Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
vibrierte, als der Schmerz in ihm sonderbarer Taubheit wich. Seine Mutter hätte gesagt, dass diese plötzliche Gelegenheit – und ja, er suchte immer nach Gelegenheiten – der Ausgleich für all die Trauer war. Sie hätte vermutlich irgendwelche Gemeinplätze aus einer Unisono-Schrift zitiert. Raymond wäre bereit gewesen, alles zu geben, um seine Familie zurückzubekommen, aber diese Chance durfte er nicht vergeben.
    Der Vorsitzende lächelte gewinnend, zeigte dabei strahlend weiße Zähne. »Wie heißt es so schön? Kein Unglück ist so groß, es hat sein Glück im Schoß. Die Vergangenheit haben wir bereits neu geschrieben. Und jetzt brauchen wir dich, junger Peter, damit du uns hilfst, die Zukunft zu schreiben.«

37 JESS TAMBLYN
    Jess Tamblyn kehrte zu den Anlagen seines Clans unter dem Eis von Plumas zurück und musste dort feststellen, dass sein alter Vater so streng und mürrisch war wie immer. Das gab ihm einen weiteren Anlass, nach einem Vorwand zu suchen, der es ihm gestattete, so bald wie möglich erneut nach Rendezvous zu fliegen. Es war ihm nicht gelungen, Cesca zu sehen.
    Bam Tamblyn hatte dunkle, begierig blickende Augen, in denen es blitzte, als Jess von Ross’ Aktivitäten in der Atmosphäre von Golgen erzählte. Nach einigen Sekunden hob das alte Clanoberhaupt die schwielige Hand. »Genug. Vergeuden wir keine Zeit, indem wir über jemanden reden, der nicht mehr zu unserer Familie gehört.« Diese Halsstarrigkeit dauerte nun schon seit Jahren und Jess bezweifelte, dass sich jemals etwas daran ändern würde.
    Es war alles andere als angenehm für ihn, in der Nähe seines Vaters zu leben. Nach einer Woche erfand Jess dringende Gründe, die angeblich einen neuerlichen Flug nach Rendezvous erforderten. Seine jüngere Schwester Tasia bat ihn, mitkommen zu dürfen, und Jess hatte Mitleid mit ihr. »Sie ist bei mir gut aufgehoben, Vater«, sagte er. »Und wer weiß? Vielleicht gelingt es uns diesmal, die Burton zu finden.«
    Bram schnaubte. »Unser Clan verdient genug Geduld im Festwasser-Geschäft. Du solltest dich nicht immer wieder vor deinen Pflichten drücken und irgendwelchen Mythen nachjagen.«
    »Es käme mir nie in den Sinn, mich vor meinen Pflichten zu drücken, Vater, und das weißt du. Und die Burton existiert. Sie ist irgendwo dort draußen.« Die große, langsame Burton war das einzige der elf Generationenschiffe, das man nicht gefunden hatte.
    »Selbst wenn du sie fändest – heute wäre sie nur mehr ein Wrack und nichts wert.«
    »Sie wäre einen Platz in der Geschichte wert, Vater«, warf Tasia ein.
    Bram tarnte sein nachsichtiges Lächeln durch einen verärgerten Blick. Jess machte sich umgehend davon zu seinem privaten Raumschiff, gefolgt von Tasia. Ihr persönlicher Kompi EA wollte sich ihnen anschließen, aber Tasia ließ sich einige dringende Aufgaben für ihn einfallen und schickte ihn fort.
    Als sie die von Rissen und Furchen durchzogene gefrorene Oberfläche des Mondes erreichten, lachten Bruder und Schwester. Sie entfernten sich von den Pumpstationen, die die kilometerdicke Eiskappe durchdrangen – hydrostatischer Druck ließ dort flüssiges Wasser nach oben quellen, und es wurde von den Versorgungsstationen aufgenommen.
    »Darf ich fliegen?« Tasia saß neben Jess, versessen darauf, die Navigationskontrollen zu bedienen.
    Er bedachte seine Schwester mit einem anerkennenden Blick. Sie war jung und draufgängerisch, gerade erst sechzehn, und sie freute sich über jede Gelegenheit, Plumas zu verlassen. Sie hatte eine Stupsnase, blaue Augen und struppiges braunes Haar, das sie sich selbst schnitt, wenn es zu lang wurde. Ihr forscher Esprit machte sie zu einer sehr angenehmen Reisebegleiterin und zu einer schwierigen verbalen Gegnerin, wenn jemand versuchte, sie zu beleidigen.
    »Ob das Schiff einen solchen Missbrauch aushält?«, fragte Jess.
    »Ich nenne es eine Belastungsprobe.«
    »Später«, sagte er. »Derzeit geht es mir vor allem darum, von hier wegzukommen. Ich überlasse dir das Andockmanöver bei Rendezvous.«
    Als Plumas hinter ihnen schrumpfte und Jess den Kurs programmierte, rief Tasia seine letzten Expeditionsdaten ab. »Wollen wir wirklich die Suche nach der Burton fortsetzen? Hast du neue Hinweise?«
    »Nein, es war nur ein Vorwand, um dich mitzunehmen, bevor Vater irgendein Gegenargument finden konnte.« Jess blickte zu den leuchtenden Sternen. »Ich bezweifle, dass die Burton jemals gefunden wird. Man denke nur an die vergangene Zeit, die großen Entfernungen

Weitere Kostenlose Bücher