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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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konnte gar nicht anders.
    Das private Zimmer des Weisen Imperators befand sich hinter undurchsichtigen Wänden im rückwärtigen Teil der Himmelssphäre, die den Kern des Prismapalastes bildete und von der viele Türme und Kuppeln ausgingen. Kori’nh trat ins sanft strahlende Licht von Glänzern. Der Weise Imperator wartete bereits auf ihn, die massige Gestalt zurückgelehnt im Chrysalissessel. Bron’n schloss die Tür. Trotz seines hohen Rangs hatte der Adar nur selten mit dem Weisen Imperator gesprochen, ohne dass ein Publikum aus Beratern, Antragstellern, Leibwächtern und Adligen zugegen gewesen war.
    Der Weise Imperator Cyroc’h ähnelte einer männlichen Bienenkönigin: ein einzelnes Wesen, das die ganze ildiranische Zivilisation vom Prismapalast aus überwachen und dirigieren konnte. Er war der Brennpunkt und Empfänger des Thism, wurde dadurch das Herz und die Seele aller Ildiraner. Aber oft brauchte er Auskunft über genaue Details und die Analysen von Augenzeugen, so wie jetzt.
    Voller Demut faltete Kori’nh die Hände vor seinem Herzen zum Gebet. »Es ehrt mich, dass Sie mich zu sich gerufen haben, Herr.«
    »Und Ihre Dienste sind eine Ehre für alle Ildiraner, Adar.« Der Weise Imperator hatte alle Bediensteten fortgeschickt, die unter normalen Umständen immerzu damit beschäftigt waren, ihn zu verhätscheln, seine Haut mit Öl einzureihen und ihm die Füße zu massieren. Cyroc’hs Augen blickten kühl und durchdringend; seine Stimme war messerscharf. »Jetzt müssen wir miteinander sprechen.«
    Der wie aufgequollen wirkende Leib des Oberhaupts der Ildiraner ruhte in seinem bettartigen Sessel, gehüllt in weiche Umhänge. Arme und Beine waren atrophiert, weil sie kaum jemals benutzt wurden. Nach der rituellen Kastration vor einigen Jahrzehnten sah der Weise Imperator Cyroc’h völlig anders aus als sein attraktiver ältester Sohn, der Erstdesignierte Jora’h. Die Tradition verlangte, dass seine Füße nie den Boden berührten.
    Vor dem Verzicht auf die Freuden des Fleisches hatte Cyroc’h viele Kinder gezeugt. Als väterliche Figur des Ildiranischen Reiches trug er noch immer einen sehr langen Zopf, das kulturelle Symbol für Virilität. Er reichte vom Kopf über Schultern und Brust, war wie ein Hanfseil geflochten. Rudimentäre Nervenbahnen darin ließen ihn gelegentlich zucken.
    Ein Weiser Imperator konnte bis zu zweihundert Jahre leben, nachdem er zum Nexus des Thism und zum Bewahrer des ildiranischen Wissens geworden war. Seit vielen Jahren hatte Cyroc’h keinen Schritt mehr getan und es dem ildiranischen Volk gestattet hatte, seine Augen, Hände und Beine zu sein. Er war zu wichtig, um sich selbst mit solchen Dingen zu belasten.
    Von seinem großen Bettsessel aus blickte der Weise Imperator auf den Adar. Kori’nh rückte erneut seine Uniform zurecht, froh darüber, dass er sich die Zeit genommen hatte, alle Medaillen und Auszeichnungen anzustecken, obwohl sich Cyroc’h wohl kaum davon beeindrucken ließ.
    »Erzählen Sie mir, was Sie bei Oncier beobachten konnten. Ich weiß bereits, dass die Terraner den Planeten gezündet haben, aber ich brauche Ihre objektive Situationsbewertung. Wie groß ist die Gefahr, die von der Klikiss-Fackel für das Ildiranische Reich ausgeht? Halten Sie es für möglich, dass die Terranische Hanse sie als Waffe gegen uns verwenden will?«
    Kori’nh fröstelte unwillkürlich. »Ein Krieg gegen das Ildiranische Reich? Ich glaube nicht, dass die Menschen so dumm sind, Herr. Man denke nur an die Größe und Macht der Solaren Marine.«
    Die Augen des Weisen Imperators glänzten. »Trotzdem dürfen wir den Ehrgeiz der Terraner nicht unterschätzen. Erzählen Sie mir von Oncier.«
    Der Adar sprach in knappen Sätzen, nannte die Fakten und fügte ihnen gelegentlich Meinungen oder Interpretationen hinzu. Kori’nhs Gene machten ihn zu einem Militäroffizier, nicht zu einem Erinnerer, und deshalb gaben seine Schilderungen nur das wieder, was geschehen war. Er erzählte keine Legenden, um zu unterhalten.
    Der Weise Imperator hörte aufmerksam zu. Sein intelligentes Gesicht war teigig, die Wangen rund, das Kinn kaum mehr als ein kleiner Knopf, von weicher Haut eingebettet. Seine Miene zeigte eine solche Glückseligkeit, dass ihn manche Menschen mit Buddha verglichen hatten. Die Züge brachten zeitlosen Frieden, Zuversicht und Wohlwollen zum Ausdruck, aber hinter dieser Fassade spürte der Adar die Härte von notwendiger Grausamkeit. »Es lief also alles so ab, wie es die

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