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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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erstickende, träge Kraft lag auf den Körpern wie eine bleierne Masse, die beladen war mit dem Geruch von Desinfektionsmitteln. Man betrat eine Übergangszone zwischen Leben und Tod, abgeschnitten vom Verstreichen der Stunden und Tage.
    Auf den an der Wand befestigten Stühlen saßen Menschen mit schlimmen Krankheiten. Ein Mann mit rasiertem Schädel, den Kopf zwischen beiden Händen, kratzte sich unaufhörlich an den Unterarmen, wobei gelblicher Staub zu Boden rieselte. Sein Nachbar, ein an einem Rollstuhl festgeschnallter Obdachloser, beschimpfte die Krankenschwestern mit kehliger Stimme und flehte sie zugleich an, seine Eingeweide wieder an die richtige Stelle zu legen. Nicht weit von ihnen stand eine Alte in einem Kittel aus Papier, zog sich aus und murmelte unverständliche Worte, dann sah man ihren grauen Körper, überall Falten, die an einen Elefanten erinnerten. Sie trug eine Windel. Nur einer schien normal zu sein. Er saß im Profil nahe am Fenster, doch als er sich umdrehte, war eine Hälfte seines Gesichts voller Glassplitter und getrocknetem Blut.
    Anna war weder überrascht noch erschrocken über den Anblick dieser Krüppel. Im Gegenteil, dieser Bunker schien der geeignete Ort, um unbemerkt zu bleiben.
    Vier Stunden zuvor war sie mit dem Popen in die Krypta hinabgestiegen. Sie hatte ihm erklärt, sie stamme aus Russland, habe eine schwere Krankheit und wolle an diesem heiligen Ort bestattet werden. Der Geistliche war skeptisch gewesen, hatte ihr aber doch über eine halbe Stunde lang zugehört. So hatte er ihr Schutz geboten, während die Männer mit den roten Armbinden das Viertel durchsuchten.
    Als sie wieder nach oben kam, war die Luft rein. Das Blut an ihrer Wunde war getrocknet. Sie konnte durch die Straßen gehen, den Arm unter dem Kimono verborgen, ohne allzu sehr aufzufallen. Sie ging im Laufschritt und pries Kenzo und seine modischen Einfälle, dank derer man einen Morgenrock tragen und obendrein modisch gekleidet wirken konnte.
    Mehr als zwei Stunden war sie im Regen umhergeirrt, ohne Anhaltspunkte, in der Menge auf den Champs-Elysées. Sie gab sich Mühe, nicht nachzudenken und sich keine Vorwürfe zu machen für die riesigen Gedächtnisausfälle, die sie peinigten.
    Sie war frei, sie war am Leben.
    Und das war schon viel.
    Mittags um zwölf hatte sie an der Place de la Concorde die Métro genommen, Linie in Richtung Château de Vincennes. Während sie in der Untergrundbahn saß, hatte sie beschlossen, sich zunächst über ihren Zustand zu vergewissern und erst dann über das Ziel ihrer Flucht nachzudenken. Sie hatte sich überlegt, welche Krankenhäuser auf dem Weg lagen, und sich für Saint-Antoine entschieden, das Hospital nahe der Bastille.
    Über zwanzig Minuten hatte sie gewartet, als ein Arzt mit einem großen Umschlag erschien, aus dem er ein Röntgenbild zog. Er legte Bild und Umschlag auf einen leeren Arbeitstisch und stöberte in einer Schreibtischschublade, als sie auf ihn zusprang: »Ich muss Sie sofort sprechen.«
    »Warten Sie, bis Sie dran sind«, sagte er über die Schulter, ohne sie anzusehen. »Die Schwestern werden Sie aufrufen.«
    Anna packte ihn am Arm: »Bitte, ich muss geröntgt werden.«
    Der Mann drehte sich verärgert um, und sein Gesicht hellte sich auf, als er sie anblickte.
    »Waren Sie bei der Aufnahme?«
    »Nein.«
    »Haben Sie nicht Ihre Chipkarte abgegeben?«
    »Ich habe keine.«
    Der Notarzt betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Er war groß, hatte braune Haut und trug einen weißen Kittel und Korksohlen-Sandalen. Gebräunte Haut, V-Ausschnitt - durch den man seinen behaarten Oberkörper sehen konnte - und Goldkettchen: Er glich aufs Haar dem typischen Verführer der italienischen Komödie. Ohne Scheu musterte er sie eingehend und zeigte mit dem Lächeln des Frauenkenners auf den zerrissenen Kimono und das getrocknete Blut: »Ist es wegen des Arms?«
    »Nein. Das Gesicht tut mir weh. Ich brauche ein Röntgenbild.«
    Er zog eine Braue hoch und kratzte an seinem Brusthaar - dem festen Haar eines Hengstes. »Sind Sie hingefallen?«
    »Nein, ich muss eine Gesichtsneuralgie haben. Ich weiß es nicht genau. «
    »Vielleicht nur eine Stirnhöhlenentzündung.« Er zwinkerte ihr zu. »Darunter leiden im Moment sehr viele.«
    Er warf einen Blick ins Wartezimmer, die üblichen Bewohner:
    Drogenabhängige, Betrunkene, Omas... Er seufzte, und ihm schien eine kleine Abwechslung mit Anna ganz recht zu sein.
    Er schenkte ihr ein breites Gigolo-Lächeln und surrte mit warmem

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