Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
Sie benutzten eine Schwebeplattform, sahen die Metropole sowohl von oben als auch vom Straßenniveau. »In dieser Stadt gibt es viele Museen, die unsere Geschichte in Form von Relikten, Geschichten und Gedichten zeigen«, sagte der Erstdesignierte. »Sie dienen dazu, die glorreichsten Tage unserer Kultur zu bewahren. Wir haben eine große architektonische und künstlerische Tradition. Seit Jahrtausenden leben wir in einem goldenen Zeitalter.«
    Nira betrachtete die durchsichtigen Wände, bestehend aus transparenten Ziegeln, die es allen Gebäuden erlaubten, Licht aufzunehmen und zu reflektieren. Die Ildiraner verabscheuten Dunkelheit, deshalb benutzten sie beim Bau hauptsächlich Glas, Kristall und Polymere, hier klar und farblos, dort bunt. An den Seiten primärer Wände reichten Säulen aus undurchsichtigen Bauelementen empor, die nicht nur ästhetischen Ansprüchen genügten, sondern auch zur Verstärkung der strukturellen Integrität dienten.
    Die Straßen verliefen in weiten, eleganten Kurven und nicht in Winkeln zueinander. An hohen Pyramiden zeigten sich hängende Gärten und buschartige Vegetation. Wasserfälle rauschten; plätschernde Bäche führten an Gebäudeflanken entlang zu Zierteichen.
    »Es ist alles so schön«, schwärmte Nira und Jora’h lächelte dankbar.
    »Bisher hat meine Assistentin Theroc noch nie verlassen, Erstdesignierter«, sagte Otema fast entschuldigend. »Daher ist sie leicht zu beeindrucken.«
    Jora’h sah die junge Frau an. »Reynald hat mir von der Schönheit Ihres Weltwaldes erzählt.«
    Nira nahm diese Worte zum Anlass, die hohen Weltbäume zu beschreiben, die Pilzriff-Städte und Haufenwurmkokons. Sie berichtete von ihrer Zeit als Akolyth und davon, wie sie schließlich das Grün bekommen hatte. Botschafterin Otema ließ sie reden und Jora’h schien an allem interessiert zu sein.
    »Wir Ildiraner ehren unsere Gelehrten ebenso wie unsere Musiker, Dichter, Künstler, Glasmacher und Erinnerer. Eine Gesellschaft, die sich nicht erinnert, ist es nicht wert, dass man sich an sie erinnert.« Die anderen Ildiraner auf der Schwebeplattform pflichteten Jora’h bei. »Ich bin sehr froh, dass Sie beide lange bei uns bleiben. Die Saga lässt sich nicht in wenigen Tagen studieren. Wir dürften also genug Zeit haben, viele unserer Museen und Ausstellungen zu besuchen.«
    Nira fühlte sich völlig überwältigt. Ihre vom hellen Sonnenschein geblendeten Augen konnten kaum mehr neue Eindrücke aufnehmen, ganz gleich, wie schnell sie von einer Seite zur anderen blickte. Otema beugte sich zu ihr und sagte leise: »Gaff nicht so, Kind. Du bringst uns beide in Verlegenheit.«
    Nira versuchte, wieder einigermaßen würdevoll zu wirken, aber Jora’h erwiderte: »Ach, Botschafterin, ist es nicht das beste Kompliment, das Nira uns machen kann, indem sie zeigt, wie sehr sie von all den Dingen fasziniert ist, die sie hier sieht?« Er berührte die junge Frau am Arm und sie glaubte, das Prickeln von Elektrizität auf ihrer grünen Haut zu fühlen. »Wer noch wie ein Kind staunen kann, sollte deshalb keineswegs beschämt sein. Sind Sie nicht auch dieser Meinung, Botschafterin?«
    Die Strenge wich aus Otemas Zügen und sie lächelte. »Ja, das stimmt, Erstdesignierter. Sie haben mich gerade daran erinnert, dass man wichtige Teile des Lebens übersieht, wenn man zu großen Wert auf Förmlichkeit und Würde legt.«
    Die Tour durch Mijistra dauerte mehrere Stunden und während dieser Zeit schienen die Sonnen am Himmel um die beste Position zu ringen. Doch nichts deutete auf den Beginn einer Dämmerung hin. Schließlich brachte Jora’h die beiden grünen Priesterinnen zu ihrem Quartier im Prismapalast. Man hatte ihr Gepäck aus der Unersättliche Neugier geholt und in verschiedenen Zimmern abgestellt, die weit genug voneinander entfernt waren, um Privatsphäre zu gestatten, gleichzeitig aber auch einen leichten Kontakt ermöglichten, wenn Nira und Otema miteinander sprechen wollten. Die Schösslinge bildeten zwei Gruppen, eine in Niras Unterkunft und die andere in Otemas.
    »Menschen fällt es schwer, hier zu schlafen, weil es nirgends dunkel ist«, sagte Jora’h. »Wir haben Schlafmasken und Jalousien für Sie vorbereitet.«
    »Danke, Jora’h«, entgegnete Nira. Verlegen fügte sie hinzu: »Ich meine, Erstdesignierter.« Sie fühlte sich naiv und fehl am Platz, aber auch voller Träume. Sie hätte nie gedacht, so sehr von etwas fasziniert sein zu können; Aufregung brodelte in ihr.
    Nach diesem langen

Weitere Kostenlose Bücher