Das Imperium
den Besuchern auch Cremes und Lotionen zur Verfügung gestellt.
»Schon seit vielen Jahren wünsche ich mir, Ildira zu sehen, Erstdesignierter.« Kühn ergriff Reynald Jora’hs Hand und schüttelte sie, als wären sie Gleichrangige. Er zeichnete sich durch ein offenes, herzliches Gebaren aus, und damit ließ er das Eis der förmlichen Zeremonie schmelzen.
Jora’h lächelte unwillkürlich und fand den jungen Mann von Theroc sofort sympathisch. »Unsere beiden Kulturen können viel voneinander lernen.«
Reynald sah zu den schimmernden Vorhängen aus Wasser, das aus den schäumenden Becken am Kanalrand sprang und über unsichtbare Suspensorleitern in die Kuppeln und Verbindungsröhren strömte. Er lachte und es klang nach fast kindlichem Entzücken. »Sie haben mich bereits beeindruckt, Erstdesignierter – obwohl ich Ihnen einige eindrucksvolle Seltsamkeiten im Wald zeigen könnte, wenn Sie jemals nach Theroc kommen sollten.«
Der Prismapalast stand auf einem elliptischen Hügel, über den glänzenden Brüstungen, Museumskuppeln und Gewächshäusern von Mijistra. Sieben Flüsse, vor langer Zeit von ildiranischen Technikern gezähmt, führten in perfekt geraden Linien zum Nexus des Reiches. Magnetische Levitationsfelder und gravitationsunterstützte Plattformen sorgten dafür, dass das Wasser der Schwerkraft trotzte und den Hügel hinauffloss.
Reynald folgte Jora’h in die Eingangsgalerie, wo Glänzer das Sonnenlicht verstärkten und jeden möglichen Schatten verbannten. »Dies ist eine der letzten Zwischenstationen meiner Reise. Ich bin zu dem Schluss gelangt, dass ich andere Kulturen besser verstehen muss, um meinem Volk angemessen zu dienen. So wie Peter der Große, der vor Jahrhunderten auf der Erde lebte und das Oberhaupt eines großen Staates namens Russland war. Er besuchte andere Länder, lernte von ihren Kulturen und nahm das Beste von ihnen nach Hause mit. Ich möchte seinem Beispiel folgen.«
Die Überschwänglichkeit des Menschen wirkte ansteckend. »Eine bewundernswerte Absicht, Reynald. Vielleicht sollte ich Mijistra öfter verlassen.« Es war nicht nötig für einen Erstdesignierten, andere Teile des Ildiranischen Reiches zu besuchen, aber eine solche Reise wäre sicher faszinierend gewesen. Sein eigener Sohn und Erbe, Thor’h, hatte Jahre auf dem komfortablen ildiranischen Vergnügungsplaneten Hyrillka verbracht.
»Ich bin bereits auf der Erde gewesen und dort dem Alten König Frederick begegnet«, fuhr Reynald mit einem verlegenen Lächeln fort. »Er schien allerdings nicht recht zu wissen, was er mit mir anfangen sollte. Ich habe auch mit dem Vorsitzenden Basil Wenzeslas gesprochen, der sehr höflich war – vor allem deswegen, weil er mehr grüne Priester von mir möchte, wenn ich Vater von Theroc werde.«
»Und jetzt sind Sie hier«, sagte Jora’h und deutete nach vorn. »Wir werden dafür sorgen, dass Sie aus dem Staunen nicht mehr herauskommen!« Lachend führte er Reynald und seine Begleiter zum nächsten schimmernden Flügel des Prismapalastes.
Als Erstdesignierter verfügte Jora’h über Charisma und einen animalischen Magnetismus, was ihn sehr attraktiv machte. Sein schmales Gesicht zeigte Charme. Die Augen wirkten wie rauchige Topase, in denen sich sternenartige Lichter und Reflexionen zeigten. Langes Haar, bei den Ildiranern ein Zeichen von Männlichkeit, umgab den Kopf mit einer Mähne, die aus tausenden von schmalen goldenen Zöpfen bestand. Diese Zöpfe wirkten wie dünne Ketten, die mit einem sonderbaren Eigenleben ausgestattet waren, sich hin und her wanden.
Menschliche Händler, Würdenträger, Gelehrte, selbst wohlhabende Touristen kamen hierher, um die berühmten sieben Sonnen von Ildira zu sehen. Das Ildiranische Reich hatte der Menschheit einen schnellen Sternenantrieb zur Verfügung gestellt, und deshalb hielten viele Menschen die Ildiraner für gutmütige Wohltäter und Vaterfiguren. Die Ildiraner akzeptierten die Menschheit als Teil der galaktischen Geschichte, wie sie die Saga der Sieben Sonnen erzählte, aber vielen von ihnen fiel es schwer, Impulsivität und Elan der Menschen zu verstehen.
Doch dieser Mensch gefiel Jora’h. Reynald und er schritten Schulter an Schulter in den Promenadensaal mit den hohen, gewölbten Decken und bunten Glasmosaiken. Satte Farben vibrierten um sie herum und intensives Licht strahlte durch die primären Filter der bunten Fenster.
Reynald bemerkte einen schwarzen Klikiss-Roboter, der auf flexiblen Beinen durch einen Flur stakte
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