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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Handschuhfach. In der Eile riss die Papiertüte, der Inhalt fiel zu Boden. Paul hob die Süßigkeiten auf und stieg aus dem Wagen, im Gesicht ganz rot vor Verwirrung.
    Die uniformierten Polizisten hatten angehalten, sie warteten nahe ihrem Wagen, die Daumen in den Gürtel gesteckt. Paul erklärte ihnen mit wenigen Worten sein Anliegen und drehte sich auf dem Absatz um. Als er sich hinter das Steuer gesetzt hatte, hielt Chiffre ein Mars in die Höhe: »Mittwoch, Tag der Kinder.«
    Paul fuhr los, ohne zu antworten.
    »Ich habe auch manchmal die Leute von der Streife als Kuriere benutzt. Um meinen Freundinnen Geschenke zu bringen ... «
    »Sie meinen Ihren Angestellten.«
    »Genau, mein Junge. Du sagst es ... «
    Schiffer packte das Mars aus und biss hinein.
    »Wie viele Kinder hast du?«
    »Eine Tochter.«
    »Wie alt?«
    »Sieben.«
    »Wie heißt sie?«
    »Céline.«
    »Ganz schön snobistischer Name für die Tochter eines Bullen. «
    Paul stimmte ihm zu. Er hatte nie begriffen, warum Reyna, die Marxistin auf der Suche nach dem Absoluten, ihrem Kind diesen Feine-Leute-Vornamen gegeben hatte.
    Schiffer kaute kräftig mit beiden Backen.
    »Und die Mutter?«
    »Geschieden.«
    Paul überfuhr eine rote Ampel und überquerte die Rue Reaumur.
    Sein Ehedesaster war das Letzte, worüber er mit Schiffer reden wollte. Erleichtert sah er das rotgelbe McDonald's-Schild am Beginn des Boulevard de Strasbourg und beschleunigte, um seinem Partner keine Zeit für weitere Fragen zu lassen.
    Ihr Jagdrevier lag vor ihnen.

Kapitel 34
     
    Um zehn Uhr sah die Rue du Faubourg-Saint-Denis aus wie ein Schlachtfeld mitten im schlimmsten Kampf. Bürgersteige und Straße waren ein einziger wilder Strom von Passanten, die sich durch ein Labyrinth von blockierten und lärmenden Fahrzeugen schlängelten. All dies unter einem farblosen Himmel, gespannt wie eine riesige, von Wasser angefüllte Plane, die von einem Moment auf den anderen zu platzen drohte.
    Paul stellte das Fahrzeug an der Ecke der Rue des Petites-Ecuries ab und folgte Schiffer, der sich bereits einen Weg bahnte durch die Kartons auf dem Rücken von Männern, durch Arme voller Anzüge und an Karren vorbei, die überhäuft waren mit schimmernden Ladungen. Sie bogen in den Passage de l'Industrie ein und fanden sich unter einem steinernen Gewölbe wieder, das in eine Gasse führte.
    Die Werkstatt von Sürelik war ein ziegelsteinerner Gebäudeblock, der von einem Gebälk aus vernieteten Stahlträgern überdacht wurde. Spitzbogenfenster, verglaste Giebelbögen und Friese aus Terrakotta zierten die Fassade. Das kräftige Rot des Gebäudes strahlte einen gewissen Optimismus aus, den fröhlichen Glauben an die Zukunft der Zukunft, als sei hinter diesen Mauern der Explosionsmotor erfunden worden.
    Ein paar Meter vor der Eingangstür packte Paul seinen Kollegen Schiffer heftig am Mantelkragen, schob ihn in die Nische eines Türeingangs und durchsuchte ihn von Kopf bis Fuß nach einer Waffe.
    Der alte Polizist zischte ein vorwurfsvolles »Psst! Psst!«:
    »Du verlierst deine Zeit, mein Kleiner! Ich habe doch gesagt, heute ganz behutsam.«
    Ohne ein Wort ließ Paul von ihm ab und ging auf die Werkstatt zu.
    Gemeinsam stießen sie die Eisentür auf und betraten einen großen viereckigen Raum mit weißen Wänden und einem Boden aus gestrichenem Zement. Alles war sauber, rein, feuerrot. Die mit Nieten besetzten hellgrünen Metallstrukturen verstärkten den Eindruck der Solidität. Durch großflächige Fensterfronten fiel das Licht in schrägem Winkel in den Innenraum, während sich Emporen unterhalb der Decke an allen vier Wänden entlangzogen und an die Brücken eines Überseedampfers erinnerten.
    Paul hatte mit einer schmutzigen Lagerhalle gerechnet, stattdessen betrat er ein Künstler-Loft. Vierzig Arbeiter, ausschließlich Männer, hantierten in großem Abstand zueinander an Nähmaschinen, umgeben von Stoffen und offenen Kartons. In ihren Kitteln erinnerten sie an die Angehörigen einer Fernmeldeeinheit, die während des Krieges kodierte Nachrichten weitergaben. Aus einem Kassettenrekorder drang türkische Musik, auf einer Wärmeplatte rumorte eine Kaffeekanne. Ein Paradies der Handwerkskunst.
    Schiffer klopfte mit dem Absatz auf den Boden: »Was du dir vorstellst, ist da unten, in den Kellern. Hunderte Arbeiter, eng aneinander gedrängt wie die Heringe. Alles illegal. Wir sind hier sozusagen im Wohnzimmer, das hier ist noch vorzeigbar.«
    Er zog Paul mit sich zu den Werktischen und ging durch

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