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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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dabei ihre Finger. Der Kontakt ließ seine Haut prickeln und er erzitterte innerlich. Diese Begegnung war für ihn ebenso süß wie schmerzhaft.
    Unangenehme Stille herrschte und Jess fragte sich, was er sagen sollte, um das Schweigen zu beenden. Er fürchtete, dass die falschen Worte aus ihm herausplatzten. Cesca wich auf eine vorsichtige Distanz zurück und ihre Lippen teilten sich, als wollte sie etwas flüstern.
    Ein breitschultriger Mann hastete durch den Tunnel, stieß sich in der geringen Schwerkraft mit den Stiefeln ab und zog sich mit kräftigen Fingern in den Empfangsraum der Sprecherin. »Ich muss sofort Jhy Okiah sprechen.« Er sah sich um, bemerkte die beiden jungen Leute und schenkte ihnen zunächst keine Beachtung. Dann erkannte er Jess. »Shizz! Dies betrifft den Tamblyn-Clan! Oh, ich bringe schreckliche Nachrichten. Wo ist die Sprecherin?«
    Der Mann war Jess kein Unbekannter: Del Kellum, ein Clan-Oberhaupt und Verwalter der großen verborgenen Werften in den Ringen von Osquivel. Manchmal schlüpfte der ruhelose Kellum in die Rolle des Frachtpiloten, um andere Siedlungen und Anlagen der Roamer zu besuchen. Er war in mittleren Jahren, kräftig gebaut und gesellig, aber jetzt wirkte er entsetzt.
    »Was ist passiert?«, fragte Jess. »Sollten Sie nicht den letzten Ekti-Transport von der Blauen Himmelsmine übernehmen?«
    Cesca trat vor. »Ich bin die Stellvertreterin der Sprecherin. Sie können die Nachricht mir übergeben. Was ist geschehen?«
    »Die Blaue Himmelsmine existiert nicht mehr!«, stieß Kellum hervor. »Sie wurde zerstört! Ich war nach Golgen unterwegs, als wir einen Notruf empfingen. Darin hieß es, dass die Mine von einem seltsamen Raumschiff angegriffen wurde, das aus den Tiefen der Atmosphäre kam. Eine solche Erscheinung hatten sie noch nie zuvor gesehen.«
    Atemlos schnappte er nach Luft. »Als ich Golgen erreichte, fand ich dort nur noch einige Trümmer – die Druckwellen der Explosionen hatten sie in hohe Umlaufbahnen getragen. In den von Ross bevorzugten Wolkenschichten entdeckte ich nur Rauch und Staub.«
    Trotz der geringen Schwerkraft von Rendezvous verlor Jess das Gleichgewicht und taumelte. Er streckte die Hand aus und Cesca griff instinktiv danach.
    »Was ist mit den Rettungskapseln?«, fragte Jess. »Das Flugdeck. Ross hätte in der Lage sein sollen, die Crew in Sicherheit zu bringen.«
    »Nichts«, sagte Del Kellum. »Es ist alles zerstört. Jemand, etwas, griff ohne Vorwarnung an und brachte alle Personen an Bord der Blauen Himmelsmine um.«

38 ERINNERER VAO’SH
    Die Saga des Ildiranischen Reiches entwickelte sich weiter, berichtete von Heldentum, Leidenschaft und Romantik. Als oberster Erinnerer am Hof des Weisen Imperators hielt Vao’sh Legenden und Geschichte seines Volkes für die nächste Generation faszinierter Zuhörer lebendig.
    Immer wieder nahm er Berichte von aufregenden Ereignissen im Spiralarm entgegen. Friedliche Zeiten waren angenehmer für die Bevölkerung, aber sie lieferten nur wenig Stoff für das Geschichtenerzählen. Bisher fand die Splitter-Kolonie auf Crenna nur als Fußnote Erwähnung in der Saga der Sieben Sonnen. Sie wurde allein der Vollständigkeit halber erwähnt, ohne irgendeinen dramatischen Aspekt. Es war einfach nur eine kleine Kolonie, keine Geburtsstätte von Helden. Kaum der Rede wert.
    Doch nach der Krankheit, die blind machte und einen schrecklichen Tod brachte, würde die Geschichte von Crenna viele dunkle Strophen enthalten. Der Erinnerer musste dafür sorgen, dass sie niemals in Vergessenheit geriet.
    Nach einer langen Quarantäne an Bord von Adar Kori’nhs Kriegsschiffen wurden die evakuierten Überlebenden in Mijistra in Empfang genommen. Sie waren erschüttert, aber auch erleichtert. Im nie verblassenden Licht von Ildiras sieben Sonnen fühlten die schwachen Heimkehrer durch das Thism die heilende Präsenz des Weisen Imperators. Hier würden sie sich erholen… ohne jemals zu vergessen.
    Vao’sh wollte die ganze Geschichte der Ereignisse auf Crenna hören. Die Saga musste nicht nur fesselnd sein, sondern auch genau.
    Vao’sh traf sorgfältige Vorbereitungen. Er rieb die ausdrucksvollen Hautlappen in seinem Gesicht mit Öl ein, damit ihre Farben besonders gut zur Geltung kamen. Wenn er die Geschichte gehört und alle ihre Details verinnerlicht hatte, würde er sie immer wieder aufmerksamen Zuhörern erzählen, und die unterschiedlichen Farben der Hautlappen dienten dazu, seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Um Hals und

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