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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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mit schnurrender Stimme. »Ich habe von den tragischen Ereignissen auf Crenna gehört und sie durch meinen Sohn, den Designierten, direkt miterlebt.«
    Der lange, seilartige Zopf des Weisen Imperators reichte über seinen massigen Körper und lag zusammengerollt neben der Hüfte. Gelegentlich zitterte er wie eine unruhige Schlange. Die von Fleischwülsten umgebenen Augen starrten den Erinnerer so an, als wäre er eine leckere Mahlzeit.
    »Ja, Herr. Crenna war… eine schwere Prüfung für mich. Erinnerer Vao’sh hilft mir dabei, die wahre und dauerhafte Geschichte der Blindheitsseuche zusammenzustellen, auf dass Ihr Sohn, der Crenna-Designierte, und alle anderen ildiranischen Opfer voller Ehre eingehen in die Saga der Sieben Sonnen.«
    Das Gesicht des Imperators blieb leer, wirkte fast gelangweilt. »Jeder Ildiraner hofft, in seinem Leben etwas zu leisten, das ihm einen Platz in der Saga einbringt. Jene Kolonisten auf Crenna starben einen grässlichen Tod, aber man wird sich für immer an sie erinnern.«
    Dio’sh verneigte sich erneut. »Das hoffe ich sehr, Herr.« Er hob das Bündel mit den Dokumenten. »Über die Saga der Sieben Sonnen möchte ich mit Ihnen sprechen, Herr.«
    Er streckte die Hand mit den Unterlagen aus, aber der Weise Imperator machte keine Anstalten, danach zu greifen. »Sagen Sie mir, was Sie gefunden haben.« Der lange Zopf zuckte erneut und die Stimme klang jetzt aufmerksamer. »Was auch immer Sie entdeckt haben – ich spüre, dass es Sie zutiefst erschüttert hat.«
    Dio’sh drückte sich die Dokumente an die Brust und sprach ohne irgendwelche Ausschmückungen. »Nach unserer Rettung von Crenna kehrte ich nach Mijistra zurück, um mich mit den Aufzeichnungen anderer Epidemien in unserer Vergangenheit zu beschäftigen. In den Tiefen Palastarchivs habe ich viele Dokumente eingesehen, die zu den Apokryphen zählen und Hinweise auf vergessene Teile unserer Geschichte erhalten.«
    »Die Apokryphen gehören nicht zur Saga«, wandte der Weise Imperator ein.
    »Das stimmt, aber sie enthalten Augenzeugenberichte und andere wichtige Informationen, denen man durchaus Beachtung schenken sollte. Ich suchte nach Hintergrundmaterial über die Verlorene Zeit – die uns vertraute Geschichte berichtet davon, dass alle Erinnerer dem Feuerfieber zum Opfer fielen.«
    »Ja.« Ein Schatten schien auf das teigige Gesicht des Weisen Imperators zu fallen, doch die Trauer wirkte unecht. »Es war eine schreckliche Tragödie.«
    »Aber die Wahrheit ist nicht das, was wir bisher dafür hielten, Herr!«, stieß Dio’sh hervor und konnte sich kaum mehr zurückhalten. »Ich habe etwas über die fehlenden Strophen der Saga erfahren und Anhaltspunkte dafür gefunden, was während jener Zeit geschah. Etwas Schreckliches.«
    »Es hat immer Gerüchte gegeben, Dio’sh. Ildiraner lieben Geheimnisvolles.«
    »Ja, Herr, aber ich habe herausgefunden, dass es nie zu dem Feuerfieber kam.«
    »Alle Erinnerer starben«, beharrte der Weise Imperator beunruhigt und skeptisch. Der Ärger in seinem Gesicht entging dem Historiker. »Dadurch ging ein Teil unseres Epos verloren.«
    Dio’sh trat näher und seine Hautlappen glühten, zeigten intensive Emotionen. »Nein, Herr. Er ging nicht verloren. Die Erinnerer wurden umgebracht, damit die Wahrheit verborgen blieb, und dann hat man einen Abschnitt der Saga geändert, sodass niemand erfahren konnte, was wirklich geschah. Ich glaube, der Befehl stammte vom damaligen Weisen Imperator.«
    »Das ist absurd. Kein Weiser Imperator würde ein so abscheuliches Verbrechen begehen.«
    Dio’sh schwenkte die Beweise in seiner Hand. »Die verlorenen Strophen erzählen von einem verheerenden Konflikt, der vor langer Zeit in der Galaxis stattfand, von einem Krieg gegen mächtige Wesen, die man ›Hydrogen‹ nannte und die im Innern von Gasriesen lebten.«
    Jetzt war der Weise Imperator hellwach und fasziniert. Sein Gesicht zeigte etwas, das Dio’sh nicht zu deuten verstand.
    »Ich glaube, es gibt einen Zusammenhang zwischen jenem Krieg und dem Verschwinden der Klikiss«, fuhr der junge Erinnerer fort. »Das alles liegt zehntausend Jahre zurück und heute weiß niemand mehr etwas davon.« Er blätterte in den Dokumenten und suchte nach Stellen, die er zitieren konnte. »Diese Unterlagen lassen keinen anderen Schluss zu, Herr. Die heutige Version der Saga erzählt nicht die ganze Wahrheit. Wir müssen ändern, was geschrieben steht.«
    Dio’sh war so aufgeregt, dass er weder auf das Missfallen in dem

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