Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
und sein Werk zu tun.
Ich hoffte, dass es noch rechtzeitig kam und dass sie menschlich genug war, damit der Symbiont arbeiten konnte. Sie sah menschlich aus, aber das Äußere kann ja täuschen.
Der Applikator zitterte in meiner Hand, und das Quadrat aus nackter Haut erglühte, weil weiteres biologisches Material nötig war, das der Symbiont für eine erfolgreiche Reparatur brauchte. Ich ging wieder hinaus und suchte mir die nächste Leiche, zog sie herab und verband sie mit dem Fütterschlauch des Applikators.
Ich hatte in den Monaten meines Trainings genug über Menschen gelernt, deshalb drehte ich den Kopf der Frau zur Seite, so dass sie, wenn – oder falls – sie das Bewusstsein wiedererlangte, nicht sah, wie ihr einstiger Schiffsgenosse ausgesaugt wurde, damit sie am Leben bleiben konnte.
Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit dem Schiffsherzen zu. Die Frau hatte bereits die meisten Leitungen abgeklemmt, um den Fluidumsstand hoch zu halten. Ich lief rasch herum und versiegelte die Leitungen, die noch offen waren, und dann liefen der Selbsttest und die Reparaturprogramme des Herzens an. Interessanterweise hatte dieses Herz einen Mechtech-Starter anstelle des ursprünglich reinen Bitech-Systems. Wie das Schiffsherz selbst war er die Kopie einer alten Imperialen Tech und daher sehr empfänglich für meine Psitech-Kommandos. Ich befahl ihm, das Schiffsherz zu stimulieren und den Vorgang der Eigenreparatur zu beschleunigen.
Anschließend ermunterte ich alle automatischen Hilfsreparaturknollen und Schiffslausbrutplätze zu Höchstleistungen, was nicht einfach war, da ich ihnen ganz nahe kommen musste, damit meine Psitech wirken konnte, und die meisten von ihnen sich in Serviceleitungen in Boden, Wänden und Decke befanden. Viele waren schlicht unzugänglich, solange ich Eckie trug, aber ich wollte meinen Anzug nicht ausziehen. Das Schiff unterhielt eine atmungsaktive Atmosphäre, aber man konnte nicht wissen, wann sie vielleicht nicht mehr atmungsaktiv war. Am Ende tüftelte ich eine Art Dominoeffekt aus, indem ich mit einer Knolle sprach und ihr befahl, dasselbe zu der Nachbarknolle zu sagen, und so weiter.
Eine Stunde später geschahen zwei wichtige Dinge.
Das erste Ereignis war das Auftauchen einer betriebsbereiten Schiffslaus, eines Bitech-Drohnenassistenten von der Größe meiner Hand. Sie kam auf ihren tausend Beinen von einem der unzugänglichen Brutplätze hereingetrippelt und ging unverzüglich ans Werk, um mit ihrem Gewebespinner einen Nervenkomplex wiederaufzubauen. Ein Schiff wie dieses hatte normalerweise Hunderte von aktiven Schiffsläusen, aber sie alle waren getötet und die meisten Brutplätze zerstört worden, daher war schon eine einzige ein gutes Zeichen. Einfunktionierender Brutplatz konnte ein paar pro Stunde hervorbringen, sofern genug organisches Material und einige anorganische Substanzen vorhanden waren – derzeit mangelte es an Bord an beidem nicht. Sämtliche Leichen, Anzüge und Waffen würden mit der Zeit recycelt werden.
Das zweite wichtige Ereignis war, dass die Frau aufwachte. Ich hatte die Leiche bereits entfernt, sobald der Symbiont kein frisches Material mehr benötigte, und die Frau auf eine Beschleunigungscouch im Besatzungsalkoven in der Nähe des Schiffsherzens gelegt. Der Symbiont hatte über die Bildhaut des Applikators gemeldet, dass sie überleben, aber einige Tage lang Ruhe brauchen würde, während der Symbiont weiter seine Arbeit tat. Ich war enttäuscht, da sie kaum am Schiff zu arbeiten in der Lage sein würde – wenn überhaupt –, denn falls wir weiter allein blieben, gab es auch nach ihrer Genesung noch einen ganzen Haufen zu tun.
Du siehst, ich dachte nicht an sie als Person, trotz meines monatelangen Trainings mit normalen Menschen. Mit einem Notfall konfrontiert war ich zum Schablonendenken zurückgekehrt. Sie war nur einer dieser programmierten Spione, oder zumindest hielt ich sie dafür. Damals noch.
»Wie heißt du?«
Ich fuhr zusammen, als ich ihre Stimme hörte. Das wäre nicht passiert, wenn ich noch ein richtiger Prinz gewesen wäre. Ich hätte schon Sekunden vorher den Unterschied in ihrem Atemgeräusch gehört, eine Veränderung, die die Rückkehr des Bewusstseins ankündigte.
Ich wandte mich von dem Kommandoganglion ab, das ich studiert hatte, und ging hinüber zu ihr. Sie hatte das Visier geöffnet und die Maske abgezogen. Nun konnte ich ihr Gesicht ganz sehen. Sie war noch immer infolge des Blutverlusts blass, aber ich dachte, dass
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