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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Fleisch.
    »Du bist am Leben, und das ist ein Wunder«, sagt sie sanft. »Wenn alles vorbei ist, schreibe ich dir. Ich nenne dir die Namen, erläutere die Umstände, alles. Ich will, dass du die Wahrheit erfährst, aber aus der Ferne, wenn ich mit allem fertig bin und du in Sicherheit bist.«
    Mathilde antwortet nicht, sie ist völlig verstört. Ein paar Stunden lang, die ihr wie eine Ewigkeit erscheinen, hat sie diese junge Frau beschützt wie ihr eigenes Fleisch und Blut. Sie hat aus ihr ihre Tochter gemacht, ihr Baby.
    Und in Wahrheit ist sie eine Mörderin, ein gewalttätiger, grausamer Mensch.
    »Ich schreibe dir. Das schwöre ich. Dann erkläre ich dir alles.«
    Sie verschwindet in einer Staubwolke.
    Mathilde liegt reglos da und starrt in den leeren Flur.
    In der Ferne ertönen die Friedhofssirenen.

 
     
     
     
     
     
     
     
    zehn

Kapitel 57
     
    »Hier ist Paul.«
    Ein Atemhauch war am anderen Ende der Leitung zu hören: »Weißt du, wie spät es ist?«
    Er sah auf die Uhr - nicht einmal sechs Uhr morgens.
    »Tut mir Leid, ich habe nicht geschlafen. «
    Das Atemgeräusch verwandelte sich in einen Seufzer der Erschöpfung.
    »Was willst du?«
    »Ich will nur wissen, ob Céline die Süßigkeiten bekommen hat.«
    »Du bist verrückt.«
    »Hat sie sie gekriegt oder nicht?«
    »Deswegen rufst du mich um sechs Uhr morgens an?«
    Paul schlug gegen die Scheibe der Telefonzelle, sein Mobiltelefon war noch immer ohne Saft.
    »Sag mir doch, ob sie sich darüber gefreut hat. Ich habe sie seit zehn Tagen nicht gesehen!«
    »Gefreut hat sie sich über die Typen in Uniform, die sie gebracht haben. Sie hat den ganzen Tag von nichts anderem gesprochen. Da müht man sich von früh bis spät, ihr die richtigen Ideen in den Kopf zu pflanzen, und jetzt das! Bullen als Babysitter! «
    Paul malte sich aus, wie seine Tochter die goldenen Tressen der Uniformen bewundert hatte; und wie ihre Augen geleuchtet haben mochten, als ihr die Polizisten die Süßigkeiten brachten. Bei diesem Bild wurde ihm besser zu Mute, und er versprach heiter: »Ich rufe in zwei Stunden noch mal an, bevor sie zur Schule geht.«
    Wortlos legte Reyna auf.
    Er verließ die Telefonzelle und nahm einen tiefen Atemzug Nachtluft. Er stand auf der Place du Trocadéro zwischen dem Musée de l'Homme und dem Théâtre de Chaillot. Feiner Regen fiel auf den umzäunten Platz, der offensichtlich gerade renoviert wurde.
    Er ging durch die Bretterwände hindurch - sie bildeten einen Korridor - und überquerte den Boulevard. Der Sprühregen hinterließ einen öligen Film auf seinem Gesicht, die Temperatur war viel zu mild für die Jahreszeit, und er schwitzte in seinem Parka. Dieses schmierige Wetter passte zu seiner Stimmung. Er fühlte sich schmutzig, verbraucht, ausgehöhlt; auf der Zunge spürte er den Geschmack zerkauten Papiers.
    Seit Schiffer um dreiundzwanzig Uhr angerufen hatte, ging er der Spur der Schönheitschirurgen nach. Er hatte die neue Wendung der Ermittlungen akzeptiert - eine Frau mit Gesichtsveränderung, die zugleich von Charliers Männern und den Grauen Wölfen verfolgt wurde - und den Ärzteverband in der Avenue de Friedland im 8. Arrondissement aufgesucht, um nach Ärzten zu fragen, die möglicherweise Probleme mit der Justiz gehabt hatten. »Ein Gesicht völlig zu verändern ist nie ganz ohne«, hatte Schiffer gesagt. Man musste also nach einem Chirurgen Ausschau halten, der keine Skrupel besaß. Paul wollte bei denen anfangen, gegen die die Justiz ermittelt hatte.
    Er hatte im Archiv gesucht, hatte ohne Rücksicht mitten in der Nacht den zuständigen Mann angerufen, der ihm helfen sollte. Allein für die Départements der Ile de France fanden sie sechshundert Akten aus den letzten fünf Jahren. Was sollte man mit einer so umfangreichen Liste anfangen? Um zwei Uhr morgens hatte er Jean-Philippe Arnaud, den Vorsitzenden des Verbands für Ästhetische Chirurgie, angerufen, um ihn um Rat zu fragen. Der Mann hatte ihm, verschlafen wie er war, drei Namen genannt. Virtuosen mit fragwürdigem Ruf, die zu einer solchen Operation bereit gewesen wären, ohne allzu genau hinzusehen.
    Bevor er auflegte, hatte Paul ihn noch nach seriösen Gesichtschirurgen befragt. Jean-Philippe Arnaud hatte ihm in verächtlichem Ton sieben weitere Namen durchgegeben und darauf hingewiesen, dass diese Ärzte - ob sie nun bekannt wären oder nicht - sich nie auf einen solchen Eingriff eingelassen hätten. Paul hatte sich seine Bemerkungen angehört und ihm gedankt.
    Um drei

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