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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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und wie ein großer mechanischer Käfer aussah – es geschah zum ersten Mal, dass er ein solches Maschinenwesen zu Gesicht bekam. Die Ildiraner schenkten ihm kaum Beachtung.
    Am Hof trugen die Frauen des Adelsgeschlechts, aber auch Kurtisanen, Künstlerinnen und Sängerinnen durchscheinende Gewänder mit diagonalen Schärpen über Brüsten und Schultern. Gestreifte Ärmel reichten bis zu den Fingerknöcheln der Kurtisanen, konnten aber in die Schulterpolster zurückgezogen werden.
    Reynald lächelte, als sie den Bankettsaal eines großen Gewächshauses betraten. »Bekomme ich Gelegenheit, dem Weisen Imperator gegenüberzutreten?«
    Die goldenen Ketten von Jora’hs Haar erzitterten heftig. Er seufzte entschuldigend. »Der Weise Imperator des Ildiranischen Reiches kann nicht Repräsentanten aller von Menschen besiedelten Welten empfangen. Es gibt so viele! Es widerstrebt ihm, Theroc einen anderen Status zuzubilligen als den Kolonien der Terranischen Hanse.«
    »Theroc ist ein unabhängiger Planet und gehört nicht zur Hanse, Erstdesignierter«, erwiderte Reynald steif. Dann lächelte er. »Andererseits… Ihre Gesellschaft ist mir vermutlich angenehmer als die Ihres Vaters.«
    In Jora’hs saphirnen Augen funkelte es. »Und das Beste kommt erst noch. Ich habe nach unserem größten lebenden Historiker schicken lassen.«
    In einer der vielen edelsteinartigen Kuppeln des Palastes deutete Jora’h auf einen langen Tisch mit tausend exotischen Spezialitäten. Kurtisanen und Bedienstete strömten herbei, als sie Platz nahmen.
    Die glatthäutigen, haarlosen Kurtisanen hatten ihre Gesichter und langen, zarten Hälse mit Wellenmustern geschmückt, die an den hübschen Augen vorbei über den Kopf reichten, wie Wogen aus Wasser oder Flammenzungen. Ihre Gewänder veränderten die Farbe, wenn sich die Ildiranerinnen bewegten, sahen dann aus wie lebende Regenbögen.
    Die Frauen schenkten Reynald ein freundliches Lächeln, doch Jora’h bedachten sie mit verführerischen Blicken. Der Erstdesignierte genoss ihre volle Aufmerksamkeit, als wäre er von einer Wolke aus Pheromonen umgeben.
    »Sind Sie noch nicht verheiratet, Prinz Reynald? Heirat ist bei Menschen üblich, soweit ich weiß, insbesondere bei königlichen Familien, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt. Und nein, ich habe noch keine Frau gewählt, die an meiner Seite zur Mutter von Theroc wird. Es gibt auch politische Aspekte, abgesehen von den… emotionalen. Während meiner Reise habe ich mehrere Eheangebote von Oberhäuptern einiger Hanse-Kolonien bekommen. Es handelt sich ausnahmslos um respektable Offerten, aber ich möchte verschiedene Möglichkeiten in Erwägung ziehen, denn es ist eine wichtige Entscheidung.«
    »Ich finde es unverständlich, so viel Zeit damit zu verbringen, einen einzelnen Partner zu suchen.« Jora’h nahm einen Teller mit eingelegten Früchten, probierte einen Bissen und bot die Spezialität Reynald an, der sofort Zugriff. Der Erstdesignierte sah zu den Kurtisanen. »Es ist meine Pflicht, so viele Geliebte wie möglich zu haben und zahlreiche Kinder zu zeugen, die die Blutlinie des Weisen Imperators fortsetzen. Komitees und Assistenten helfen mir dabei, aus Tausenden von Kandidatinnen auszuwählen und ihre Fruchtbarkeit zu verifizieren, bevor ich den Koitus mit ihnen herbeiführe.«
    »Klingt eher anstrengend und nicht besonders erotisch«, kommentierte Reynald.
    »Ein Erstdesignierter muss sich seinen Pflichten fügen.« Jora’h griff nach einer Schüssel, die Fruchtstücke in dampfendem Sirup enthielt. »Für die Ildiranerinnen ist es eine große Ehre, Mütter meiner Kinder zu werden, und es gibt mehr Freiwillige, als ich jemals in meinem Leben schwängern könnte. Nun, wenn ich die Nachfolge meines Vaters als Weiser Imperator antrete, wird alles anders für mich.«
    »Das muss sehr aufregend sein«, sagte Reynald.
    Jora’h wirkte nachdenklich. »Wenn es so weit ist, muss ich mich einer rituellen Kastrationszeremonie unterziehen.« Reynald reagierte schockiert auf diesen Hinweis; doch mit einer solchen Reaktion hatte Jora’h gerechnet. »Nur auf diese Weise kann ich zum Fokus für das Thism werden und durch die Augen meines Volkes sehen. Ich werde meine Männlichkeit aufgeben und zu einem Halbgott werden, der alles sieht und alles weiß. Ich schätze, der Preis ist nicht zu hoch.«
    Reynald nahm eine Serviette und betupfte sich die Lippen. »Ich, äh, erdulde lieber meine Probleme in Hinsicht auf die Suche nach einer Frau. Ich beneide Sie nicht

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