Das Imperium
und die Gefahren im All. Ein Generationenschiff von insgesamt elf – das scheint mir eine akzeptable Verlustrate zu sein, wenn man die damalige vergleichsweise primitive Technik berücksichtigt.«
Tasia lächelte schief. »Ich halte es für wahrscheinlicher, die Burton zu finden, als zwischen Vater und Ross Frieden zu stiften.«
Jess seufzte. »Trotzdem sollten wir weiter versuchen, das Herz des Alten zu erweichen. In einem Jahr oder so heiratet Ross Cesca und diesen Umstand können wir nutzen, um unsere Familie wieder zu vereinen.«
Tasia reduzierte die Temperatur an Bord des kleinen Raumschiffs – sie war an die Kälte unter dem Eispanzer von Plumas gewöhnt. »Er wird den alten Streit begraben, Jess. Vater ist ein zu kluger Geschäftsmann, um eine Fehde mit dem Ehemann der neuen Sprecherin weiterzuführen.«
»Da hast du vielleicht Recht.« Jess überließ seiner Schwester die Navigationskontrollen und betrat die Kombüse, um ihnen beiden Pfefferblumentee zu kochen. Er wollte nicht weiter über die Heirat seines Bruders sprechen. Wenn er daran dachte, wurde ihm das Herz schwer und er befürchtete, dass sein Gesicht verriet, welche Gefühle er für Cesca Peroni hegte.
Tasia freute sich immer darüber, die glitzernden Asteroiden und künstlichen Habitate von Rendezvous zu sehen, und Jess freute sich über das Entzücken im Gesicht seiner Schwester.
Dutzende von Clan-Repräsentanten begrüßten sie, gekleidet in Umhänge und Jacken, die mit Familiensymbolen und bunten Zeichen geschmückt waren. Tasia dachte bereits über ihre eigenen Heiratsaussichten nach und flirtete mit den jungen Männern, obwohl sie zweifellos noch wählerischer sein würde als ihr Vater.
Rendezvous war ein Ort, an dem die Roamer ganz offen miteinander reden und geschäftliche Vereinbarungen treffen konnten. Sie hinterließen Nachrichten für Freunde und Partner, trafen entfernte Verwandte. Die Clan-Einheiten waren klein und deshalb waren Eheschließungen zwischen Männern und Frauen verschiedener Clans wichtig, um Volk und Kultur stark zu halten.
Tasia eilte fort, um mit Freunden in ihrem Alter zu reden. Sie gewöhnte sich schnell an die geringe Schwerkraft der Asteroiden und eilte durch lange Tunnel in Richtung der Treibhauskuppeln. Sie hatte darauf verzichtet, ihren Raumanzug aus Jess’ Schiff mitzunehmen; wenn sie sich nach draußen ins All wagen wollte, konnte sie sich jederzeit einen Körperschild ausleihen. Ihr fiel immer etwas ein.
Mit einer Mischung aus Furcht und Ungeduld brachte Jess die transparente Verbindungsröhre zum zentralen Asteroiden hinter sich, um Cesca dort einen formellen Gruß von Ross zu übermitteln. Jhy Okiah drückte ihm fest die Hand und sah dann kurz zu ihrer Nachfolgerin – Cesca konnte ihren Blick nicht von dem Besucher lösen.
Die alte Sprecherin räusperte sich verlegen. »Wenn Sie gestatten… Ich bin mit der Mutter von Rand Sorengaard verabredet. Ihr Clan möchte sich offiziell für die Taten ihres Sohns entschuldigen.« Damit ging sie fort.
Cesca und Jess musterten sich stumm und er konnte seine Bewunderung für sie kaum verbergen. Cescas olivfarbene Haut und ihr dunkles Haar zogen ihn wie ein Magnet an. Sie lächelte mit lockenden Lippen. »Es freut mich, dich wiederzusehen, Jess«, sagte sie ein wenig zu förmlich.
Er reagierte mit einer tiefen Verbeugung. »Als ich zum letzten Mal bei Golgen war, bat mich mein Bruder, dir seine Grüße zu übermitteln. Er erwartet, in diesem Jahr mit der Blauen Himmelsmine einen Gewinn zu erwirtschaften.«
Jess öffnete eine große Tasche an seiner bestickten Weste und holte eine Kette mit metallisch glänzenden schwarzen Kugeln daraus hervor – Himmelsperlen. Er hielt die Halskette ins künstliche Licht. Seiner Ansicht nach glänzten Cescas dunkle Augen prächtiger als die schwarzen Kostbarkeiten.
»Ich glaube, ich habe noch nie zuvor Himmelsperlen gesehen«, sagte Cesca. »Und ich bin ganz sicher, keine zu besitzen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Bitte richte Ross meinen Dank aus.«
Die kleinen Kugeln bildeten sich im Innern von Ekti-Reaktoren. Es handelte sich um konzentrierte Verunreinigungen aus der Atmosphäre während des Erntens. Himmelsperlen hafteten an den Reaktorwänden; man fand sie gelegentlich bei routinemäßigen Säuberungen. Ross sammelte sie seit Jahren, jeweils ein oder zwei Exemplare. Er hatte seiner Verlobten insgesamt fünfundzwanzig geschenkt – sie waren ein Vermögen wert.
Jess reichte Cesca die Kette und berührte
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