Das Imperium
dich auf deine eigenen Wünsche und triff eine Entscheidung, die im Einklang steht mit deinem Gelübde, den Weltwald zu schützen, und die gleichzeitig deinem Wesen entspricht, deiner Persönlichkeit.
Zwar stand ihm ein prächtiges Quartier in der Pilzriff-Stadt zur Verfügung, aber oft ließ Beneto jenen Ort weit hinter sich zurück und schlief auf dem Waldboden zwischen den Bäumen. Manchmal verschwand er für mehrere Tage und kehrte dann mit neuer Kraft zurück. Alle grünen Priester wussten, wo er sich befand. Sie brauchten sich nur mit dem Selbst des Weltwalds zu verbinden, um ihn mit den »Augen« von Millionen Blättern zu sehen. Beneto war nie in Gefahr, weder auf Theroc noch auf irgendeinem anderen Planeten, auf dem Weltbäume wuchsen.
Das galt auch für Corvus Landing.
Nachdem er mehrere Stunden lang über die Möglichkeiten nachgedacht hatte, wusste er genau, was der alte grüne Priester Talbun und der Weltwald von ihm erwarteten. Daraufhin traf Beneto seine Entscheidung.
59 NIRA
Die Unersättliche Neugier näherte sich Mijistra, einer Stadt mit zahllosen transparenten Kuppeln und Türmen, die das Licht von sieben Sonnen widerspiegelten. Botschafterin Otema wartete geduldig in ihrer Kabine, aber Nira konnte den Blick nicht vom Fenster abwenden. Mit kindlichem Staunen saugte sie alle Details in sich auf.
Rlinda Ketts Stimme kam aus dem Interkom-Lautsprecher. »Wir landen in wenigen Minuten. Man hat mir einen Landeplatz auf der diplomatischen Plattform des Prismapalastes zugewiesen. Damit habe ich gewiss nicht gerechnet!«
Geschickt steuerte sie das Schiff dem imposanten Bauwerk entgegen. Der Prismapalast erhob sich wie eine Zitadelle auf einem Hügel und wirkte wie das exotische Glasmpdell eines Atoms. Dutzende von Kuppeln, durch Gänge und Tunnel miteinander verbunden, umgaben eine zentrale Kugel. Auf den symmetrisch angeordneten Kuppeln gab es Landeflächen für Raumschiffe und Kurzstreckentransporter.
Als die Neugier an der vorgesehenen Stelle gelandet war, kam Rlinda aus dem Cockpit. Sie lächelte und schwitzte. »Sie beide scheinen ziemlich viel Aufmerksamkeit erregt zu haben. Ich bin nicht zum ersten Mal in Mijistra, aber den Prismapalast habe ich nie besucht. Und erst recht nicht bin ich auf einer seiner Plattformen gelandet!«
Otema wirkte ungerührt. »Sie überschätzen unsere Bedeutung, Captain Kett.«
Rlinda zuckte mit den Schultern, als sie die Luke öffnete. »Wie Sie meinen.«
Nira blickte ins strahlende Licht mehrerer großer und kleiner Sonnen, deren Farben von Blauweiß über ein warmes Gelb bis zu einem dunklen Orangerot reichten.
Die Händlerin setzte eine Brille auf, die ihre Augen vor dem Gleißen schützte. »Ich habe auch Brillen für Sie, wenn Sie möchten. Die größten Probleme bekommen Sie, wenn Sie versuchen zu schlafen. Ildiraner mögen die Dunkelheit nicht, nirgends.«
Nira trat ins helle Licht und ihre grüne Haut prickelte, als sie so viel Energie empfing. »Ich brauche keine Brille. Der Sonnenschein gefällt mir.«
»Na schön.« Gemeinsam standen sie auf der hohen Plattform über der zentralen Kugel des Prismapalastes. Die wundervolle Stadt Mijistra breitete sich um sie herum aus und verblüffte Nira mit ihren vielen Farben.
Als sich ihre Augen an den strahlenden Glanz gewöhnt hatten, bemerkte sie einen hoch gewachsenen, schlanken Mann, der sich ihnen näherte.
»Ein ziemlich kleines Empfangskomitee«, sagte Otema.
Der Mann trug einen langen Umhang, an der Taille zusammengeschnürt. Hier und dort wies der Stoff Kreuzlagen aus reflektierendem Material auf. Der Kopf des Mannes war haarlos, die Haut gelbgrau. Die Züge wirkten kantig und zerfurcht. Ein buntes elektrostatisches Feld, projiziert von kleinen Geräten am Kragen, umgab den Kopf wie eine Kapuze. Nira fragte sich, ob es sich um eine modische Zierde oder ein schützendes Kraftfeld handelte.
Der Ildiraner hob die linke Hand, mit der Innenfläche nach außen, drehte sie dann. Er sprach perfektes Handelsstandard. »Ich bin Klio’s, der ildiranische Handelsminister. Meine Aufgabe besteht darin, geschäftliche Gespräche mit Captain Rlinda Kett zu führen.«
Nachdem sich Rlinda vorgestellt hatte, präsentierte Botschafterin Otema ihr diplomatisches Beglaubigungsschreiben. Dadurch schien Klio’s in Verlegenheit zu geraten. »Sie haben mich missverstanden«, sagte er. »Ich bin nur wegen Captain Kett hierher gekommen. Für Sie wird gleich der Erstdesignierte eintreffen.«
Rlinda riss unwillkürlich
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