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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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einen Druckverband.
    Sie versuchte sich zu sammeln. Offenbar war sie ein ganzes Stockwerk auf dem Rücken heruntergeglitten, demnach musste sie sich auf dem Treppenabsatz der zweiten Etage befinden. Bald würden ihre Verfolger im Erdgeschoss auftauchen. Sie nahm vier Stufen auf einmal, an ihrer eigenen Etage vorbei bis ins vierte, fünfte Geschoss, als plötzlich Laurents Stimme im Treppenhaus ertönte: »Beeilt euch, sonst erreicht sie das Nebenhaus über die Mädchenkammern!«
    Sie rannte schneller, dankte im Geiste für den Tipp und gelangte in den siebten Stock.
    Sie eilte in den Flur mit den Dienstmädchenzimmern und lief an Türen, Loggien und Waschbecken vorbei bis zur nächsten Treppe. Dort rannte sie hinunter, mehrere Etagen, bis sie plötzlich die Falle erkannte. Ihre Verfolger kommunizierten per Funk. Sie würden unten im Haus auf sie warten, und andere würden von hinten kommen.
    Im selben Augenblick hörte sie einen Staubsauger auf der linken Seite. Sie wusste nicht, auf welcher Etage sie sich befand, was nicht von Bedeutung war, denn sie stand vor einer verborgenen Tür, die durch eine Wohnung hindurch zu einem weiteren Treppenhaus führen würde.
    Mit aller Kraft schlug sie gegen die Wandtür.
    Sie spürte nichts, weder die Schläge an ihrer Hand noch die ihres Herzens.
    Sie klopfte weiter. Über sich hörte sie schon die Schar der Verfolger, die schnell näher kamen, und auch von unten drang das Geräusch von Schritten herauf. Sie warf sich erneut gegen die Tür, trommelte mit den Fäusten und schrie laut um Hilfe.
    Dann öffnete sich die Tür, und eine kleine Frau in rosafarbenem Kittel erschien im Türrahmen. Anna schob sie mit der Schulter beiseite, schloss die getarnte Tür, indem sie den Schlüssel zwei Mal im Schloss drehte und in ihre Tasche steckte, und stand vor einer großen, in makellosem Weiß gestrichenen Küche. Verblüfft klammerte sich die Putzfrau an ihren Besen.
    Anna schrie ihr ins Gesicht: »Sie dürfen nicht aufmachen, verstanden?«
    Sie fasste sie an den Schultern und wiederholte: »Nicht öffnen, kapiert?«
    Auf der anderen Seite klopfte es gegen die Tür: »Polizei, aufmachen!«
    Anna floh durch die Wohnung. Sie lief einen Flur entlang und durchquerte mehrere Zimmer. Nach wenigen Sekunden hatte sie begriffen, dass das Appartement geschnitten war wie ihr eigenes. Sie bog nach rechts, fand das Wohnzimmer: große Bilder, Möbel aus rotem Holz, Orientteppiche, Sofas, größer als Matratzen. Sie musste sich links halten, um die Diele zu finden.
    Sie stürzte vorwärts, stieß mit den Füßen gegen einen Hund - einen großen karamellfarbenen, gutmütigen Hund - und rammte eine Frau im Bademantel, die ein Handtuch ums Haar gebunden hatte.
    »Wer... wer sind Sie?«, schrie sie laut und hielt ihren Turban fest wie einen kostbaren Krug.
    Anna wäre fast in Lachen ausgebrochen - ihr eine solche Frage zu stellen, gerade heute. Sie schubste sie beiseite, erreichte den Eingang, öffnete die Tür. Sie wollte gerade nach draußen, da entdeckte sie auf einem Mahagonitischchen einen Schlüsselbund samt Fernbedienung, der Zugang zur Parketage, denn alle Gebäude teilten sich eine gemeinsame Parkfläche im Souterrain. Sie schnappte sich das Gerät und lief die mit rotem Samt bedeckte Treppe hinunter.
    Sie konnte ihnen entwischen - sie spürte es.
    Anna rannte ins Kellergeschoss, ihr war heiß, ihre Kehle schnappte mit kleinen, schnellen Atemzügen nach Luft. Ihr Fluchtplan nahm Gestalt an: Die Mausefalle der Bullen würde im Erdgeschoss zuschnappen, während sie das Haus durch die Parkplatzzufahrt verlassen würde. Dieser Ausgang führte zur Rue Daru am anderen Ende des Gebäudes. Sie wollte wetten, dass sie noch nicht auf diesen Ausgang gekommen waren...
    Sie hatte die Parketage erreicht, lief, ohne das Licht einzuschalten, durch den Betonraum auf die Ausgangstür zu und hielt die Fernbedienung in die Höhe, als sich das Garagentor öffnete. Vier bewaffnete Männer kamen die Zufahrt herunter. Sie hatte den Feind unterschätzt, konnte sich jedoch gerade noch hinter einem Auto verstecken, beide Hände auf den Boden gestützt.
    Sie sah, wie die Männer vorbeigingen, spürte die Erschütterungen ihrer schweren Stiefel am ganzen Leib und wäre um ein Haar in Tränen ausgebrochen. Die Männer suchten zwischen den Autos, sie leuchteten den Boden mit ihren Taschenlampen ab. Anna presste sich gegen die Betonwand und merkte, dass ihr Arm voller Blut war. Der Verband hatte sich gelöst. Sie zog den Stoff

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