbringen, der noch an Bord ist.«
    »Wie groß ist deine Kapsel?«
    »Es ist ein Solomodul.«
    »Aber man könnte doch zwei Leute hineinquetschen, oder? Zumindest für einen kurzen Transit?«
    Ich vermutete, dass das möglich war, und langsam dämmerte mir, dass sie erwartete, ich würde sie mitnehmen. Sie hatte nicht begriffen, dass ich noch vor einer Minute geplant hatte, sie zurückzulassen. Einmal mehr fühlte ich mich daran erinnert, dass ich noch wie ein Prinz dachte und sie wie einen programmierten Diener oder jemand ähnlich Verzichtbaren behandelte.
    Wie würde es aussehen, wenn ich auf Kharalcha erschienund sie erfuhren, dass ich eine der Ihren im Stich gelassen hatte? Besonders, wenn es ihr doch gelang, die Rakete abzuschießen und das Wurmloch zu verschließen? Ich hatte ihren potenziellen Nutzen vollkommen falsch eingeschätzt. Nicht ihre technischen Fähigkeiten machten sie so wertvoll, sondern die Schuld, in der ihr Gemeinwesen mir gegenüber stehen würde, wenn ich sie zurückbrachte. Ich würde nicht länger mit der geborgenen Heffalurp handeln müssen.
    Und wie viel würde mir erst die planetarische Regierung schulden, wenn ich das Wurmloch verschloss und ihnen eine Atempause verschaffte, in der sie sich auf die Piraten vorbereiten konnten?
    »Also, wie sieht es aus?«, fragte Raine, während sie sich hochstemmte. »Bereiten wir die Rakete auf den Abschuss in etwa dreißig Minuten vor und ziehen uns in deiner Kapsel zurück?«
    »In Ordnung«, sagte ich.
    Sie überraschte mich damit, dass sie meine Hand nahm und sie schüttelte. Ich hätte fast die Nadelpistole mit der linken Hand gezogen, konnte es aber gerade noch verhindern. In der Ausbildung hatte ich schon ein paar Händeschüttler getroffen.
    »Willkommen bei den Raumstreitkräften von Kharalcha«, sagte Raine lächelnd.

15
    Ich runzelte die Stirn. Ich hatte nie gesagt, dass ich in eine größtenteils ausgelöschte Miliz eintreten würde.
    »Das war ein Witz«, erklärte Raine. »Hm, es sollte die angespannte Situation etwas auflockern. Du weißt schon: Man lacht, weil man sonst weinen

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