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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Alter zu schätzen. Neben dem Fremden zeigte sich ein altmodischer Lehrer-Kompi mit mattem Gehäuse.
    Der Mann musterte Raymond lächelnd, doch der Kompi sprach als Erster. »Meine Berechnung der Dauer der Betäubungsphase war bis auf eine Toleranz von zehn Minuten genau, Vorsitzender Wenzeslas.«
    »Ausgezeichnet, OX. Immerhin musstest du viele wichtige Parameter erraten.«
    Raymond kannte den Namen und klappte den Mund zu, um keine empörten Fragen zu stellen. Proteste würden ihn dumm und hilflos aussehen lassen. Diese Leute würden ihm sagen, was sie wollten und wann sie es wollten. Er beschloss, sich in Geduld zu fassen, als er dem aufmerksamen Blick des Vorsitzenden begegnete.
    Wenzeslas lächelte dünnlippig. »Sehr gut, Peter. Du hast bereits Zurückhaltung gelernt, noch vor der Ausbildung.« Und zu OX: »Ich glaube, hier haben wir einen guten Schüler.«
    Raymonds Herz pochte schneller. »Wer ist Peter? Ich heiße Raymond Aguerra und wohne…«
    Wenzeslas hob eine perfekt manikürte Hand. »Peter lautet der Name, den wir für dich gewählt haben. Du solltest dich gleich an ihn gewöhnen.«
    Der alte Lehrer-Kompi kam mit schweren, aber präzisen Schritten näher. »Mir ist klar, dass die Nachwirkungen der Betäubung sehr unangenehm sind. Ich kann dir eine schmerzlindernde Injektion verabreichen oder dir einen süßen Sirup anbieten, der das gleiche Mittel enthält. Ich möchte nicht, dass dich körperliche Beschwerden von den wichtigen Dingen ablenken, die Vorsitzender Wenzeslas mit dir erörtern möchte.«
    Es gefiel Raymond ganz und gar nicht, wenn diese Leute ihm Medikamente verabreichten. Er wusste noch immer nicht, warum sie ihn hierher gebracht hatten und was sie von ihm wollten. Doch erneut verzichtete er auf einen Protest und dachte gründlich über seine Situation nach. Betäubt und hilflos hatte er in diesem Zimmer gelegen. Die Fremden hätten also Gelegenheit gehabt, ihn zu jedem beliebigen Zeitpunkt mit irgendwelchen Drogen voll zu pumpen – warum sollten sie damit warten, bis er erwachte? Und wem gereichte es zum Vorteil, wenn er darauf bestand, sich auch weiterhin schlecht zu fühlen?
    Nach einer vorsichtigen Pause fragte er: »Was wirkt schneller? Ich möchte diese grässlichen Kopfschmerzen loswerden.«
    OX trat an die Seite des Bettes. »Die Injektion sollte praktisch sofort wirken. Ich werde versuchen, sie so schmerzlos wie möglich zu verabreichen.« Der kleine Kompi streckte eine metallene Hand aus. Bevor Raymond auch nur hinabsehen konnte, kam eine winzige Nadel aus einer Fingerspitze und bohrte sich ihm in den Arm. Raymonds Überraschung war größer als der Schmerz. Er rieb sich den Arm, obgleich er gar kein Stechen spürte. Der Kompi behielt Recht – die Kopfschmerzen ließen fast sofort nach.
    »Ich heiße Raymond«, sagte der Junge erneut und atmete tief durch. »Warum haben Sie mich hierher gebracht? Was wollen Sie von mir?«
    »Wir möchten, dass du dein volles Potenzial entfaltest, junger Mann«, erwiderte Wenzeslas. Er trat vor und setzte sich ans Fußende des Bettes, faltete dann in sonderbar väterlicher Manieriertheit die Hände. »Wir bieten dir eine großartige Gelegenheit, etwas, das du dir nie erträumt hättest. Und außerdem wird durch dieses Arrangement die Zukunft der Terranischen Hanse gesichert.«
    Raymond wandte sich ab, froh darüber, dass auch die Zuckungen in den Muskeln nachließen. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Wissen Sie etwas über meine Mutter und meine Brüder? Ich habe das Feuer gesehen.«
    »Es gab keine Überlebenden, junger Mann. Der Wohnkomplex brannte vollständig nieder.«
    »Ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen, Peter«, sagte OX.
    »Ich heiße Raymond.«
    »Du heißt Peter«, sagte Basil. »Bitte hör jetzt gut zu, während ich es dir erkläre. Die erste Sache, mit der du dich abfinden musst, ist diese: Du bist nicht mehr der, der du warst.«
    OX ging zu einer Kommode in der einen Ecke des Raums und kehrte mit einem Spiegel zurück, der in einem goldenen Rahmen steckte. Eine ruhige Metallhand hielt ihn so, dass Raymond hineinsehen konnte. Verblüfft betrachtete der Junge sein Spiegelbild. Er war jetzt vollkommen blond – das strohfarbene Gelb reichte bis zu den Haarwurzeln. Auch die Brauen hatten eine andere Farbe und die Augen darunter waren nicht mehr dunkelbraun, sondern grün. Nichts deutete auf Kontaktlinsen oder Implantate hin. Raymond vermutete, dass die Veränderung der Farbe von Haaren und Augen auf eine

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