Das Imperium
dass sie das Unwetter heil überstanden haben? Jeder alte Klikiss-Roboter ist unersetzlich.«
»Eine solche Möglichkeit lässt sich nicht ausschließen, DD«, erwiderte Louis mit erzwungenem Optimismus. »Kopf hoch.«
Der Kompi nahm die Anweisung wörtlich und hob den Kopf.
Stundenlang erforschten die Archäologen das Labyrinth aus Gebäuden und Räumen. Die Klikiss hatten ihre Tunnel tief in den Fels des Tafellands getrieben, um anschließend alle Zugänge hinter einer Wand zu verbergen. Warum? Um nicht entdeckt zu werden?
»Ich frage mich, ob sich die Klikiss vor etwas fürchteten«, murmelte Margaret und betrachtete die Reste der vermeintlichen Schluchtwand. »Diente diese Mauer Verteidigungszwecken?«
»Wir haben noch immer keine Ahnung, aus welchem Grund die Klikiss verschwanden«, sagte Louis und diese Worte galten in erster Linie dem grünen Priester, nicht seiner Frau.
»Wissen Sie, wie die Klikiss aussahen?«, fragte Arcas.
Louis schüttelte den Kopf. »Nein. Selbst auf dem vermutlichen Schlachtfeld von Corribus, wo wir die Klikiss-Fackel entdeckten, fanden wir keine einzige Leiche.«
»Und bei den Schriftzeichen und Hieroglyphen an den Wänden fehlen bildliche Darstellungen der Klikiss«, fügte Margaret hinzu.
»Vielleicht finden wir hier etwas, Louis«, sagte der immer optimistische DD. »Ich helfe Ihnen bei der Suche.«
Louis hatte eine kurze Monographie in einer renommierten xeno-archäologischen Fachzeitschrift veröffentlicht und darin halb ironisch spekuliert, dass das Fehlen von Klikiss-Leichen vielleicht auf rituellen Kannibalismus bei dem verschwundenen Volk hindeutete: Die Klikiss hatten ihre Toten verspeist und nichts übrig gelassen. Um diese These zu erhärten, erinnerte Louis daran, dass bisher weder Friedhöfe noch Gräber oder irgendetwas anderes gefunden worden war, das auf Bestattungen und dergleichen hindeutete. Louis’ Behauptungen stießen auf Skepsis und lösten eine kurze Debatte aus, aber wegen seines hohen Ansehens wagte es niemand, ihn als Spinner zu bezeichnen.
Als sie die Erkundungen fortsetzten, wurden die steinernen Korridore breiter und neigten sich offenbar einem zentralen Platz der Stadt entgegen. DD ging mit dem Licht voraus und die drei Menschen folgten ihm in einen weiteren Raum. Dort schien die Luft mit einer sonderbaren Stille zu vibrieren, so als wären die Steinwände imstande, selbst Echos festzuhalten und zu absorbieren.
Wie in den meisten Klikiss-Räumen zeigten sich überall Muster, Symbole und mathematische Zeichen an den Wänden, als hätten sich die Insektenwesen damals dazu verpflichtet gefühlt, Gedanken und historische Ereignisse für alle deutlich sichtbar darzustellen. Erstaunlicherweise fehlten auch Bilder von Raumschiffen, obgleich die Klikiss Raumfahrt betrieben und Kolonien im All gegründet hatten.
Verkleidete Maschinen standen in einer Ecke des Raums und warfen rasiermesserscharfe Schatten. Als DD das Licht seiner Leuchttafel umherwandern ließ, stellte Margaret fest, dass ein großer Teil der primären Wand vollkommen leer war, wie eine jungfräuliche Leinwand aus Stein, die darauf wartete, bemalt zu werden. Die leere trapezförmige Stelle wirkte umso seltsamer im Vergleich mit dem dichten Durcheinander aus Hieroglyphen und Piktogrammen auf allen Seiten.
»Hier scheinen die Klikiss nicht fertig geworden zu sein«, sagte Louis. »Aber warum haben sie diesen Bereich ausgelassen? Liegt es vielleicht an der Qualität des Steins?«
Margaret schüttelte den Kopf. »Nein, alter Knabe. Sieh nur, es ist ein perfektes Trapezoid. Diese Stelle wurde absichtlich leer gelassen, vielleicht deshalb, weil man sie für etwas anderes brauchte. Wir haben so etwas schon einmal gesehen, in den anderen Ruinen.«
»Ja, jetzt erinnere ich mich. Aber wir haben noch nicht herausgefunden, was es damit auf sich hat, Schatz.«
Arcas ging in die Hocke und betrachtete das Trapezoid, das an der Basis drei Meter maß. »Für mich sieht es wie ein breites Fenster aus… oder wie eine Tür.«
Margaret widersprach nicht, denn sie hatte das gleiche sonderbare Gefühl. »Aber wohin führt das Fenster oder die Tür? Hier gibt es nur Stein.« Sie trat vor, neugierig auf die Symbole, die das Trapezoid umgaben. Die wenigen anderen bisher entdeckten »Steinfenster« waren von Schutt umgeben oder beschädigt gewesen. Dieses hingegen schien vollkommen intakt zu sein.
Aber sein Zweck blieb unklar.
»Entschuldigen Sie!«, rief DD und unterbrach damit Margarets
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