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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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und sie ebenfalls gepflanzt, um den Hain der Weltbäume zu vergrößern. Alles wuchs perfekt.
    Doch Menschen lebten nicht ewig.
    Unter den fedrigen Blättern neigte der grüne Priester den Kopf nach hinten, empfing den Sonnenschein eines fremden Sterns und verwandelte ihn in Energie. Erde klebte an seinen Fingern, als er sich über die Wangen strich, aber er fühlte sich nicht schmutzig, sondern voller Leben. Der Kontakt mit Boden und Bäumen schien ihm immer neue Kraft zu geben.
    Corvus Landing war für ihn der perfekte Ort gewesen, um dort die letzten Jahre seines Lebens zu verbringen. Stundenlang hatte er in diesem kleinen Wald aus Schösslingen gesessen, ihnen vorgelesen und dabei auch sein eigenes Wissen vergrößert. Voller Zufriedenheit dachte er an jene Tage zurück.
    Doch jetzt wurde es Zeit, dass jemand anders seinen Platz einnahm. Eine letzte Aufgabe wartete auf ihn.
    Mitten im Hain breitete er die Arme aus und berührte mit den Fingerspitzen schuppige Rinde. Schließlich kniete er sich hin, fühlte den Boden an den bloßen Knien und presste die Stirn an den nächsten Baumstamm.
    Talbun schloss die Augen und überlegte, wie er seinen Wunsch formulieren sollte. Dann stellte er den Telkontakt her, öffnete sein Selbst dem Weltwald, beschrieb seine Situation und rief jemanden.

58 BENETO
    Tief im Wald von Theroc spürte Beneto die eintreffende Nachricht. Ein allgemeiner Ruf ließ die Bäume unsichtbar erzittern, eine Mitteilung, die ein anderer grüner Priester durchs ganze neurale Netz des Weltwalds schickte. Beneto streckte die Hand nach dem Stamm des nächsten Baums aus, lehnte die Stirn an die Borke und lauschte.
    In dem von ihm gepflanzten Hain auf der fernen Welt namens Corvus Landing erzählte Talbun von seinem Wunsch. Beneto sah die Bilder, hörte die Gedanken und verstand den alten grünen Priester. Er nahm alles in sich auf, dachte dann über die Möglichkeiten nach.
    In seiner geistigen Welt erlebte Beneto die kleine, abgelegene Hanse-Kolonie durch Talbuns Augen und Erinnerungen. Er spürte den Wind, der über die Ebenen von Corvus Landing strich, das Korn auf den von fleißigen Siedlern angelegten Feldern streichelte. Er stellte sich die Ziegenherden vor, die Feste der Siedler, harte Arbeit und angenehme Gesellschaft. Er spürte auch die tiefe Müdigkeit des alten Talbun, seinen nahen Tod und die Notwendigkeit, jemanden zu finden, der ihn ersetzte.
    Talbun wollte die Kolonisten nicht ohne einen anderen grünen Priester zurücklassen.
    Beneto unterbrach den Telkontakt und richtete sich auf, umgeben von den Weltbäumen und seinen Gedanken. Die flüsternden Blattwedel beruhigten ihn und boten Rat an, ließen ihn seine Entscheidungen aber selbst treffen. Beneto atmete tief durch, voller Freude über die Antwort auf seinen innigsten Wunsch. Seit langer Zeit sehnte er sich nach einer solchen Gelegenheit, ohne sich dessen bewusst gewesen zu sein. Der Wald hatte ihm eine Antwort auf seine unausgesprochenen Gebete geschickt.
    Beneto kannte die vielen Annehmlichkeiten des Lebens, aber Luxus bedeutete ihm nichts. Er wollte lieber ein einfacher Mönch sein, ein Missionar, kein Politiker. Er sehnte sich danach, die wundervollen Bäume zu pflegen und den Weltwald weiter zu verbreiten, zu anderen Planeten zu tragen. Er wollte den Menschen helfen, mit dem Wald kommunizieren und den menschlichen Geist fördern. Ihm ging es nicht um den eigenen Ruhm.
    Als man Beneto für die offizielle Kommunikationsverbindung bei Oncier ausgewählt hatte, war ihm der neidische Glanz in Sareins Augen nicht entgangen. Er stand der enormen Publicity völlig gleichgültig gegenüber, aber seine Schwester hielt es für eine große Ehre, neben dem Vorsitzenden Wenzeslas zu stehen und dem Alten König Frederick auf der Erde Nachrichten zu schicken. Doch für Beneto bestand die größte Freude darin, den aufmerksamen und neugierigen Weltbäumen vom erfolgreichen Test der Klikiss-Fackel zu berichten.
    Seine Eltern hatten ihm immer wieder Posten in extravaganten Baumtempeln oder auf Planeten mit großen, starken Wäldern aus Weltbäumen angeboten. Sie stellten ihm auch hoch bezahlte diplomatische Missionen im Dienste der Hanse in Aussicht. Doch dafür interessierte sich Beneto nicht. Ihm ging es um ruhige, friedliche Kontemplation.
    »Wie soll ich mich entscheiden?«, fragte er laut.
    Beim Gebet empfing er eine Flut aus Gedanken – die Bäume um ihn herum präsentierten ihm tausend Möglichkeiten. Der wichtigste Rat lautete: Konzentrier

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