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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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eine Art Nebel, vermutlich unter Hochdruck stehendes Gas, das die Hydroger atmeten. Ein lautes Zischen erschreckte die königlichen Gardisten.
    Ein grüner Priester kam aus einem Hinterzimmer und wankte unter dem Gewicht eines jungen Weltbaums, der ein ganzes Stück größer war als er selbst und den er nur mit Mühe tragen konnte. Zu spät begriff Frederick, dass es dumm war, nicht die ganze Zeit über einen Weltbaum im Thronsaal zu haben. Aber Basil hatte befürchtet, dass man auf Theroc die Aktivitäten im Palast belauschen konnte.
    »Haben Sie den Vorsitzenden erreicht?«, fragte er aus dem Mundwinkel. Sein Blick blieb auf die Ambientalzelle gerichtet, die irgendwie der Schwerkraft trotzte und dem Thron entgegenschwebte.
    »Noch nicht«, erwiderte der grüne Priester und setzte den schweren Topf auf die Stufe neben dem verzierten Thron. Dann ging er neben dem jungen Weltbaum in die Hocke und griff mit beiden Händen nach dem schuppigen Stamm. »Andere grüne Priester in Ihrer Verbindungskammer haben mit unseren Kollegen in Mijistra gesprochen, um den Vorsitzenden zu lokalisieren. Er ist in einer privaten Audienz beim Weisen Imperator und dort nur schwer zu erreichen.«
    »Versuchen Sie es weiter«, sagte der König. Er bemühte sich, stark und erhaben zu wirken, nicht den Eindruck zu erwecken, von Basil abhängig zu sein.
    Der Gesandte der Hydroger näherte sich und sein Kugelschiff ragte wie drohend vor dem Thron auf. Einige Beamte schickten Musikanten in den Saal, mit dem Auftrag, eine Fanfare erklingen zu lassen, als ob der Fremde an so etwas Gefallen finden könnte. Protokollminister eilten mit bunten Fahnen und Wimpeln herein, gingen dabei von der Vermutung aus, dass der Gesandte solche Zeichen zu deuten wusste. Frederick fand das alles absurd.
    Die summende Kugel verharrte und vor dem Thron wirkte sie geradezu überwältigend groß. Die Nebelschwaden in ihrem Innern wogten.
    König Frederick dachte an das Schneeglas eines Kindes und musste sich sehr beherrschen, um nicht zu kichern, als dieses Bild vor seinem inneren Auge entstand. Es kam darauf an, selbstsicher und entschlossen zu wirken. Er würde dafür sorgen, dass Basil stolz auf ihn war, indem er zeigte, dass er während all der Jahre im Flüsterpalast wahre Diplomatie gelernt hatte.
    Frederick begriff, dass diese Begegnung die wichtigste während seiner ganzen langen Herrschaft war. Er stand auf, nicht aus Hochachtung dem Gesandten gegenüber, sondern weil er sich vor der schwebenden Kugel nicht klein und unbedeutend fühlen wollte.
    Schweigend wartete er, doch es kamen keine Worte von der kristallenen Sphäre. Schließlich beschloss Frederick, als Erster zu sprechen. Während die grünen Priester versuchten, Basil zu erreichen, wollte der König alles in die Länge ziehen und vermeiden, voreilige Entscheidungen zu treffen und den Fremden irgendwie zu provozieren. Das gewaltige Kugelschiff in der Umlaufbahn hatte bestimmt seine Waffen auf die Erde gerichtet, dazu bereit, alle Städte in Schutt und Asche zu legen.
    »Ich bin König Frederick von der Terranischen Hanse.« Er straffte die Schultern und sprach voller Stolz, obgleich er bezweifelte, dass die Fremden menschliche Ausdrucksformen zu deuten wussten. »Ich präsentiere alle Menschen im Spiralarm, auf der Erde, auf den Kolonialwelten und an Bord der Raumstationen und Himmelsminen, die Sie angegriffen haben.«
    Frederick wartete auf eine Reaktion des Gesandten.
    Schließlich bildete sich ein Schatten in den komprimierten Gasen der Kugel. Die Nebelschwaden wurden dünner und eine silbrige, humanoide Gestalt zeichnete sich darin ab: ein Mann mit Wimpern und Haaren auf dem Kopf, in einer Kleidung mit vielen Taschen und einem Umhang mit aufgestickten Clanabzeichen – ein Mensch wie aus Quecksilber.
    Das Geschöpf trat der gewölbten Innenwand der Ambientalzelle entgegen. Das gespenstische silbrige Gesicht bewegte sich und die Lippen formten Worte: »Ich bringe Ihnen eine Botschaft der Hydroger, Frederick, König der Felsbewohner.«
    »Er ist wie ein Roamer gekleidet«, stellte einer der Protokollminister verblüfft fest. Die Wächter und Höflinge im Eingangsbereich des Thronsaals flüsterten miteinander und fragten sich, was das bedeutete.
    Der Gesandte hatte bestimmt keine allgemeine menschliche Gestalt gewählt, um dem König gegenüberzutreten. Es gab zu viele Details, zu viele exakte Konturen. Es musste eine gestohlene oder kopierte Identität sein. Die Hydroger hatten mindestens fünf

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