Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
Macht hat«, betonte OX. »Solange er seine Anweisungen befolgt und alle Aufgaben erledigt, die ihm die Hanse überträgt, ergeben sich bei der Verwaltung der Erde und ihrer Kolonien keine Probleme. Du bist gewissermaßen eine Placebo-Regierung, junger Peter. Das Volk glaubt an dich und deshalb ist es gut regiert.«
    »War so etwas nicht auch für die Kirche vorgesehen? Niemand hält das Unisono für mehr als nur eine Masche. Der Kongress des Mannigfachen Glaubens mag bei seinen Versammlungen sehr kooperativ wirken, aber es ist allgemein bekannt, dass sich die Religionsvertreter hinter geschlossenen Türen gegenseitig an die Kehle fahren.«
    »Sie suchen nach einem gemeinsamen Nenner der verschiedenen Glaubensrichtungen, Peter«, sagte OX.
    »Es wird nie klappen. Das ist der Grund, warum so viele Kolonien der Hanse ihre eigenen Kulturen und Kirchen haben. Meine Mutter hat nie viel vom Kongress gehalten. Sie meinte, dem Unisono fehlt die Leidenschaft einer echten Kirche.« Raymond runzelte die Stirn und erinnerte sich daran, wie sehr Rita Aguerra an den katholischen Ikonen und Ritualen festgehalten hatte. »Ihrer Ansicht nach hätte der Erzvater, der Sprecher allen Glaubens, im Vergleich mit einem echten Papst immer die zweite Geige gespielt.«
    OX überlegte. »Eine passende Analogie, Peter. Die Konsolidierung auf der Erde erfolgte, während ich mich an Bord der Peary befand. Der Kongress des Mannigfachen Glaubens lässt sich mit den alten Vereinten Nationen vergleichen, die allen Anschauungen Platz einräumten und nach Gemeinsamkeiten suchten.«
    Raymond schnaubte abfällig. »Dort geht es in erster Linie um Politik und nicht um Religion. Und das Unisono ist viel zu langweilig, um inspirierend zu wirken.« Er neigte sich nach hinten, tauchte unter, kam wieder nach oben und prustete.
    »Trotzdem wird der Erzvater als unparteiischer religiöser Repräsentant vom Volk akzeptiert und die Regierung unterstützt die konsolidierte Kirche. Sie soll die Leute nicht mit religiösem Eifer erfüllen, sondern sie beruhigen. Die meisten Fanatiker haben inzwischen die Erde verlassen und mit ihren Anhängern auf Welten, die sonst niemand wollte, Kolonien gegründet. Viele von ihnen mussten schon nach kurzer Zeit feststellen, dass sie nicht in Isolation überleben können. Sie brauchen Nachschublieferungen von Planeten der Hanse. Nur wenige jener Kolonien haben es zu etwas gebracht.«
    »Der Erzvater ist also unwichtig, ebenso wie der Große König.«
    »Das stimmt nicht, Peter. Du bist sehr wichtig, denn die Hanse will wachsen, größer und mächtiger werden. Ohne dich könnte der Vorsitzende Wenzeslas nicht viel erreichen.«
    »Das erleichtert mich.« Raymond wurde der lebhaften Delphine und des Schwimmens überdrüssig, glitt zur Treppe und verließ das Becken. OX reichte ihm das Handtuch und er trocknete sich ab.
    »Und der Erzvater wird dich krönen.«
    Raymond hätte sich massieren lassen, eine Sauna nehmen oder um irgendeine Köstlichkeit bitten können, aber derzeit stand ihm nicht der Sinn danach. Für diesen Tag hatte er genug gelernt und sich auch ausreichend Bewegung verschafft. Er wusste noch immer nicht genau, woraus seine vielen Pflichten als König bestehen würden, und natürlich war er noch nicht bereit, jene Verantwortung zu übernehmen.
    Raymond streifte einen vornehmen scharlachroten Bademantel über, der ihn sofort wärmte. Trotz seiner Zweifel hielt er dieses neue Leben für besser als das alte.

57 TALBUN
    Unbehagen herrschte bei den Weltbäumen – sie spürten, dass sich ein großes Problem im Spiralarm anbahnte. Aber die grünen Priester, die sich dem Weltwald widmeten und ihn zu anderen Welten trugen, konnten die kosmische Furcht nicht deuten. Wie immer wusste der Wald mehr, als irgendein Mensch verstehen konnte.
    Doch selbst so weit reichende Dinge spielten auf fernen Kolonialwelten kaum eine Rolle. Dort lief das tägliche Leben ruhig und langsam ab, von Zufriedenheit geprägt.
    Auf dem nur dünn besiedelten Planeten namens Corvus Landing wusste der alte grüne Priester Talbun, dass es Zeit wurde, sein Werk und Leben zu beenden. Im mentalen Vibrieren des Weltwalds spürte er, dass sich große Ereignisse anbahnten – schreckliche Zeiten standen bevor, für viele Welten und viele Personen.
    Doch Talbun dachte mehr an seine persönlichen Pflichten.
    Als er unter den raschelnden Blättern der Weltbäume wanderte, die an einem Hang unweit von Colony Town wuchsen, lauschte Talbun dem fernen Ruf von Theroc.

Weitere Kostenlose Bücher