Das Imperium
wichtig, wenn sie starben?
Seine Anstrengungen hatten ihm nur Schmutzflecken an der Kleidung eingebracht. Jetzt wiesen ihn schmerzende Muskeln und brennende Augen auf Schlafmangel hin. Die Siedler standen beim ersten Tageslicht auf und arbeiteten bis zum Sonnenuntergang.
Davlins Imager war in den Säumen seines Overalls verborgen. Im Futter einer Tasche steckte eine dünne Energiezelle und bei einigen Knöpfen handelte es sich in Wirklichkeit um flexible Linsen. Er fertigte eine Aufzeichnung an, als die großen Maschinen den letzten Träger des einstigen Versammlungssaals zerschmetterten. Davlin sah nichts Ungewöhnliches, weder Keller noch Sicherheitskammern.
Die Ildiraner schienen ganz normale Siedler gewesen zu sein, so wie die menschlichen Kolonisten. Oder sie hatten es gut verstanden, sich zu tarnen. Davlin zweifelte nicht daran, dass mehr hinter dem uralten Reich der Ildiraner steckte, als die Fremden ihren neuen Verbündeten zeigten, aber er fand keine Beweise dafür.
Sein erster Bericht enthielt zwar einige interessante Details, aber in militärischer Hinsicht waren sie belanglos. Die Ildiraner gründeten ihre »Splitter« genannten Kolonien, indem sie alle Kolonisten in einer Stadt zusammenfassten und den größten Teil der Landmasse unkultiviert ließen. Sie schienen sich immer in einem kleinen Bereich zusammenzudrängen, selbst wenn ihnen ein ganzer Kontinent zur Verfügung stand.
Die Siedler der Hanse hingegen räumten zuerst die von den Ildiranern aufgegebene Stadt leer, um anschließend mehr Ackerland anzulegen, riesige Flächen zu beanspruchen und es zu genießen, Großgrundbesitzer zu sein. Es würde nicht lange dauern, bis sich die zuvor unberührte Landschaft in einen bunten Flickenteppich aus Feldern und Schürfgebieten verwandelte.
Davlins Meinung nach konnte das gesellige Wesen der Ildiraner zu einer Schwäche werden. Eine ildiranische Kolonie brauchte eine bestimmte Bevölkerungsdichte, damit telepathische Verbindungen möglich wurden. Als die Hälfte der Crenna-Siedler der Seuche zum Opfer gefallen war, hatten die Überlebenden beschlossen, zu den Bevölkerungszentren der Hauptwelten zu fliehen. Menschen waren gekommen, um ihren Platz einzunehmen, und sie arbeiteten am liebsten allein, so wie Davlin.
Nach dem Abriss des Versammlungssaals half Davlin den anderen Arbeitern dabei, den Schutt fortzuschaffen und alles für die Errichtung von Bauten aus Fertigteilen vorzubereiten. Geschäfte, Treffpunkte, Restaurants, Lager und Kneipen sollten entstehen. Davlin hatte ein verlassenes ildiranisches Wohnhaus für sich beansprucht, aber die meisten ambitionierten Siedler beschlossen, ihre Heimstätte viele Kilometer entfernt zu gründen, jenseits der kultivierten Felder. Nach einigen Monaten würde eine zweite Welle von Kolonisten eintreffen: Bürokraten der Hanse, Händler, Geschäftsleute, Techniker und Dienstleister.
Bis dahin hatte Davlin seinen Spionageauftrag vielleicht erfüllt.
Drei Männer näherten sich der Abbruchtruppe und trugen einen glatten schwarzen Obelisken mit dem stilisierten Gesicht des Weisen Imperators. Der Stein wirkte porös und leicht, aber offenbar war er schwer, denn die drei Männer griffen auf die Hilfe von Gravohebern zurück. »He, möchte jemand eins von diesen Dingern? Dies ist schon die zwölfte Statue, die wir gefunden haben – offenbar finden die Ildiraner großen Gefallen daran, ihren dicken alten Imperator anzusehen.«
Der Obelisk zeigte das undurchdringliche Gesicht des Weisen Imperators, mit weichen Zügen und Augen, die alles sahen. Die korpulente Gestalt wies gewisse Ähnlichkeit mit einem Buddha auf, aber Davlin spürte etwas Drohendes in der Darstellung, eine moralische Komplexität.
Der Schmutz hier und dort an der Skulptur wies Davlin darauf hin, dass die Arbeiter den Obelisken mehrmals fallen gelassen hatten, als sie ihn von seiner ursprünglichen Position entfernten. Der Mann, der die Worte gesprochen hatte, wischte sich im warmen Schein der Crenna-Sonne Schweiß von der Stirn. »Ich weiß nicht, was wir sonst mit ihnen machen sollen.«
»Warum sollte ich mir eine hässliche Statue auf den Rasen stellen?«, fragte der verschwitzte und rußbedeckte Mann, der neben Davlin in der Asche arbeitete.
Davlin kniff die Augen zusammen und betrachtete die Skulptur, während er um sie herumging. Mit dem Imager machte er heimliche Aufnahmen. »Die Ildiraner müssen diese Obelisken sehr verehrt haben, wenn sie so viele davon in ihrer Stadt
Weitere Kostenlose Bücher