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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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genetische Manipulation zurückging.
    Ihm fehlten die Worte.
    »Du siehst unserem König Frederick erstaunlich ähnlich, nicht wahr?«, sagte Wenzeslas. Raymond kannte das Gesicht des Königs eigentlich nur von stilisierten Darstellungen auf Plakaten und altmodischen Geldscheinen.
    OX brachte den Spiegel zur Kommode zurück. Raymond sah sich erneut im Zimmer um, weil er weder Wenzeslas noch den Roboter ansehen wollte. Durch die immer noch offene Tür bemerkte er zwei schattenhafte Gestalten draußen im Flur. Vermutlich Wächter. Ein üppig gepolsterter Sessel stand auf der anderen Seite des Bettes und Raymond sah noch etwas: ein Tablett mit lecker aussehenden Törtchen und eine Karaffe mit Saft. Sein Magen knurrte.
    Wenzeslas gab OX ein Zeichen. Der Lehrer-Kompi brachte die Erfrischungen.
    »Du befindest dich hier in einer geheimen Kammer unter dem Flüsterpalast«, sagte der Vorsitzende. »Bald wirst du Zugang zu allen Dingen bekommen, die du dir wünschen kannst. OX wird dich Geschichte, Philosophie, Politik und die subtilen Nuancen der Etikette am Hof lehren, dich damit auf deine künftigen Pflichten vorbereiten.«
    »Welche Pflichten?« Raymond trank roten Saft und schob sich eine Honigwaffel in den Mund – er glaubte, nie etwas Köstlicheres gegessen zu haben.
    »Prinz Peter, du bist Sohn und Erbe des Königs Frederick. Das Volk wird natürlich deine Ähnlichkeit mit ihm bemerken. Wenn du bereit bist, stellen wir dich der Öffentlichkeit vor. Sie wird dich akzeptieren.«
    »Prinz?« Raymond hätte fast den Saft verschüttet. »Scharlachroter Regen, ich bin kein Prinz, und dem König Frederick bin ich nie begegnet! Ich…«
    Ein sonderbares Lächeln umspielte die Lippen des Vorsitzenden. »Wir schaffen hier unsere eigene Wahrheit, junger Peter. Mach dir deshalb keine Sorgen.«
    »Aber was ist mit der echten königlichen Familie passiert? Ich habe noch nie etwas von einem Prinzen namens Peter gehört.«
    »Bis vor kurzer Zeit existierte er auch gar nicht.« Wenzeslas faltete die Hände. »Wir haben dafür gesorgt, dass die königliche Familie eine private Angelegenheit bleibt, damit die Hanse in dieser Hinsicht freie Hand hat. An Spielraum mangelt es uns nicht.«
    Der Vorsitzende schenkte sich ein Glas Saft ein. »König Fredericks Frau starb vor mehr als zwei Jahrzehnten. Im Lauf der Jahre hatte er viele Konkubinen und einige von ihnen schenkten ihm Kinder, aber keins von ihnen hat das Potenzial, das wir brauchen. Führungsqualitäten fehlen ihnen völlig.«
    Raymond starrte den Vorsitzenden an, als es ihm allmählich dämmerte. »Sie wollen, dass ich den König ersetze?«
    »Wenn du die notwendige Ausbildung hinter dir hast«, sagte OX.
    »Wir haben dich aus hunderten von möglichen Kandidaten ausgewählt, Peter. Die Hanse ist davon überzeugt, dass du jemand bist, den das Volk lieben und dem es zujubeln kann.«
    »Aber es… es ist nicht richtig!«, beharrte Raymond.
    Wenzeslas musterte ihn ruhig. »Genau auf diese Weise kam König Frederick vor vielen Jahren auf den Thron – und König Bartholomäus vor ihm und König Jack vor diesem.« Raymond riss die Augen auf und der Vorsitzende fuhr fort: »Wir beobachten dich seit Jahren und glauben, dass du zu den größten Hoffnungen berechtigst.« Kummer zeigte sich in seinem Gesicht. »Das schreckliche Feuer, das den Wohnkomplex zerstört hat, zwang uns leider dazu, schon jetzt aktiv zu werden. Wir hätten es vorgezogen, dich langsamer und schonender auf alles vorzubereiten.«
    Es fiel Raymond schwer, die drastischen Veränderungen in seiner Existenz zu begreifen. »Aber… was wird mit Frederick geschehen?«
    »Nachdem du ihn abgelöst hast, verändern wir sein Gesicht und schicken ihn in einen komfortablen Ruhestand auf Relleker. König Fredrick hat uns fast ein halbes Jahrhundert lang gute Dienste geleistet, aber inzwischen lässt er nach. Ich glaube, er ist nicht mehr richtig bei der Sache. Wir brauchen einen energischen Nachfolger, der der Hanse neue Kraft gibt.«
    »Ich kann das einfach nicht glauben.« Raymond sah in die Metallmaske des Lehrer-Kompi. »Jemand wird dahinterkommen und dann fliegt alles auf.«
    Basil Wenzeslas lächelte. »Entschuldige, junger Mann, aber Raymond Aguerra war ein Niemand. Wer könnte dich jetzt, nach der Veränderung deines Aussehens, noch mit ihm in Verbindung bringen? Nach dem schrecklichen Feuer glauben alle, dass du zusammen mit den anderen ums Leben gekommen bist.«
    Raymond hielt die Tränen zurück und seine Kehle

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