Das Imperium
ist die Charta der Terranischen Hanse, Peter. Du musst dich mit allen Bestimmungen, Klauseln und Erweiterungen vertraut machen.«
»Ich kenne die Charta schon aus der Schule«, erwiderte Raymond ohne Interesse.
»Ja, aber du musst sie auswendig kennen, die Worte und Konzepte verstehen, ihnen einen wichtigen Platz in deinen Gedanken einräumen. Dieses Dokument wird die Grundlage deiner Herrschaft als König sein.«
»Steht mir eine Prüfung bevor?« Mit gerunzelter Stirn blickte Raymond auf die Worte hinab.
»Nein, aber du musst den Text kennen, um gelegentlich aus ihm zu zitieren.«
Der junge Mann stand auf, wanderte unruhig durchs Lehrzimmer und fand nichts anderes, das sein Interesse weckte. »Du hast doch gesagt, dass andere Leute die Reden schreiben, die ich bei meinen Auftritten in der Öffentlichkeit halten werde.«
»Das stimmt«, räumte OX ein. »Was auch immer du in der Öffentlichkeit sagst – jedes Wort wird sorgfältig ausgewählt.«
»Dann sollen jene anderen Leute angemessene Zitate aus der Charta in den Text einfügen.«
Basil beobachtete Raymonds Verhalten und Sorge keimte in ihm. Er erinnerte sich an das Debakel mit dem vorherigen Kandidaten, Prinz Adam. Vor fünf Jahren schien jener junge Mann perfekt gewesen zu sein – er bestand jeden Test. Der Rat der Hanse hatte sich einstimmig für ihn entschieden, doch plötzlich war Adam aufsässig geworden und hatte sogar damit gedroht, Basil und die heimlichen Aktivitäten der Hanse zu entlarven – als ob sich jemand darum scherte! Wie dumm.
Basil hatte eine Dringlichkeitssitzung des Rates einberufen und dabei waren die Ratsmitglieder widerstrebend zu dem Schluss gelangt, dass Adam nicht mehr zu halten war. Während seiner »Herrschaft« als König hätte er jederzeit eigensinnig werden können, und so etwas durfte nicht geschehen. Aus diesem Grund sorgte Basil für die unauffällige Eliminierung des jungen Mannes. Prinz Adam war nie in der Öffentlichkeit aufgetreten und in keiner einzigen Nachrichtensendung erwähnt worden.
Er hatte nie existiert.
Zweifel nagten an Basils Entschlossenheit, als er nun beobachtete, wie OX vergeblich versuchte, Raymond für den Unterricht zu interessieren. Wenn »Prinz Peter« nicht funktionierte, blieb der Hanse kaum genug Zeit, um noch einmal von vorn zu beginnen.
Der Vorsitzende trank den Kaffee aus und bemühte sich, nicht zu besorgt zu sein, als er Raymond Aguerras Versuch beobachtete, seinen Willen durchzusetzen. Einfache Gereiztheit konnte überwacht und kontrolliert werden. So etwas war schon einmal geschehen und Basil hätte dies erwarten sollen. »Ich muss aufhören, so optimistisch zu sein, wenn es um die menschliche Natur geht«, sagte er sich.
Die Prinzen glaubten immer, ihre eigenen Herren werden zu können – aber das schafften sie nie.
84 MARGARET COLICOS
Ein zweites Unwetter ließ Flutwellen durch die Schluchten von Rheindic Co strömen, aber Margaret staunte so sehr über die Klikiss-Stadt, dass sie das Donnern in der Ferne überhaupt nicht hörte.
Wind heulte und Regen prasselte an die Schluchtwand. Erneut ergossen sich braune Schlammfluten dort über die Felsen, wo zuvor die drei schwarzen Roboter gestanden hatten.
Die Ruinen waren trocken und geschützt. Und faszinierend.
DD richtete das Licht einer Leuchttafel in die dunklen Tunnel, als Louis und Arcas tiefer in die sonderbaren Bauwerke vorstießen. Die beiden Männer grinsten jungenhaft und Margaret fügte ihr eigenes Lächeln hinzu. Dieser Ort war wie ein Grab, still und unberührt.
Margaret strich über die glatten Wände und ertastete einen alten Staubfilm. Sie fürchtete, die spröden Artefakte allein mit ihrem Atem zu beschädigen, aber die Klikiss-Bauten waren errichtet worden, um Äonen zu überstehen. Tief im Felsgestein versiegelt hatte diese Stadt Jahrtausende überstanden, ohne vom Wetter oder Eindringlingen gestört zu werden.
»Die Konstruktionsweise ähnelt der auf Llaro«, sagte Louis. »Sieh dir die Wände an, die Bögen.«
»Ja, aber hier ist alles viel besser erhalten.« Margaret richtete einen triumphierenden Blick auf Arcas. »Dies sind die einzigen fast intakten Klikiss-Ruinen, die man bisher im Spiralarm gefunden hat.«
Der grüne Priester schien stolz auf seine Rolle bei dieser Entdeckung zu sein und freute sich über Margarets Lob.
»Schade, dass Sirix, Ilkot und Dekyk nicht hier sind, um dies zu sehen«, sagte DD. »Solche Details könnten ihre Erinnerungen stimulieren. Halten Sie es für möglich,
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