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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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neue Netzwerk schon im Keim zu ersticken.«
    Paul sah sich die Gräber an, die vor ihnen lagen. Sie befanden sich an einem helleren Ort, ziseliert und variiert wie eine Musik aus Stein, die ihm leise in die Ohren drang.
    »Im März waren die Zollstationen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden in höchster Alarmbereitschaft. Häfen, Flughäfen und Grenzen an Autostraßen wurden permanent überwacht. In all unseren Ländern haben wir die türkischen Gemeinden befragt. Wir haben unsere Spitzel ausgehorcht, Drogenhändler abgehört... Ende Mai hatten wir noch immer nichts aufgefangen. Kein Hinweis, keinerlei Informationen. In Frankreich wurden wir allmählich unruhig. Wir beschlossen, in der türkischen Gemeinde gründlicher nachzuforschen, einen Spezialisten zu beauftragen, einen Mann, der die anatolischen Netze wie seine Westentasche kennt und als echtes U-Boot agieren könnte.«
    Die letzten Worte holten Paul in die Wirklichkeit zurück. Mit einem Mal begriff er den Zusammenhang zwischen den beiden Fällen.
    »Jean-Louis Schiffer«, sagte er, ohne weiter zu überlegen.
    »Genau. Die Chiffre oder das Eisen, wie man will.«
    »Aber er war doch im Ruhestand.«
    »Deshalb haben wir ihn bitten müssen, wieder anzufangen... «
    Jetzt rückte plötzlich alles an die richtige Stelle. Die Niederschlagung des Verfahrens im April 2001. Das Appellationsgericht in Paris, das Schiffer nicht weiter wegen Mordes an Gazil Hemet verfolgte. Paul zog laut den Schluss: »Jean-Louis Schiffer hat zur Bedingung für seine Mitarbeit verlangt, dass die Affäre Hemet zu den Akten gelegt wird?«
    »Ich sehe, dass Sie den Fall gut kennen.«
    »Ich bin selbst Teil dieses Falles. Und ich fange an, das Einmaleins der Polizei zu begreifen. Das Leben eines kleinen Dealers war keinen Pfifferling wert im Vergleich zu Ihren Ambitionen als Abteilungsleiter.«
    »Sie vergessen unser Hauptmotiv: ein weit reichendes Netzwerk in Schach zu halten, einzukreisen... «
    »Hören Sie auf, es ist das alte Lied.«
    Amien streckte seine langen Hände aus, wie zum Zeichen, dass er auf jede Polemik über dieses Thema verzichtete.
    »Unser Problem war jedenfalls anderer Art.«
    »Inwiefern?«
    »Schiffer hat die Fronten gewechselt. Als er entdeckte, welcher Clan an diesem Bündnis beteiligt war und wie der Transport vonstatten gehen sollte, hat er uns nicht informiert. Im Gegenteil, er hat sich vermutlich von dem Kartell dafür bezahlen lassen. Er hat sich sogar zur Verfügung gestellt, um die Sendung in Empfang zu nehmen und an die wichtigsten Dealer weiterzugeben. Wer kannte die besten in Frankreich lebenden Drogenhändler besser als er?«
    Amien lachte zynisch: »Es mangelte uns bei dieser Sache an Feingefühl. Wir haben das Eisen angefordert und die Chiffre bekommen ... Wir haben ihm ein Festmahl bereitet, auf das er seit langem gewartet hatte. Für Schiffer war diese Sache eine Apotheose.«
    Paul sagte kein Wort. Er versuchte, sein eigenes Mosaik zusammenzusetzen, doch es fehlten noch zu viele Steinchen. Nach einer Minute sprach er erneut: »Wenn Schiffer seine Karriere mit diesem Meisterstück beendet hat, warum hauste er dann im Altersheim von Longères?«
    »Weil auch hier die Dinge nicht so gelaufen sind wie erwartet.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Der Kurier, den die Türken geschickt haben, ist nie aufgetaucht. Er hat letztlich alle an der Nase herumgeführt, indem er mit der Beute verschwunden ist. Schiffer hatte vermutlich Angst, dass man ihn verdächtigt. Deshalb hat er sich lieber unauffällig in Longères eingegraben, um abzuwarten, bis die Dinge sich gesetzt hätten. Selbst ein Mann wie er fürchtete die Türken. Sie können sich vorstellen, was sie mit Verrätern machen ... «
    Eine weitere Erinnerung flackerte auf. Chiffre, der sich unter falschem Namen in Longères einquartiert hat, seine Heimlichtuerei im Altersheim... Ja, bestimmt fürchtete er Repressalien von Seiten der türkischen Clans. Die Teile passten zusammen, doch Paul war noch nicht restlos überzeugt. Das Ganze war ihm zu zerbrechlich, nicht solide genug.
    »Dies alles sind nur Vermutungen«, antwortete er. »Sie haben nicht den geringsten Beweis. Und warum sind Sie überhaupt sicher, dass die Drogen nie in Europa angekommen sind?«
    »Zwei Dinge haben uns das klar bewiesen. Erstens! Solches Heroin hätte auf dem Markt großes Aufsehen erregt. Wir hätten zum Beispiel eine Zunahme von Überdosen verzeichnet. Doch nichts Derartiges geschah.«
    »Und das Zweite?«
    »Wir

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