Das Imperium
Verfügung standen. »Warum sollten die Menschen an einem weiteren Planeten interessiert sein? Sie haben sich bereits auf vielen Welten ausgebreitet.«
»Es gehört alles zu meinem Plan, Adar. Wir überlassen ihnen besser unsere Reste, anstatt sie selbst zu ehrgeizig werden zu lassen.«
Adar Kori’nh nickte. »Seit Jahrzehnten weise ich darauf hin, Herr. Wir dürfen nicht nachlässig werden. Ich schlage Wachsamkeit vor.«
»Ich bin immer wachsam, Adar«, erwiderte der Weise Imperator. »Immer.«
12 RLINDA KETT
Als erfolgreiche Kauffrau mit fünf Schiffen war Rlinda Kett nicht daran gewöhnt, auf den Fingernägeln zu kauen und untätig zu warten, noch dazu im Hinterhalt. Sie stand neben General Kurt Lanyan auf dem Brückendeck eines Schlachtschiffs der Moloch-Klasse – in der Terranischen Verteidigungsflotte gab es keine schwerer bewaffneten Raumschiffe.
Sie lauerten in der leeren Stille des Alls. Lanyan hatte befohlen, die Positionslichter des Moloch zu deaktivieren und die elektromagnetische Signatur zu dämpfen. Die dunklen Hüllenplatten des TVF-Schiffes bestanden aus Stealth-Material, das vor Ortung schützte. Der Raumer war nichts weiter als eine Gravitationsanomalie unter den Asteroiden am Rand des Yreka-Systems.
Die Falle war vorbereitet. Jetzt konnten sie nur noch warten.
»Wie lange sind wir schon in Position?«, fragte Rlinda leise.
»Sie brauchen nicht zu flüstern, Madam«, erwiderte der General. Wangen und Kinn waren so glatt, dass die Haut schlüpfrig wirkte. Wenn Lanyan seine Aufmerksamkeit konzentrierte, schienen die eng beieinander stehenden eisblauen Augen das Licht aufzusaugen und anschließend mit doppelter Intensität auszustrahlen. Er deutete auf den Ortungsschirm, der das Symbol von Rlindas Frachtschiff Unersättliche Neugier zeigte – es folgte der kommerziellen Flugroute und näherte sich den inneren Planeten. »Wir müssen uns in Geduld fassen. Jetzt ist der Mistkerl namens Sorengaard am Zug.«
»Seien Sie bereit, sofort zu reagieren, wenn er aktiv wird, General.« Rlinda sprach jetzt lauter und die Schärfe in ihrer Stimme wirkte einschüchternd. »Das ist mein Schiff da draußen, und es wird von meinem Lieblings-Exmann geflogen.«
»Von Ihrem Lieblings-Exmann, Madam? Wie viele Exmänner haben Sie denn?«
»Fünf – und BeBob ist der Beste von dem Haufen, der Einzige, der noch für mich arbeitet.« Sie verstand sich noch immer gut mit Captain Branson »BeBob« Roberts, persönlich und sexuell. Außerdem war er ein verdammt guter Captain.
Von dem Outlaw Rand Sorengaard angeführte Raumpiraten hatten vor kurzer Zeit eins von Rlindas Handelsschiffen beim Flug nach Yreka angegriffen, alle Besatzungsmitglieder getötet und die Fracht geraubt. Yreka, besiedelt von den Nachkommen der Kolonisten, die mit dem Generationenschiff Abel-Wexler aufgebrochen waren, befand sich am Rand des von den Ildiranern beanspruchten stellaren Territoriums, weit von den zentralen Gebieten der Terranischen Hanse entfernt. Das bedeutete: Ildiraner und Terraner schenkten diesem Bereich keine große Beachtung; es fand kaum eine Überwachung statt. Aber als Sorengaards Korsaren damit begannen, Frachter anzugreifen, beschloss die Terranische Verteidigungsflotte, mit allen Mitteln gegen derart eklatante Gesetzlosigkeit vorzugehen. Konkret bedeutete das, Rlindas Schiff und ihren Lieblings-Exmann als Köder zu benutzen.
Rlinda hatte schwarze Haut und eine stattliche Figur, weil sie gern aß. Ihr Lachen klang herzhaft. Sie überließ andere Leute ihren jeweiligen Klischees, was oft dazu führte, dass man sie unterschätzte. Rlinda mochte pummelig sein, aber sie war keineswegs verweichlicht oder schlapp. Als scharfsinnige Geschäftsfrau verstand sie die Märkte und kannte tausend besondere Nischen in ihnen. Andere Händler versuchten vor allem, große Geschäfte abzuschließen und vielleicht sogar Monopolstellungen zu erreichen, aber Rlinda hielt es für besser, Schritt um Schritt reich zu werden. Vielen Kaufleuten gelang es nicht, ihre Raumschiffes abzuzahlen, doch Rlinda besaß fünf – beziehungsweise vier, nachdem Sorengaards verdammte Piraten die Große Erwartungen aufgebracht hatten.
Die Flüge nach Yreka waren für ihre Gesellschaft besonders lukrativ gewesen, denn die dortigen Kolonisten benötigten viele elementare Dinge, die Rlinda zu guten Preisen liefern konnte. Sorengaards Aktivitäten sorgten dafür, dass sich immer weniger Handelsschiffe in diesen Raumbereich wagten, und das hätte Rlinda die
Weitere Kostenlose Bücher